Simon R. Green: Der Fluch der Dunklen Mutter – Geschichten aus der Nightside 4 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 06. November 2010 15:52
Simon R. Green
Der Fluch der Dunklen Mutter
Geschichten aus der Nightside 4
(Hex and the City)
Aus dem Englischen übersetzt von Oliver Hofmann
Titelillustration von Oliver Graute
Feder & Schwert, 2008, Taschenbuch, 252 Seiten, 10,95 EUR, ISBN 978-3-86762-027-7
Von Carsten Kuhr
In der Nightside gibt es nichts, was nicht zu haben ist, vom Heiligen bis zum Profanen und zurück. Hier arbeite ich, und das ist meine Heimat. Ich heiße John Taylor, ja genau, der John Taylor, mit dem nicht gut Kirschen essen ist. Wenn man, wie ich, als Privatdetektiv in der Nightside arbeitet, dem verborgenen magischen Herzen Londons, wo Götter und Monster Seite an Seite wandeln und manchmal dieselben Selbsthilfegruppen besuchen, führen einen manche Fälle fast unvermeidlich an die unangenehmsten Orte. Da ist es dann gut, wenn man sich Unterstützung mitbringt – schlagkräftige Hilfe.
Als mich Fortuna, sie kenne sie schon, die Göttin des Glücks, damit beauftragt, die Wahrheit über die Ursprünge der Nightside herauszufinden, wusste ich gleich, dass ich Hilfe – großgeschrieben – brauche. Nachdem Suzie Shooter und Messer Eddie nicht verfügbar waren, musste ich mir andere Unterstützung sichern. Wenn man mal meine mysteriöse Mutter und einige verrückte Götter außen vor lässt, dann werden die Leute beim Namen eines gewissen John Taylor noch bei zwei weiteren Namen etwas blässlich um die Nase. Der Irre, der die Welt gesehen hat, wie sie wirklich ist, und mittels seiner mathematischen Formeln alles, ich meine wirklich Alles, nach seiner Auffassung umgestalten kann, und den Sünder, den Mann, den weder der Himmel noch die Hölle haben wollen und der von einer Dämonin begleitet wird, schließen sich mir in meiner Queste an.
Dass ich mit meiner Suche nach den Ursprüngen der Nightside, und damit nach meiner Mutter, nicht eben auf sonderlich viel Gegenliebe stoßen würde, hatte ich mir schon beinahe gedacht. Dass Walker, der von den Autoritäten eingesetzte Herrscher der Nightside, mir aber gleich seine größten Geschütze auf den Pelz jagt beweist, dass irgendjemand Wichtiges partout nicht will, dass das Geheimnis um meine Mutter und die Nightside gelüftet wird – doch da hat er sich verrechnet, denn wenn ich einmal einen Fall übernommen habe, dann hält mich nichts mehr auf ...
Simon Greens Annalen um die Nightside gehen in ihre vierte Runde. Wie schon zuvor besticht der Autor dabei mit skurrilen Personen, einem wahnwitzigen Ort der Handlung und einem Plot, der schon wieder so aberwitzig unmöglich ist, dass er den Leser innerlich packt und an die Seiten fesselt.
Es geht dieses Mal um Viel – nicht nur um Geheimnisse, die besser wohl geheim geblieben wären, sondern um Götter und Mächte, die vor den Göttern kamen, um Himmel und Hölle und die, die in beiden nicht willkommen sind und es geht um Johns höchst eigene Vergangenheit. In drei Romanen hat Green das Mysterium um Taylors Mutter und deren Verbindung mit der Nightside sorgfältig aufgebaut. Jetzt, in einem Akt der Zerschlagung des Gordischen Knotens, löst er im Finale das Mysterium auf, beschert damit aber weder seinem Protagonisten noch dem Leser einen wirklichen Triumph. Insofern ist es verständlich und nachvollziehbar, dass der Tonfall des vorliegenden Bandes sich ein wenig von dem der Vorgänger unterscheidet.
Boten die ersten drei Romane jeden Menge lustiger Szenen, beißenden Humor und Sarkasmus satt, so ist die Dunkle Mutter, wie der Titel es bereits andeutet, vom Tonfall her deutlich düsterer. Es wird viel gelitten und gestritten, gemordet und vernichtet. Nun werden sie zurecht sagen, dass das für alle Bände der Reihe zutrifft, doch vorliegend fehlt es ein wenig an der Lockerheit, mit der die Betroffenen damit umgehen. Wird John Taylor gar erwachsen, verliert er angesichts seiner Herkunft seinen Spott und seine Schlagfertigkeit? Nun, letzteres sicherlich nicht, doch geht es dieses Mal noch ein wenig rauer zu in den vom Mond beschienen Gassen der Nightside, ist die Nabelschau mit viel Leid verbunden, und führt uns die Handlung zunehmend weg von den abgeschlossenen Abenteuern zu einem größer angelegten Handlungsbogen.