Larry Brent Classics 3: Im Kabinett des Grauens (Hörbuch)

Larry Brent Classics 3
Im Kabinett des Grauens
Dan Shocker
Hörbuchbearbeitung, Produktion und Regie; Sounddesign, Schnitt, Mix: Markus Winter
Musik: Michael Donner u. a.
Sprecher: Frank Röth, Tim Moeseritz, Udo Schenk, Wolfgang Rüter
Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati
Winterzeit, 2015, 2 CDs, ca. 147 Minuten, ca. 14,99 EUR

Rezension von Elmar Huber

„Tom war endgültig allein in einem Kabinett des Gruselns. Allein unter unheimlichen Gestalten, die nur zu schlafen schienen und die jeder Lichtreflex, jeder Schatten zu einem unwirklich schauerlichen Leben erwachen ließ.“

Bis zuletzt beteuert der zum Tode verurteilte Derry Cromfield vergebens seine Unschuld. Mit seinen letzten Worten verflucht er den Henker Harold Perkins, der das Todesurteil vollstreckt, und dessen Nachkommen.

Zwanzig Jahre später: Der Kleinganove Tom Riggins lässt sich in Mr. Flemings Wachsfigurenkabinett einschließen, um dort im Schutz der Nacht die Wertgegenstände zu stehlen, die die Wachsfiguren schmücken. Zunehmend hat der Dieb das Gefühl, doch nicht allein in dem geschlossenen Wachsfigurenkabinett zu sein. Sein Verdacht wird zur Gewissheit, als er vor der Figur von Derry Cromfield steht, die ihm ein Messer in den Leib rammt.

In London besteigen derweil die Agenten Larry Brent und Ivan Kunaritschew auf dem Heimweg vom Schloss des Duke of Huntington (siehe „Larry Brent Classics“ 2, „Die Angst erwacht im Todesschloss“) ein Flugzeug nach New York. Noch während Larry Brent an den Lippen und Beinen der mitreis(s)enden jungen Schauspielerin Silvia de Sorrente hängt, kommt es in dem Flugzeug zu einem gefährlichen Zwischenfall. Denn unter den Passagieren befindet sich niemand anderes als Derry Cromfield, der sich mit Waffengewalt Zugang zum Cockpit verschafft und den Co-Piloten Colin Perkins, ein Enkel des Henkers Harold Perkins, zwingt, den Kurs der Maschine zu ändern und auf einem Autobahnteilstück zu landen. Larry Brent kann Cromfield entwaffnen, doch es gelingt dem Unheimlichen zu fliehen und weiter sein Ziel zu verfolgen.

„Sie stieg langsam die hölzernen Treppenstufen hinauf. Ein dünner, abgescheuerter Teppich bedeckte die dunklen Dielen. An den Wänden erkannte sie die Umrisse ausgestopfter Tiger- und Elefantenköpfe. Und unmittelbar über der obersten Treppenstufe kreiste an einem langen, unsichtbaren Faden ein ausgestopfter Aasgeier.“


„Im Kabinett des Grauens“ schließt nahtlos an Larry Brents ersten, offiziellen PSA-Fall „Die Angst erwacht im Todesschloß“ an, und Dan Shocker kredenzt in dieser Frühphase schon gleich ein Abenteuer, in das die Agenten zufällig hineingezogen werden. So agieren Larry Brent und Iwan Kuaritschew - später nur noch Brent, da Kunaritschew verletzt wird und ausfällt - auf eigene Faust, ohne Auftrag und Rückendeckung der PSA. Zur Seite steht dem Agenten dagegen die exotische und selbstredend wohlgewachsene Jungschauspielerin Silvia de Sorrente, die ihm dazu noch bereitwillig das Bett wärmt. Retro-Feeling der besonderen Art; solche Szenen wären heute gar nicht mehr denkbar.

Was den Grusel-Krimi-Faktor angeht, ist die Story wieder erste Sahne. Wunderbar mysteriös, mit jeder Menge stimmungsvoller Szenen, für die Dan Shocker gleich eine ganze Hand voll fabelhafter Locations aufgefahren hat. Natürlich das schwach beleuchtete Wachsfigurenkabinett, nebelverhangene Nebenstraßen, ein nächtlicher Friedhof, ein Laboratorium und so weiter.

Natürlich glaubt der geübte Horror-Hörer zunächst, dass der Untote Cromfield seine Rache vollzieht, auch wenn dieser für zwanzig Jahre des Totseins offenbar noch verhältnismäßig frisch aussieht. Doch souverän führt Dan Shocker sein Publikum damit aufs Glatteis. Einige Szenen deuten bereits in andere Richtungen, und das Finale wartet noch mit einer handfesten Überraschung auf.

Auch der Aufbau der Story ist gut gelungen, mit einigen Schlenkern, um nicht zu vorhersehbar zu sein und doch stets am roten Faden entlang.

Das Hörbuch: Die „Larry Brent Classics“-Reihe besticht durch Originaltreue - sprich: Umsetzung des kompletten Romans (in der Version des BLITZ-Verlags!) ohne Kürzungen -, was bedeutet, dass einige Szenen, die für die Handlung im Großen und Ganzen irrelevant sind, dennoch berücksichtigt wurden. So tut beispielsweise das amouröse Geplänkel und der horizontale Austausch Larrys mit Sexbombe de Sorrente nichts zur Sache. Umgekehrt muss man schon gestehen, dass es die längeren Szenen sind, die in Sachen Atmosphäre punkten, wie etwa die Momente im schwach beleuchteten Wachsfigurenkabinett.

Brigitte Carlsen als Erzählerin tut ein Übriges, den Hörer stimmungsvoll in die Handlung zu holen. Dass Winterzeit erstklassige Sprecher in seinen Produktionen hat und viel Wert auf die Geräuschkulisse legt, ist hinreichend bekannt. Das „inszenierte Hörbuch“, wie es auf dem Cover genannt wird, ist wieder ein vollwertiges Hörspiel.

„Im Kabinett des Grauens“ ist Groschenheftgrusel erster Güte in einer gewohnt hochwertigen Produktion.