C. E. Bernard: Das Flüstern des Zwielichts (Buch)

C. E. Bernard
Das Flüstern des Zwielichts
Wayfarer-Saga 2
Übersetzung: Charlotte Lungstrass-Kapfer
Penhaligon, 2021, Paperback, 382 Seiten, 15,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Die Schatten, einst von dem Licht der Türme gebändigt, regen sich. Nicht länger schützen die von den Menschen gesungenen Lieder, Dörfer werden angegriffen, Bewohner fallen den Schatten und ihren gleißenden Klingen zum Opfer.

Der Baron, dem ihr Schutz eigentlich anvertraut wurde, hat derzeit andere Pläne. Statt sich den Schatten entgegenzustellen macht er sich daran, das Land zu erobern und seinen Rachefeldzug gegen ein Geschwisterpaar in die Tat umzusetzen. Er macht diese für den Tod seiner Schwester verantwortlich, auch wenn er selbst deren Mord einst befohlen hat.

Als wäre dies noch nicht genug, regt sich ein Jäger - der fahle, graue Reiter ist unterwegs und macht Jagd; und er unterscheidet weder in unschuldig noch verderbt, er sammelt seine Opfer unter allen, die seinen Pfad kreuzen.


C. E. Bernard, die im Ruhrgebiet geboren wurde und in Bonn lehrend ihre Romane in Englisch verfasst, ist uns durch ihre vierteilige Urban-Romantasy der „Palace“-Saga (dt. Penhaligon) ein Begriff.

Vor ein paar Monaten publizierte Penhaligon den Auftakt ihrer „Wayfarer“-Trilogie; nun folgt deren Mittelteil, bevor Ende des Jahres die Trilogie vollständig vorliegen wird.

Auch wenn die Lektüre des ersten Teils erst recht kurze Zeit zurückliegt, wäre eine zumindest kurze Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse hilfreich gewesen. Zumal der Plot ohne große Zäsur dort ansetzt, wo der Auftaktroman geendet hat.

Dabei passiert zunächst nicht wirklich viel. Unsere Gruppe der handlungsrelevanten Personen müht sich weiter durch gefährliche Gegenden, versucht den Verfolgern, sei es der graue Jäger oder die Truppen des Barons, zu entgehen.

Auffällig hier, dass die Verfasserin sich bemüht auch stilistisch ungewöhnliche Wege zu gehen. Immer wieder streut sie Liedtexte ein, die nicht nur Hinweise und Erklärungen präsentieren sondern auch das Tempo und die Stimmung des Textes ändern. Der Rezipient erhält hier eine Pause, in der er reflektieren, rätseln aber auch das Bisherige Revue passieren lassen kann. Das ist zu Beginn des Romans gewöhnungsbedürftig, weil schlicht ungewohnt - ich hatte hier gewisse Probleme, die Passagen nicht einfach zu überblättern. Allerdings erweist sich dies der Dauer aber als geschickter Schachzug, um dem Text zusätzliche Authentizität zu verschaffen.

Es dauert aber etwas, bis die Handlung wirklich in Fahrt kommt. Einzelne Entscheidungen der Figuren waren für mich als Leser nicht wirklich nachvollziehbar; da wurden mitleidlose Gegner mühsam gerettet, nur um dann… doch lesen Sie selbst.

Beeindruckt hat mich der Text durch sein so unterschiedliches inneres Tempo, die Versuche, über stilistisch Ungewöhnliches sowohl Informationen wie Atmosphäre einfließen zu lassen und die Umsetzung, die Handlung - wenn auch geruhsam - voranzubringen.

Auf jeden Fall bleibt die Trilogie und deren Handlungsbogen so interessant und anders, dass ich dem abschließenden Band mit großen Interesse entgegensehe.