Christian von Aster, Markolf Hoffmann & Boris Koch: Weihnachten im StirnhirnhinterZimmer (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 25. November 2010 07:12

Christian von Aster, Markolf Hoffmann & Boris Koch
Weihnachten im StirnhirnhinterZimmer
Medusenblut, 2010, Taschenbuch, 150 Seiten, 10,00 EUR, ISBN 978-3-935901-15-4
Von Carsten Kuhr
Geschichten aus dem StirnhirnhinterZimmer – das sind die regelmäßig in Berlin stattfindenden Lesungen der drei Autoren, in denen diese, auf ihre jeweils ganz eigene, markante Art und Weise, ihre neuesten literarischen Ergüsse zum Besten geben. Da man weiß, dass Kurzgeschichten, Anthologien und Sammlungen im modernen, auf Umsatz und Rendite getrimmten Verlagswesen nicht mehr vermittelbar sind, hat Boris Koch aus der Not eine Tugend gemacht, und die Preziosen vor Jahren in einem ersten Sammelband in seinem Kleinverlag, der Edition Medusenblut, veröffentlicht.
Passend zum bevorstehenden Weihnachtsfest kommt nun, als Geschenk bedingt geeignet, ein weiterer Band mit besinnlich-makaberen Geschichten auf den Markt. Nur bedingt als Geschenk geeignet meint der Kuhr da – ja, warum denn das? Ist das Gebotene etwa platt und ideenlos, mangelt es an stilistischen Finessen oder gar an Ideen?
Weit gefehlt! Den Leser erwarten bitterböse Persiflagen, satirisch-sarkastische Abrechnungen und wild-gefährliche Ausflüge in die ach so heile Weihnachtswelt. Das ist oftmals grenzwertig aber immer treffend, insbesondere, wenn Boris Koch in „Die Wichtel des Grauens“ den weihnachtlichen Alltag einer erloschenen Beziehung portraitiert. Darüber hinaus erzählen die Verfasser vom Nikolaus und dem Weihnachtsmann, von Wichteln und dem angeschossenen Bären des Geschenkeverteilers, von Schneemann-Armeen und weihnachtlichen Wrestlern, dass es eine wahre Freude ist.
Immer überraschend, oft gewollt böse lesen, sich die kurzen pointierten Storys so fesselnd, dass einem so manches Mal das Guzle (für Flachlandtiroler – die Weihnachtsplätzchen) im Halse steckenbleiben. Dann wieder erschüttert ein schadenfrohes Lachen den vollgefressenen Wohlstand- und Weihnachtsbauch – das hat Tempo und Pepp, bricht mit Konventionen und ist für klerikale Hardliner absolut ungeeignet – also nichts für „unseren“ Deutschpapst, aber für Ex-Revoluzzer, wache Geister und kritische Nein-Sager immer einen Blick und mehr wert.