Bentley Little: The Bank (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 06. April 2022 10:02

Bentley Little
The Bank
(The Bank, 2019)
Übersetzung: Heiner Eden
Titelbild: Bend Baldwin
Innenillustrationen: Glen Chadbourne
Buchheim, 2021, Hardcover, 448 Seiten, 39,99 EUR
Rezension von Elmar Huber
Niemand in dem kleinen Städtchen Montgomery ahnt etwas Böses, als in den Räumen neben dem Buchladen von Kyle Decker eine Filiale der First People‘s Bank eröffnet. Erstaunlich sind die Werbemaßnahmen der Bank, die speziell auf den Empfänger zugeschnittene Kredite anbietet. Fast scheint es, als würden die Verantwortlichen die geheimsten Gedanken und Begierden von Montgomerys Einwohner genau kennen. Jeder Kunde erhält ein Angebot, das genau auf seine Bedürfnisse und Möglichkeiten passt, das allerdings neben den regelmäßigen Rückzahlungen auch gewisse Dienstleistungen für die Bank enthält.
Kritiker des Geldinstituts werden Opfer skurriler Unfälle, Einwohner von Montgomery, die für die Bank arbeiten, erkennen Freunde und Familie nicht wieder. So spinnt die First People‘s Bank nach und nach ein Netz von Abhängigkeiten in der Stadt. Ihr Einfluss breitet sich nicht nur in weite Teile des öffentlichen Lebens aus, sondern auch in Kirche und Politik.
Bentley Little ist für deutsche Horror-Leser schon längst kein Unbekannter mehr. Nach einer Reihe von Romanen bei Bastei Lübbe hatte sich Voodoo Press des Autors angenommen. Aktuell hat Bentley Little im Buchheim Verlag ein Heim gefunden; mit „The Bank“ liegt dort bereits der vierte Roman des Autors vor.
Von Anfang an legt die Story um das unheimliche Geldinstitut ein ordentliches Tempo vor. Sehr schnell lernt man einige Personen in Montgomery kennen und bekommt einen Eindruck vom täglichen Leben. Hier spielt der Autor seine Stärke aus, in kurzer Zeit sympathische Charaktere zu schaffen, denen sich der Leser schnell verbunden fühlt.
Buchstäblich über Nacht eröffnet dann die zwielichtige First People’s Bank ihre Pforten. Für den Leser ist natürlich klar, dass hier Einiges nicht mit rechten Dingen zugeht. Personen werden zunächst gelockt, regelrecht verführt dann gegeneinander ausgespielt, verhängnisvolle Ereignisketten werden in Gang gesetzt. So kann man „The Bank“ als Bentley Littles Version von Stephen Kings „In einer kleinen Stadt“ sehen.
Bentley Little zementiert hier eine Basis des Alltäglichen und jongliert darauf gekonnt eine Mischung aus wirkungsvoll konstruierten Suspense-Bögen, deftigen Schock-Szenen und bizarren Gänsehaut-Momenten. Zusätzlich gelingt ihm die Gratwanderung zwischen gerade noch rational Erklärbar und eindeutig Übernatürlich. Ein Gleichgewicht, das zum Beispiel in „Der Berater“ viel zu früh gekippt ist.
„The Bank“ ist ein durchweg gelungener Roman, der mit seiner Mischung verschiedener Horror- und Spannungselemente hervorragend funktioniert. Die Charaktere ziehen den Leser in die Story hinein, das Erzähltempo bleibt durchgehend hoch, und das Finale droht nicht zu entgleisen.
Als Teil der Reihe Cemetery Dance Germany schlägt der Roman mit happigen 39,99 EUR zu Buche. Dafür erhält man ein astreines und auf 999 Exemplare limitiertes Hardcover, das auf einer extra Signaturseite von Bentley Little, Ben Baldwin und Glen Chadbourne unterschrieben ist; ein Sammlerstück.