Liv Harder: Das Gothic-Girl und der Dämon - Begierde und Gefahr (Buch)

Liv Harder
Das Gothic-Girl und der Dämon - Begierde und Gefahr
Blue Panther Books, 2022, Taschenbuch, 160 Seiten, 12,90 EUR

Rezension von Irene Salzmann

Die unter dem Pseudonym Liv Harder schreibende Autorin hat bei Blue Panther Books die Titel „Die Lederbraut und der Biker“ und - vorliegend - „Das Gothic-Girl und der Dämon - Begierde und Gefahr“ veröffentlicht. Sie sagt von sich, dass ihre Romane und die darin agierenden Charaktere von eigenen Erlebnissen inspiriert werden, sodass es sicherlich kein Zufall ist, dass Lederkleidung, Motorräder, düstere Typen und Sex quer durch alle Geschlechter in beiden Büchern thematisiert werden.

 

Irgendwann tauchte die attraktive Nina in der Gothic-Szene einer nicht benannten Stadt (Düsseldorf?) auf und verdreht seither jedem den Kopf. Doch mehr als den einen oder anderen One Night Stand vergönnt sie den Verehrern nicht und wahrt auch sonst ihre Geheimnisse und vor allem ihre Unabhängigkeit.

Das ändert sich, als Nina auf einem ihrer Streifzüge im Wald ein verrammeltes Jagdschlösschen entdeckt. Der betörende Duft, den sie in den Räumen wahrnimmt, weckt erotische Wünsche und veranlasst sie, ihre Angst zu überwinden und immer wieder an den unheimlichen Ort zurückzukehren, wo ein Unsichtbarer ihre Sehnsüchte erfüllt, mehr noch, sich ihr schließlich zeigt und sie für sich beansprucht.

Zwar vertraut sich Nina einigen besorgten Freunden an, doch verbittet sie sich jegliche Einmischung. Auch die Warnung des geheimnisvollen Falk, der das Wesen, dessen Art er Roy nennt, eliminieren soll, damit es keine weiteren Frauen in Abhängigkeit bringen und töten kann, fruchten nicht. Nina ist davon überzeugt, dass Raven nicht böse ist und ihr nie ein Leid zufügen würde.


Die Story, in der es hauptsächlich darum geht, dass sich eine junge Frau und ein nichtmenschliches Wesen, einem Incubus ähnlich, ineinander verlieben und ihr Glück durch einen Dämonenjäger, der das Versteck aufspürt, bedroht wird, liefert das Gerüst für eine Aneinanderreihung von erotischen Abenteuern, die auch die Szene-Freunde einschließen. Da die Erotik vor der Handlung rangiert und das Mysteriöse nicht verwässert werden soll, gibt es keine erschöpfenden Antworten, was genau Raven und die Roys sowie ihre Jäger sind, und Ninas Hintergrund bleibt dank Mila immerhin spekulativ.

Das eigentliche Thema ist Sex, und das Motto lautet: Jeder mit jedem, Frau x Frau, Mann x Frau, Mann x Mann, flotter Dreier, Gangbang. Der Sex ist einvernehmlich, kaum jemand strebt aktuell eine feste Beziehung an, alle wollen nur ihren Spaß haben und darüber ihre kleinen und großen Probleme für eine Weile vergessen. Trotzdem ist das Miteinander zärtlich und bleibt im Bereich Vanilla-Sex. Es fällt auf, dass die Frauen (Nina, Jana, Billie) eher dominant und die Männer (Chris, Phil) sanftmütig sind.

Am Rande wird Kritik an Pädophilen geübt und an Freiern, die Prostituierte schlecht behandeln. Hingegen ist das Risiko, bei ständig wechselnden Partnern (Geschlechts-) Krankheiten zu übertragen, kein Wort in der heilen Sex-Welt wert, und (softe) Drogen werden gar verharmlost und genauso wie Borderline als gängiges Fluchtmittel von Personen, die ganz unten angekommen sind, entschuldigt. Obschon das Buch lediglich unterhalten will und der Mehrheit der Leserschaft bewusst sein dürfte, dass zwischen der Realität und verklärten Fiktionen zu unterscheiden ist, trägt jeder Autor eine gewisse Verantwortung.

Und zu unterhalten weiß Liv Harder, wenn man Spaß an phantastischen Themen in Kombination mit zärtlicher Erotik hat. Freilich erfindet sie das Rad nicht neu, doch werden vor allem jüngere Leserinnen und jene, die es weniger deftig und lieber mit ein bisschen Handlung mögen, mit „Das Gothic-Girl und der Dämon - Begierde und Gefahr“ ganz zufrieden sein.