Gate 1 (Comic)

Hirotaka Kisaragi
Gate 1
Aus dem Japanischen von Ai Aoki
EMA, 2010, Taschenbuch, 224 Seiten, 7,50 EUR, ISBN 978-3-7704-7307-6

Irene Salzmann

Obwohl grundverschieden, sind Akira, Shigeru, Riki und Kazuya gute Freunde, die nach der Schule gern etwas zusammen unternehmen. Als sie sich in Shibuya amüsieren wollen, verdüstert sich plötzlich der Himmel und die vier Teenager werden von einem Blitz getroffen. Eigentlich hätten sie tot oder zumindest schwerverletzt sein müssen, doch wie durch ein Wunder kommt jeder von ihnen mit leichten Brandwunden davon.

Kurz darauf werden sie von einem fremden Mädchen in seltsamer Kleidung aufgefordert, ihr ‚die vier heiligen Tiere‘ zurückzugeben. Die Jungen ignorieren sie – und schon geschehen mysteriöse Dinge: Akira entfesselt einen Orkan, Shigeru löst ein Feuer aus, bei Kazuya platzen die Wasserrohre, und Riki wird von einem Erdbeben geängstigt. Die Vorkommnisse hängen offenbar mit den Wunden zusammen, die wie Symbole aussehen.

Erneut taucht Shuri auf und erklärt den Vieren, dass die Wächter eines Portals – „Gate“ –, das in eine andere Dimension führt, in ihre Körper gefahren sind, aber unbedingt zurückkehren müssen, um das offene Tor zu schließen, bevor Dämonen auf die andere Seite wechseln und die Erde verwüsten. Allerdings würde das Freigeben der Wächter den Tod der Jungen zur Folge haben. Die einzige Chance, die ihnen bleibt, ist, mit den heiligen Tieren einen Pakt zu schließen. Werden sie als die Träger dieser Mächte angenommen, können sie deren Kraft nutzen und bleiben am Leben. Wenn nicht ... So muss sich jeder ‚seinem‘ Tier stellen und sich dessen Akzeptanz verdienen, was gar nicht leicht ist. Akira befreit versehentlich böse Geister aus einem Schrein und bittet Byakko um Hilfe, damit er seinen Fehler wieder gutmachen kann. Riki erleidet einen Unfall und versucht als Geist, mit Genbus Hilfe eine wichtige Aufgabe erfüllen. Shigeru bemüht sich, Suzaku bei dem Versuch, eine Freundin aus dem Feuer zu retten, unter Kontrolle zu bringen. Auf Kazuyas Familie liegt der Fluch des Drachengottes, und damit Seiryu nicht in ihm erwacht, soll sein Geist bei einem Ritual aus Kazuyas Körper vertrieben werden, was den Jungen töten würde...

In Deutschland kennt man Hirotaka Kisaragi vor allem durch die Boys-Love-Mangas „Innocent Bird“, „Suspicious (F)Acts“ und „Brother x Brother“, sowie durch den „Blood+“-Onshot „Yako Joshi“. Durch seine spannenden, hochdramatischen Geschichten, in deren Mittelpunkt schöne junge Männer stehen, die fast immer romantisch-erotische Beziehungen unterhalten, konnte er schnell einige Genre-Fans um sich scharen. In der Trilogie „Gate“ sind die vier Hauptfiguren jedoch ‚nur‘ gute Freunde – das Kernthema, um das sich eine packende Fantasy-Handlung rankt: Akira, Riki, Shigeru und Kazuya werden durch einen Unfall zu den Trägern der vier heiligen Tiere Byakko (Tiger), Genbu (Schildkröte), Suzaku (Phönix) und Seiryu (Drache). Eifrige Manga-Leser sind mit diesen mythologischen Tieren natürlich vertraut, denn sie tauchen zum Beispiel auch in „Fushigi Yuugi“ und „Fushigi Yuugi Genbu Kaiden“, in „Angel Diary“ und „Zeitalter des Todes“ auf. Die Protagonisten müssen sowohl die Akzeptanz der eigenwilligen Tiere und damit gewissermaßen ihre Freundschaft erringen, und gleichzeitig wird auch das Band, das zwischen den Jungen besteht, gekräftigt. Zwar glaubt zunächst jeder, selber mit seinen Problemen fertig werden zu müssen, aber stets sind die Kameraden zur Stelle und helfen, so gut sie können.

Obwohl man als Leser schnell durchschaut, dass sich jeder der vier sympathischen Teenager harten Prüfungen zu stellen hat, deren Ausgang vorhersehbar ist, gelingt es dem Künstler, die Spannung weiter zu steigern. Ein Test ist härter als der andere, und die Jungen gehen dabei bis an ihre Grenzen. Ihre Sorgen werden ebenso nachvollziehbar beschrieben wie die Erleichterung und Freude, wenn sie es geschafft haben und erkennen, dass sie nicht allein sind bzw. dass sie sich aufeinander verlassen können.

Die Illustrationen sind, wie man es von dem Mangaka gewohnt ist, sehr apart, detailreich und dynamisch. Sie ergänzen gelungen die phantastische Geschichte, die vor allem Leserinnen ab 14 Jahre, aber auch das männliche Publikum anspricht, da auf Romanzen zu Gunsten von Action-Szenen verzichtet wird.

Sammelt man die Werke Hirotaka Kisaragis, wird man sich auch „Gate“ gern ins Regal stellen.