Dhonielle Clayton: Das gefährliche erste Jahr - Die Marveller - Magie aus Licht und Dunkelheit 1 (Buch)

Dhonielle Clayton
Das gefährliche erste Jahr
Die Marveller - Magie aus Licht und Dunkelheit 1
(The Marvellers, 2022)
Übersetzung: Doris Attwood
cbj, 2022, Hardcover, 472 Seiten, 16,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Ella Durand aus New Orleans gehört zur Fabulierer-Familie, die die Grenze zu den Dunkelreichen bewacht. An ihr ist es, die Seelen ins Jenseits weiterzuleiten, dafür zu sorgen, dass der Frieden gewahrt wird. Dabei nutzt sie ihre eigene Magie des Fabulierens, wird aber vom Rest der magischen Welt verachtet, ja ausgegrenzt.

Ella wird als erste aus den Reihen der Fabulierer ausgewählt, die in luftiger Höhe schwebende Schule der Marveller zu besuchen. Es geht um nichts weniger, als die Diskriminierung abzuschaffen, Vorurteile zu überwinden und die Gemeinschaft der magisch Begabten ein klein wenig gerechter zu machen.

Dass es Ella nicht leicht haben würde an der Elite-Schule der Marveller war allen, auch ihr, von vorneherein klar. Dass sie aber auf derart fiese, neidische Mitschülerinnen treffen würde, verletzt sie. Auch wenn sie es sich nach außen hin nicht anmerken lässt, gehen ihr die Bosheiten ganz schön an die Nieren. Dabei versucht sie es wirklich, ihr Temperament zu zügeln, offen und freundlich zu sein; allein, die Abkömmlinge der angesehenen Marveller-Clans dissen sie, wo es nur geht. Einzig in ihrer Zimmergenossin, einem Mädchen aus New York, und einem Klassenkameraden findet sie Unterstützung.

Dass gleichzeitig eine Asse, eine in einem Kartenspiel eigentlich sicher und dauerhaft weggesperrte Verbrecherin entkommt und ihre dunklen Pläne vorantreibt, hat auch auf die Drei seine Auswirkungen - kommen sie doch so einigen sorgfältig unter den Teppich gekehrten Geheimnissen auf die Spur. Und die Elite hasst nichts mehr wie Veränderung oder ihr Gesicht zu verlieren, was zu unschönen Ereignissen führt…


Ein magisches Internat mit verschiedenen Häusern - je nach Veranlagung -, in dem der entsprechend talentierte Nachwuchs auf seine spätere Karriere vorbereitet wird, das kennen wir natürlich von Hogwarts. Nun, weder Verlag noch Autorin verschweigen im Vorfeld, dass das Potter-Internat bei der Schöpfung ein klein wenig Pate gestanden ist. Nur, und dies ist ein großes Nur, das ist vorliegend gar nicht wichtig.

Zu sehr geht der Plot seinen eigenen, interessanten Gang, erfahren wir von Geheimnissen, Verrat und Kämpfen, mehr noch allerdings vom Mobbing unserer Erzählerin. Dabei nimmt uns die Figur der Ella mit ihrem Mut, aber auch ihrer inneren Verletzlichkeit schnell gefangen.

Immer wieder lockern dabei besondere Gimmicks die Lektüre auf; Zeitungsartikel, ein Briefverkehr oder Schilderungen von Wesen erschließen uns Hintergrundwissen.

Der Unterricht bei den unterschiedlichen Lehrkräften erinnert natürlich ein wenig an Hogwarts, ist dann in Details aber doch wieder ganz anders aufgezogen. Dass unsere Schule zudem weit über den Wolken schwebt, kommt hinzu.

Stilistisch der Zielgruppe - Leserinnen und Leser ab 10 Jahren - angepasst wartet so ein spannendes Abenteuer auf uns, in dem es verklausuliert um Gleichberechtigung, Emanzipation und Inklusion geht - wichtige Themen, die in einer faszinierenden Erzählerin verpackt voller Gefühle vermittelt werden.