It Comes at Night (DVD)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 29. Mai 2022 20:19

It Comes at Night
USA 2017, Regie: Trey Edward Shults, mit Joel Edgerton, Riley Keough, Christopher Abbott u.a.
Rezension von Elmar Huber
Paul (Joel Edgerton), Sarah (Carmen Ejogo) und ihr 17jähriger Sohn Travis (Kelvin Harrison Jr.) leben abgeschieden in einem Waldhaus, stets auf der Hut, den Kontakt mit der Außenwelt zu vermeiden, die nach einer Katastrophe von tödlichen Krankheitserregern verseucht ist. Kürzlich erst mussten sie Sarahs Vater beerdigen, der sich infiziert hatte.
Eines Nachts hören sie, wie jemand in ihr Haus eindringt. Paul kann den Fremden (Christopher Abbott), der sich später als Will vorstellt, überwältigen, doch gelingt es diesem, ihn zu überzeugen, dass er lediglich auf Wassersuche für seine Familie war, die nicht weit entfernt Unterschlupf in einer leeren Hütte gefunden hat. Man beschließt, Wills Familie ebenfalls in das Haus zu holen und die vorhandenen Ressourcen zu bündeln.
Das Zusammenleben gestaltet sich als angenehme Abwechslung, aber plötzlich kommt es zu einer erneuten Infektion innerhalb des Hauses, und die Situation eskaliert.
Ohne erklärende Einleitung befindet man sich mit Pauls dreiköpfiger Familie in dem Waldhaus, das nach allen Regeln der Zimmermannskunst in eine ordentliche Festung verwandelt wurde. Fenster und Türen sind bis auf eine rote Tür, der einzige, stets verschlossene Ein- und Ausgang, vernagelt. Nur Paul trägt einen Schlüssel um seinen Hals. Innerhalb der Außenwände besteht eine Art Pufferzone und darin erst der eigentliche ‚Wohnbereich’ von Paul, Sarah und Travis; verlassen darf man das Haus nie allein und nur mit angelegter Gasmaske.
Und als würde das noch nicht deutlich machen, dass hier absolut etwas oberfaul ist, wird gleich zu Anfang des Films der ausgemergelte Großvater der Familie im Wald verbrannt. Was genau vorgefallen ist, das diese extremen Vorsichtsmaßnahmen erfordert, erfährt man nicht. Nur dass eine Krankheit über das Land gerollt ist, die für die Menschen, einmal infiziert, den sicheren Tod bedeutet. Fragt sich nur, ob ein solch perspektiv- und freudloses Leben in ständiger Angst, wie es Paul, Sarah und Travis führen, eine wünschenswerte Alternative ist.
Mit Will und später noch dessen Frau Kim (Riley Keough) und Baby Andrew kehrt nun zumindest Ablenkung in dieses zwanghaft geordnete Leben ein, und tatsächlich spürt man, nachdem alle ansatzweise miteinander warm geworden sind, so etwas wie ‚Leben in der Bude’. Vor allem der pubertäre Travis profitiert emotional von den Neuankömmlingen. Will empfiehlt sich als großer Bruder-Ersatz und Kim, nachdem er sie beim Sex beobachtet hat, als erotische Phantasie. Verstörend und aufwühlend für den jungen Mann, doch besser noch als nichts zu fühlen.
So konzentriert sich Regisseur und Autor Trey Edward Shults bewusst auf die schwelende Atmosphäre aus Misstrauen, Gehorsam und unterdrückten Gefühlen innerhalb des abgeschlossenen Mikrokosmos. Ein Vulkan der stets kurz vor dem Ausbruch steht. Doch bleibt dies mangels geeigneter Identifikationsfiguren in den Ansätzen stecken und der Zuschauer emotional unbeteiligt.
„It Comes at Night“ ist weniger Horror-Film als psychologisches Drama, das den Zuschauer auf Abstand hält und die Absicht des Regisseurs nur erahnen lässt.