Vera Seda: Die harte Lust des wilden Westens (Buch)

Vera Seda
Die harte Lust des wilden Westens
Blue Panther Books, 2020, Taschenbuch, 196 Seiten, 12,90 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Von Vera Seda liegen bei Blue Panther Books die Titel „Die Sklavinnen des Sexplaneten“, „Verlangen wider Willen“ und „Die harte Lust des wilden Westens“ vor. Allen Büchern ist gemein, dass die erotischen mit den jeweiligen den Genres angemessenen Abenteuern verknüpft werden. Zudem schildert sie die Schicksale von wenigstens zwei weiblichen Hauptfiguren.


Mara begleitet ihre Tante nach Amerika, wo beide auf ein besseres Leben hoffen. Die Tante verfolgt konkrete Pläne, das elternlose Mädchen hingegen befindet sich ihr gegenüber in einer Bringschuld. Nachdem ein schwarzer Matrose den Verlockungen einer Passagierin erlag und deshalb hingerichtet werden soll, erklärt sich Mara bereit, die Frau des ihr völlig unbekannten Salifs zu werden, um den in ihren Augen Schuldlosen zu retten.

Konstantin, der Kapitän, ist erleichtert, dass er seinen Freund, der einer verlogenen Verführerin in die Falle ging, nicht hängen muss. Andererseits hatte er sich selbst Hoffnungen gemacht, Mara näherkommen zu dürfen. Seinen Verzicht sieht er als kleinen Preis für das Leben eines guten Mannes. Das sogleich vermählte Paar überrascht ihn: Da die beiden um seine Gefühle wissen und ihn wertschätzen, wird er ihr Gefährte.

Am Ziel angekommen, führen sie eine heimliche Dreiecksbeziehung. Doch das Glück ist nicht von Dauer, da der Ort von Indianern überfallen wird. Diese entführen die Frauen, und Mara wird von Häuptling Nootau ausgewählt. Als Salif und Konstantin Mara Wochen später finden, stellen sie fest, dass diese schwanger ist. Die Abstammung des Kinders soll darüber entscheiden, ob Nootau sie weiterhin für sich beansprucht oder freigibt.


In der Stadt wird der Rancher Jim zufällig Zeuge einer Hinrichtung: Lydia, die wegen Mordes verhaftet wurde, soll hängen. Spontan erklärt er sich bereit, die junge Frau zu heiraten, um sie vor dem Strang zu bewahren.

Warum er das tut, weiß er selbst nicht, aber nun ist die Fremde sein und soll sich um seinen Haushalt kümmern sowie den ehelichen Pflichten nachkommen.

Zunächst ist das Misstrauen beiderseitig, doch schon bald lernen sie einander zu schätzen. Auch Jims Cowboys mögen die neue Hausherrin, insbesondere Vormann Bill. Als plötzlich eine Gruppe Fremder auftaucht, flieht Lydia, verfolgt von Jim, der seine Frau, die sich bereits in der Gewalt ihrer Häscher befindet, retten kann und die ganze Geschichte um den angeblichen Mord erfährt. Der Indianer Sehender Wolf trägt ebenfalls einen Teil dazu bei, dass Lydia endlich Recht widerfährt.


Vera Seda schildert einen Wilden Westen, der sich zeitlich nicht einordnen lässt.

„Mara und die neue Welt“: Das Verhältnis der Siedler zu den indigenen Stämmen und die Abhängigkeit von Waren aus Europa erinnert eher an die Frühzeit der Besiedelung („Mayflower“, Boston Tea Party, „Lederstrumpf“), die Freundschaft zwischen Konstantin und Salif an die Jahre nach dem Sezessionskrieg (Buffalo Soldiers).
„Lydia und Jim“: Die Beziehung der Cowboys zu den Indianern könnte gleichermaßen vor und nach dem Sezessionskrieg spielen („Die Abenteuer des Tom Sawyer“, „Onkel Toms Hütte“, Buffalo Bill, Karl May).

Auf jeden Fall haben ihre Beschreibungen nicht viel mit der sauberen Welt, wie sie in Serien wie „Bonanza“ und „Die Leute von der Shiloh Ranch“ oder Spielfilmen wie „Die Karawane der Frauen“ (thematisch im Prinzip passend) und „High Noon“ romantisiert werden, natürlich alles frei von erotischen Einlagen. Eher noch scheinen ihre Vorbilder bei den Italo-Western, realistischeren Verfilmungen späterer Jahrzehnte („Brokeback Mountain“), Western-Heften und ungeschönter Sekundärliteratur zu suchen sein.

Ihr Amerika ist ein raues Land, in dem die Auswanderer/Siedler auf einen Neuanfang hoffen und ums Überleben kämpfen müssen: die gefährliche Reise an den Zielort, Naturkatastrophen, Missernten, Krankheiten, Diebstähle und Entführungen, Überfälle durch Banditen und Indianer, aber auch die Missgunst von Angehörigen und Nachbarn, Verleumdungen und Fehlurteile, Rassismus sowie Mord. Die Ressourcen sind knapp - insbesondere Frauen.

Entsprechend begehrt sind sie bei den Männern aller Couleur, und gute Freunde teilen untereinander, hier mit der Zustimmung des Objekts der Begierde, das, anders als die Freudenmädchen in den entsprechenden Etablissements, Achtung erfährt, obwohl sowohl Mara als auch Lydia quasi einen ‚Harem‘ haben und den abwechslungsreichen Sex hemmungslos genießen.

Angesichts des harten, erschöpfenden Alltags aller gehört das ins Reich der Phantasie; die Portion Realismus soll im Ambiente verbleiben, während das eigentliche Anliegen, die Erotik, keinerlei solchen Beschränkungen unterworfen wird.

Infolgedessen finden die Hauptfiguren im prüden Amerika reichliche Befriedigung durch verschiedene Praktiken, die selbst Anal, Dominanz und Schmerz nicht aussparen. Die Männer sind allesamt unermüdliche, bestens bestückte ‚Hengste‘, die alles geben, um die jungen Frauen, denen zuvor übel mitgespielt wurde, zu erfreuen. Freilich werden gewisse Klischees bedient wie das der ‚gigantisch ausgestatteten edlen Wilden‘, die (wie „Winnetou“) zivilisierter auftreten als viele ‚Weiße‘, insbesondere als die bigotten Siedler und schurkischen Angehörigen.

In der Summe ergibt das einen sehr unterhaltsamen Band mit zwei längeren Geschichten, der stilistisch ansprechend und packend geschrieben ist. Eingebettet in diesen heute recht seltenen Kontext - Wilder Westen - sind gefühlvolle, deftige, aber nicht zu derbe erotische Momente, die den Schwerpunkt ausmachen, sodass jene Leserschaft, die auch eine Handlung wünscht, ganz auf ihre Kosten kommt durch Spannung, Drama und viel Sex.