Grimms Märchen 7 (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 01. April 2022 19:59

Grimms Märchen 7
Aschenputtel - Das Waldhaus - Das blaue Licht
Gebrüder Grimm & Marc Gruppe
Sprecher: Peter Weis, Anita Lochner, Manfred Liptow u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2022, 1 CD, ca. 80 Minuten, ca. 10,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Märchen der Gebrüder Grimm gibt es mittlerweile in vielen Adaptionen, die meist dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasst wurden. Das trifft vor allem auf die großen und landesübergreifenden Geschichten wie „Aschenputtel“ zu. Umso interessanter ist es dann, wenn Titania Medien unter der Federführung von Marc Gruppe die ursprünglichen Geschichten, wie sie die Gebrüder Grimm einst herausgaben, adaptieren.
„Aschenputtel“ ist die erste Tochter eines wohlhabenden Mannes, wird aber von der Stiefmutter und ihren Töchtern unterdrückt. Doch durch ein magisches Geschenk gelingt es ihr, den Prinzen zu bezaubern.
„Das Waldhaus“ beherbergt einen alten Mann und seine drei Tiere. Die Töchter eines Waldbauern landen bei ihm, nachdem sie sich verirrt haben. Doch nur einer gelingt es, den Fluch zu brechen.
„Das blaue Licht“ beschwört ein kleines Männlein herbei, das einem Soldaten, der ohne Lohn entlassen wurde, die Möglichkeit gibt, sich an seinem König zu rächen, auch wenn ihm das schnell selbst zum Verhängnis werden könnte.
Anders als viele es kennen kommt Aschenputtel wie in der Märchenverfilmung „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ ohne die Hilfe einer guten Fee aus, Mittler sind hier eher Vögel, die ihr helfen, Geschenke ihrer toten Mutter gut zu nutzen. Und auch das Ende springt mit den fiesen Stiefschwestern gemeiner um, als man denkt, während die Eltern erstaunlich straffrei davonkommen.
Weniger bekannt sind dann tatsächlich „Das Waldhaus“, in dem mit durchaus vertrauten Motiven gespielt wird und letztendlich das redliche und gutherzige Mädchen gewinnt, während seine Schwestern Strafe erwartet. Und nicht zuletzt auch „Das blaue Licht“, in dem ein Soldat die Macht, die ihm in die Hände gefallen ist, ausnutzt um Rache zu nehmen...
All dies sind hochmoralische Geschichten, die zwar auf der einen Seite deutlich machen, das jeder auf seinem ihm von Gott zugewiesenen Platz zu bleiben hat, aber ihm ab und an auch ein wenig Gerechtigkeit zusteht.
Dabei wird der passende Zeitkolorit gewahrt, denn die „Bösen“ erhalten auf jeden Fall ihre Strafe und die fällt nicht immer gerade gewaltfrei aus. Dennoch entsprechen die Geschichten mehr dem Zeitgeist des frühen 19. Jahrhunderts und verstärken die beschauliche Erzählweise. Auch die Sprecher bemühen sich sehr deutlich, die Redeweise und das gesellschaftliche Selbstverständnis der damaligen Zeit einzufangen und sich jeden Modernismus im Tonfall zu sparen.
So bietet auch diese Sammlung – zusammen mit den passenden Soundeffekten und Musik - wieder einmal stimmungsvolle Adaptionen der klassischen Märchen, die gerade die älteren Zuhörer vielleicht noch genau in dieser Fassung kennen.
Es bleibt wie es ist, auch die siebte CD von „Grimms Märchen“ bietet wieder einmal atmosphärisch stimmige Adaptionen der klassischen Geschichten, die die Brüder Grimm zusammengestellt haben, mit all den Elementen, die in moderneren Fassungen gerne unter den Tisch gekehrt werden, wie die altertümliche Moral und manch eine grausame Bestrafung.