Brandon Sandersons Der Dunkle (Comic)

Brandon Sandersons Der Dunkle
(Dark One 1, 2021)
Idee und Geschichte: Brandon Sanderson
Text: Jackson Lanzing & Collin Kelly
Zeichnungen: Nathan Gooden
Übersetzung: Oliver Hoffmann
Panini, 2022, Paperback, 224 Seiten, 24,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Brandon Sanderson hat sich in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Nicht nur, dass er den „Rad der Zeit“-Zyklus seines Mentors Robert Jordan beenden durfte, er zeichnete sich auch für eine Menge anderer phantastischer Erfolgsreihen aus. Vor allem brach er mit vielen Konventionen der Fantasy und schuf so eigene Welten, die auch in der hier vorliegenden Serie zum Tragen kommen. „Brandon Sandersons Der Dunkle“ spielt zwar in einer seiner Welten ist aber eigens für die Comic-Adaption geschaffen worden.

 

Auf der Welt Mirandus ist alles dem großen Narrativ untergeordnet. Das bedeutet, dass viele Bewohner nicht frei sind, ihren eigenen Neigungen zu folgen. Denn es muss immer einen König geben, der die Regeln aufrechterhält, eine Prinzessin, die dazu da ist, den Helden zu heiraten, die gegen das personifizierte Böse und dessen Horden kämpft. Paul Tamasin ahnt nicht, dass seine Albträume und Visionen einen Grund haben und sucht verzweifelt Heilung. Die scheint es aber erst zu geben, als er sich den auf ihn einstürmenden Impressionen öffnet und so nach Mirandus gerät, um seine Bestimmung anzunehmen. Denn er ist „Der Dunkle“.


Brandon Sanderson bedient sich hier eines klassischen Themas, interpretiert es aber ganz neu, so dass die Geschichte eine völlig andere Betonung bekommt. So einfach und logisch der Kampf des Guten gegen das Böse auch scheint, er ist es nicht. Das merkt man auch in einer Nebenhandlung, die auf der Erde spielt und einen weiteren wichtigen Charakter ins Spiel bringt.

Allein schon die besonderen Voraussetzungen tauchen die Klischees in ein neues Licht. Denn man fragt sich wirklich, ob der Verlauf der Geschichte, die eigentlich von Anfang an vorgegeben ist, auch so sein muss? Was ist Gut, und was Böse? Zwingt der Narrativ nicht jeden in eine eindimensionale Rolle, die für facettenreiche Menschen eigentlich unerträglich ist? Tatsächlich erlebt man, dass nicht nur die Hauptfigur ihre Zweifel hat. Denn hinter den Kulissen versuchen auch andere aus den Zwängen des Narrativs auszubrechen, teilweise an den interessantesten Positionen. Zudem bekommen die Figuren, die sonst immer als dummes Kanonenfutter herhalten müssen, etwas mehr Farbe und auch Tiefe.

So entsteht ein Comic, der Urban Fantasy und High Fantasy gelungen miteinander vermischt und viele Klischees ad Absurdum führt, ja sogar deutlich in Frage stellt. Die Welt wird zudem dadurch exotischer als andere und wirft viele Fragen auf, auch wenn es ein halbwegs in sich geschlossenes Ende gibt. Die werden dann wohl in einem anderen Teil beantwortet werden.

„Brandon Sandersons Der Dunkle“ ist ein interessanter Comic, durch den der Autor seine Welt in einer anderen Erzählform erweitert und mit einer zwar komplexen aber auch spannenden Geschichte vielleicht sogar die Fans anlockt, die sich bisher nicht an seine umfangreichen Romane wagten.