Stefan Burban: Die Würfel fallen - SKULL 3 (Buch)

Stefan Burban
Die Würfel fallen
SKULL 3
Titelbild: Mark Freier
Atlantis, 2020, Paperback, 394 Seiten, 13,90 EUR (auch als Hardcover und eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Nach der geglückten Flucht von Condor werden die Söldner-Gruppe Skull und die Reste der condorianischen Flotte von der Colonial Royal Navy gejagt, da man ihnen den Mord am Monarchen des Vereinigten Kolonialen Königsreich unterstellt. Sein junger Nachfolger ist unerfahren und machthungrig und wird schon bald zur Marionette des Zirkels. 

Dieser und sein verlängerter Arm, das Konsortium, haben viele maßgebliche Organisationen heimlich infiltriert und mit ihren Leuten wichtige Posten besetzt, sodass die Zahl der Sternensysteme, die noch Widerstand leisten, sinkt, denn kaum eine Regierung will den Genozid an der eigenen Bevölkerung verantworten - die Planeten Cascade und Condor sind nur zwei traurige Beispiele für das skrupellose Vorgehen von jenen, die auf der Lohnliste des Konsortiums stehen. Infolgedessen verlieren die Skulls nun praktisch ihre letzten Unterstützer, denn diese wissen nicht, wem sie glauben sollen, und das Risiko wird ihnen zu groß.

Auf sich allein gestellt, setzen die Söldner einen wahnwitzigen Plan um, von dem sie hoffen, dass er ihnen die Chance liefert, gegen das Konsortium erfolgreich zu rebellieren. Lieutnant Colonel Lennox Christian und sein treuer Kamerad Gunnery Sergeant Barrera werden auf einem Gefängnisschiff eingeschleust, um einen bestimmten Gefangenen zu befreien.

Sie finden bald Helfer, die lieber sterben, als weitere Jahre von den Aufsehern und ihren Kollaborateuren grausam gequält zu werden. Doch werden Mut und Raffinesse genügen, um gegen die bewaffneten Wärter bestehen zu können? Können die Rebellen überhaupt allen vertrauen, insbesondere einer Person, die bisher für die Gegenseite gearbeitet hatte? Und werden die Skulls rechtzeitig zur Stelle sein, um etwaige überlebende Gefangene an Bord zu nehmen?

Derweil besucht Commodore Dexter Blackburn seine Heimatwelt Beltaran. Seit seiner Verurteilung wegen der Vorkommnisse auf Tessa, an denen er keine Schuld trägt, jedoch nicht beweisen konnte, dass der Zirkel dahintersteckt, gilt er als Persona non grata. Noch während seiner Haft, begeht der Vater angeblich Selbstmord, und der Titel des Grafen von Beltaran fällt Blackburns jüngerem Bruder Miles zu („Zu neuer Würde“). Dieser ist alles andere als erfreut über das Wiedersehen, doch das Auftauchen einer Konsortiums-Flotte, deren Befehlshaber die Übergabe des Planeten fordert, zwingt die beiden zur Zusammenarbeit und zum Zurückstellen persönlicher Anliegen, denn die Schlacht ist unvermeidlich.

Auf der Erde hat der Agent Rodney MacTavish den Mordanschlag („Im Fadenkreuz“) überlebt, was ihn umso mehr motiviert, hinter das Geheimnis des Zirkels zu gelangen und die Identität der Rädelsführer aufzudecken. Er knüpft Kontakt zu Leuten, die den aktuellen politischen Geschehnissen kritisch gegenüberstehen und deswegen von der Polizei beobachtet werden. Allerdings scheint sich ein Maulwurf bei den Aktivisten eingeschlichen zu haben.


„Die Würfel fallen“, Band 3 der „SKULL“-Reihe, lässt sich in drei wichtige Schauplätze mit drei Hauptakteuren und ihren Unterstützern gliedern. Während Mac Tavish nur kleine Fortschritte macht und sich erneut mit einem Cliffhanger verabschiedet, derweil die Lage an den anderen beiden Brennpunkten eskaliert, liefert der Kampf um Beltaran, den die Blackburn-Brüder gegen das Konsortium führen, das für Stefan Burban typische Schlachten-Gemetzel mit zahllosen Opfern auf beiden Seiten. Obschon beide Handlungsstränge dramatisch und spannend inszeniert sind, faszinieren die Geschehnisse auf dem Gefängnisschiff, die Duldsamkeit und das Taktieren von Christian und Barrera wesentlich mehr. Zudem erleben die beiden - ebenso der Leser - einige Überraschungen, die sicherlich ihren Einfluss auf die weitere Handlung haben werden.

Natürlich sind viele weitere Protagonisten, sofern sie die beiden Vorgängerbände überlebt haben, aktiv am Kampfgeschehen gegen das Konsortium und den mysteriösen Zirkel beteiligt. Neue Kameraden schließen entstandene Lücken, und, wie immer, findet auch in diesem Roman so mancher Sympathieträger den Tod.

Die Rätsel werden nach wie vor nicht weniger, denn die momentan zahlen- und waffenmäßig unterlegenen Skulls und ihre Verbündeten ringen um ihr Überleben, sodass sie keine Chance haben, Nachforschungen hinsichtlich der Drahtzieher im Hintergrund anzustellen. Momentan ruht diese Aufgabe in den Händen von MacTavish. Insbesondere Blackburn kommt nicht weiter, obschon er zu ahnen scheint, dass er auf Beltaran wesentliche Antworten finden könnte, denn erst kommt ihm sein Bruder in die Quere, dann verhindert die Schlacht das weitere Nachhaken. Der Leser, der geringfügig mehr weiß als die Protagonisten, wird eigene Vermutungen anstellen, warum ausgerechnet der mächtigste Gegenspieler bisher eine schützende Hand über Blackburn hielt und wer sich hinter dem Namen Zeus verbirgt.

Von daher bleibt es spannend, und man erhofft sich einige aufschlussreiche Entwicklungen beziehungsweise Enthüllungen in Band 4, „Aus den Schatten“. Da die Serie auf wenigstens acht Bücher angelegt ist, wird jedoch nur mit kleinen Häppchen zu rechnen sein.

Was man vermisst, ist ein Anhang, der zumindest die wichtigsten Handlungsträger und Begriffe/Abkürzungen listet. Angesichts der Vielzahl an Personen und Termini fällt es gerade nach einer längeren Lesepause bis zum Erscheinen des nächsten Romans schwer, die Übersicht zu behalten, wer wer ist und was was bedeutet.

Die „SKULL“-Reihe bietet spannende Military SF und punktet mit interessanten Charakteren und überraschenden Wendungen, aber man sollte starke Nerven mitbringen angesichts all des Sterbens.