Bodo Krüger: Irmas Vormund (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 21. Februar 2022 21:18

Bodo Krüger
Irmas Vormund
2020, Taschenbuch, 220 Seiten, 7,99 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Christel Scheja
Der 1945 geborene Bodo Krüger wuchs bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr bei seinen Eltern auf einem Binnenschiff auf. Danach kam er ins Heim, machte eine kaufmännische Lehre und holte das Abitur nach, so dass er später Theologie studierte und evangelischer Pastor wurde. Mit „Irmas Vormund“ scheint er seine eigene Lebensgeschichte zu verarbeiten.
Schon lange lebt die psychisch erkrankte Irma Breslauer in einem Heim. Keiner kommt sie besuchen, so dass eine engagierte Ärztin die Chance ergreift, den Vormund und Sohn Arno Breslauer anzuschreiben, um ihn in die Pflicht zu nehmen. Der Pastor ist zunächst wenig begeistert, stellt sich dann aber seiner Verantwortung und dem Wiedersehen mit seiner Mutter. Und vielleicht ist das auch gut so, denn nun beginnt ein Prozess, in dem er seine eigene Vergangenheit aufarbeitet und so vielleicht auch der Frau wieder näher kommt, die ihn einst geboren hat.
Es gibt Geschichten, die wollen wohl einfach geschrieben werden, weil sie den Autor bedrücken und beschäftigen. Dabei kommt es nicht darauf an, ob ein großes Drama passiert, sondern eher auf die zentrale Figur, die sich ihren Ängsten und Verletzungen stellen muss. Und das geschieht hier auf eine recht ruhige und nüchterne Weise, die manchmal etwas ungelenk daher kommt, aber deshalb auch umso authentischer wirkt.
Obwohl die namensgebende Mutter keine eigene Stimme hat, so erfährt man doch nach und nach mehr über ihre Vergangenheit und den Weg, der in ihre psychische Krankheit geführt hat. Gleichzeitig erlebt der Sohn, der unter ihren Attacken in der geistigen Umnachtung leiden musste, eine Katharsis. Er stellt sich seinen Ängsten, seiner Mutter und merkt, wie er langsam aber sicher zu verarbeiten beginnt, indem er jetzt versucht sie zu verstehen.
Es mag zwar dadurch keine innige Beziehung mehr entstehen, aber er findet dadurch tatsächlich seinen inneren Frieden, kann die Wut und den Hass los lassen.
Der Leser ist dabei nur Beobachter, kann aber seine eigenen Schlüsse daraus ziehen und sich von dem Beispiel leiten lassen. Denn vermutlich kennt der eine oder andere eine solche Situation und trägt die inneren Dämonen mit sich herum. Das Buch ist ein Appell, sich ihnen zu stellen und los zu lassen.
„Irmas Vormund“ ist sicherlich kein Buch, das eine große Leserschaft anspricht, es macht aber den Eindruck sehr persönlich zu sein und ist darum umso authentischer. Es richtet sich vor allem an diejenigen, die ähnliche Wunden mit sich herumtragen, beschreibt den Weg loszulassen und seinen inneren Frieden zu machen.