Christian Endres: Die Zombies von Oz (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 30. November 2010 22:50
Christian Endres
Die Zombies von Oz
Titelbild: Volkan Baga
Atlantis, 2010, Paperback, 272 Seiten, 13,90 EUR, ISBN 978-3-941258-33-4 (auch als Hardcover direkt beim Verlag erhältlich, 14,90 EUR)
Von Carsten Kuhr
Wir kennen sie alle, das bezaubernde Mädchen Dorothy und ihre Abenteuer im Land hinter dem Regenbogen. Was aber geschah mit dem jungen Mädchen, nachdem sie ihre Reise ins Land Oz abgeschlossen hatte? Kehrte sie auf den Hof zurück, lebte fortan glücklich und zufrieden – oder vielleicht doch nicht? Christian Endres hat sich der Geschichte von Dorothy angenommen und setzt sie just mit ihrer Rückkehr auf den heimatlichen Hof fort.
Noch nicht wieder richtig zurückgekehrt, kommt Dorothy etwas komisch vor. Kein Leben regt sich auf dem Hof, und das, obwohl die Sonne vom wolkenlosen Himmel scheint. Als sie das Haus betritt, begegnet sie endlich ihren geliebten Verwandten. Doch, ach, wie haben diese sich verändert. Teile des Gesichts fehlen, ihre Tante und ihr Onkel bewegen sich, hölzern aber stetig, auf Dorothy zu.
Sie vermuten richtig, eine Plage hat die Welt heimgesucht – ein Sturm, der die Toten aus ihren Gräbern hat aufstehen lassen, der die meisten Menschen und Tiere in Zombies verwandelt hat. Selbst der Zauberer Oz wurde infiziert. Nur einem etwas zwielichtigen Desperado Frank und dem grünen Ballon von Oz ist es zu verdanken, dass sie zunächst vor den untoten Horden fliehen kann.
Selbst die Reise ins Land jenseits des Regenbogens bringt keine Rettung. Auch hier, im Land des Zaubers, haben sich die Zombies ausgebreitet....
Christian Endres, der im Atlantis Verlag mit seinen Beiträgen zu der Shared-World-Reihe „Saramee“ startete, hat sich seitdem stetig fortentwickelt. Nach dem Episoden-Fantasyroman „Der Preis des Lebens“ und der preisgekrönten Sherlock- Holmes-Collection „Sherlock Holmes und das Uhrwerk des Todes“ nimmt er sich vorliegend zum zweiten Mal nach dem Mann mit der Pfeife einer literarischen Figur an. Mit der kleinen Dorothy nutzt er eine der eingängigsten Kinderbuchfiguren der westlichen Welt als Aufhänger für seinen Roman.
Wer nun aber denkt, dass es im Buch um nette, märchenhafte Erlebnisse um den Blechmann, die Vogelscheuche und Co. gehen würde, der reibt sich erstaunt, ja schockiert die Augen. Endres mutet seinen Figuren wie den Lesern so Einiges zu. Da wanken angeknabberte Menschen durch die Gegend, denen nicht nur einzelne Gliedmaßen sondern auch gerne einmal ein Auge oder doch lieber ein Unterkiefer verlustig gegangen sind, da zerfetzen Kugeln Köpfe und quellen von Fäulnisgasen aufgeblähte Gedärme aus aufgerissenen Bäuchen. Das schockiert gerade in dem krassen Kontrast zu den aus der Vorlage bekannten liebenswürdigen Figuren, nutzt zudem das so angesagte Thema der Zombies weidlich aus und fesselt durch eine abwechslungsreiche Handlung.
Natürlich geht es zwischen den Zeilen auch darum, dass man zum Wohle aller so manches mal schwierige Entscheidungen treffen muss, tun muss, was zu tun ist um zu überleben, auch wenn man dadurch einen Teil seiner Menschlichkeit aufgibt.
Daneben unterhält der Plot spannend, und stilistisch solide, bringt ein etwas anderes Wiedersehen mit liebgewonnenen Figuren und sorgt für wohliges Gruselfeeling.