Volker Dützer: Sturmtod (Buch)

Volker Dützer
Sturmtod
dp Verlag, 2021, eBook, 4,99 EUR (auch als Taschenbuch erhältlich)

Rezension von Elmar Huber

Kurz nachdem Jennifer Novak einen empfindlichen Schicksalsschlag erleiden musste, erfährt sie von einer Erbschaft, die ihr von Seiten ihres Vaters, den sie nie kennengelernt hat, hinterlassen wurde. Das Erbe, ein beträchtlicher Batzen Geld und ein Haus in Pennack, ein Ort an der Küste von Cornwall, scheint ihr der dringend notwendige Wink des Schicksals zu sein, um ihr Leben neu zu ordnen.

In Pennack angekommen, bekommt sie die Macht der Familie Wyne, ihr Onkel und ihr Cousin, zu spüren, die selbst an dem Anwesen interessiert sind und Jennifers Renovierungspläne sabotieren. Außerdem beginnt sie Gefühle für Travis Sayer zu entwickeln, der fünf Jahre zuvor für den Mord an einer jungen Frau, Susan Prescott, verurteilt wurde und nun ebenfalls nicht gern in Pennack gesehen ist.

Während Travis versucht, den wahren Mörder von Susan zu finden, stellt Jennifer Nachforschungen zu dem ihr unbekannten Familienzweig an. Die Familiengeschichte ist von einem düsteren Geheimnis überschattet, und die Vergangenheit offenbart einige rätselhafte Parallelen zur Gegenwart.


Der Heldin Jennifer Novak wird zunächst komplett der Boden unter den Füßen weggezogen, um sie für einen Neuanfang vorzubereiten. So muss auch der Leser nicht viel über Umfeld und Vergangenheit der Figur erfahren. Zunächst noch überfahren und einigermaßen hilflos, auf die Hilfe ihres Anwalts angewiesen, entwickelt sie sich nach und nach zu einer entschlossenen Kämpferin, die ihren neuen Traum auch gegen Widerstände verfolgt. Emotionale wie auch anpackende Unterstützung erhält sie von Travis Sayer, womit sich die zwei Außenseiter in Pennack gefunden haben und ‚gemeinsam gegen den Rest der Welt‘ agieren müssen.

Im weiteren Verlauf der Handlung treten auch Anleihen am sogenannten Frauengrusel-Genre hervor, wenn Jennifer nach und nach das düstere Geheimnis ihrer Vorfahrin aufdeckt. Szenen, in denen sie sich immer wieder den Klippen nähert, die hinter ihrem Haus steil abfallen, oder durch das nahe, nebelverhangene Hochmoor streift, wirken wie direkte Beschreibungen diverser „Gaslicht“-Cover.

Einerseits sind all diese Elemente - Krimi, Romanze, Geheimnis - plakativ und vorhersehbar eingesetzt, andererseits jongliert Volker Dützer dies alles sehr gut, sodass das Zusammenspiel wunderbar funktioniert. Der Autor hat ein nicht zu unterschätzendes Gefühl für Timing und versteht es, ein durchgehend angenehmes und unaufgeregtes Gleichgewicht zwischen allen Handlungs- und emotionalen Strängen zu halten.

Als Kür schlägt das Ende (nach einem furiosen Showdown) nochmals einen Bogen zum Anfang der Geschichte, den man schon beinahe vergessen hat, und macht den Roman zu einer mehr als gelungen runden Sache.

„Sturmtod“ ist ein kurzweiliger und hervorragend ausbalancierter (Romantic-) Thriller, der geschickt mehrere Subgenres kombiniert.