Michael Tillmann: Der König von Mallorca (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 13. April 2022 12:59

Michael Tillmann
Der König von Mallorca
Titelbild: Mario Heyer
Blitz, 2022, Taschenbuch, 176 Seiten, 12,95 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Michael Tillmann ist dem Freund des modernen Horrors wahrlich kein Unbekannter. Seine bei Medusenblut erschienen Sammlungen „Ein Gänsekiel aus Schwermetall“ und „Schatten suchen keine Ewigkeit“ sind mir noch in guter Erinnerung, verwöhnten sie doch inhaltlich packend abseits des sonst so Üblichen. Jetzt gibt es ein neues Buch, wieder gefüllt mit 10 Geschichten, davon sechs Erstveröffentlichungen. Und Tillmann hat nichts von seinem Können verlernt. Wieder sucht und findet er ungewöhnliche Settings, in denen er seine Handlung ablaufen lässt.
Sei es, dass er uns auf das Feld der Ehre, sprich ein Schlachtfeld entführt, auf dem die eine Partei, unterstützt von Dämonen aus der Hölle, obsiegt hat und die Besiegten sich fragen, wo nur ihre von Gott erbetene Unterstützung blieb, oder die Geschichte, wie ein schlauer Jäger und sein Händler sich eine Methode ausgedacht haben, an ein echtes Werwolffell zu kommen. Es folgt die Mär, was einen Gunslinger mit einem Schaukelstuhl verbindet, dann die Story einer magischen Maske, die ihre eigenen Reisepläne hat sowie der Kampf der seelenlosen Zombies gegen die ihres Körpers beraubten Seelen, ergo Geister. Dann erwartet uns ein arbeitsloser Webdesigner, der uns seine Krawatte vorstellt, gefolgt von erneut einem arbeitslosen Deutschen, der sein letztes Geld in Amsterdam auf den Kopf haut und eine junge Asiatin kennenlernt, die bereit ist für ihr Ziel viel Geld zu machen alles, aber wirklich alles macht. Zum Abschluss begegnet uns dann der König von Mallorca - nach dem Apokalypse versteht sich. Ein Militär der, die Macht der Kunst sträflich unterschätzt…
Vielen der Geschichten ist anzumerken, dass Tillmann hier sein Herzblut, seine innersten Wünsche, Befürchtungen, seine Frustration und ja auch ein wenig seine Depressionen hat einfließen lassen.
In kurzen, lakonischen Bemerkungen, die er seinen Figuren in den Mund legt, prangert er Vieles an, was seiner Ansicht nach in unserer Gesellschaft falsch lief und läuft. Es geht um Bürokratismus, um Perspektivlosigkeit, um ungezügelten Kapitalismus, um die Macht der Reichen, die immer reicher werden und um den abgehängten Otto-Normalverbraucher. Das ist oft polemisch, überzeichnet aber eben auch zumeist nur zu ehrlich und leider wahr.
So ist die erneut eine Sammlung von Erzählungen, die abseits der gängigen Pfade vom Alltagshorror berichtet, dabei keine großen Blutgemetzel oder Perversitäten benötigt um die Rezipienten zu erreichen und dabei der Leserin und dem Leser so manchen kalten Schauer den Rücken hinunter rinnen lassen.