Oliver C. Bonzol: Unbekannte Helden (Buch)

Oliver C. Bonzol
Unbekannte Helden
2021, Paperback, 396 Seiten, 11,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

1963 in Marl geboren wurde Oliver C. Bonzol erst einmal Installateur bei einer Chemiefirma am Ort, entschied sich dann aber sein Fachabitur zu machen, zog nach Wulfen und studierte dann später Versorgungstechnik, so dass er heute als Ingenieur im Bereich Marketing und Vertrieb bei einem Energieversorgungsunternehmen arbeitet. Seine Leidenschaft gehört aber auch dem Schreiben, wie er mit seinem Erstling „Unbekannte Helden“ beweist.


Der neue Präsident der USA hat kurz nach seiner Wahl nichts Gutes im Sinn und befiehlt einen Giftgasanschlag auf die kongolesische Stadt Kinshasa, denn er sieht die europäischen Friedensbemühungen gar nicht gerne. Mit der Macht einer seit Jahrhunderten geheimen Organisation hinter sich, glaubt er allen trotzen zu können.

Doch er rechnet nicht damit, dass ein einfacher Mann aus dem Ruhrgebiet, auch „Der Lord“ genannt, und seine Zufallsbekanntschaft Lara anfangen, Hobby-Agenten zu spielen. Doch sind sie gewitzt genug, um seinen Attentätern an den Karren zu fahren und dabei geschickter, als irgendwelche Geheimdienste?


Der Prolog beginnt mit einem Donnerschlag, doch dann beginnt der Autor die Ereignisse von hinten aufzurollen. Denn ein Jahr vor dem Anschlag, der minutiös geschildert wurde, beginnt die eigentliche Geschichte - mit Ereignissen, die erst einmal gar nichts mit dem späteren Geschehen zu tun haben.

Und dabei wird gleich in die Vollen gegriffen. Eine überaus geheime Organisation, die seit mehr als dreihundert Jahren existiert, ein Geheimdienst, dem nicht einmal ein Präsident der Vereinigten Staaten etwas befehlen kann und dessen Mitglieder einzig und allein dazu da sind, die Regierung zu überwachen und notfalls einzugreifen.

Der Autor nutzt das erste Drittels Buchs, um wichtige Personen vorzustellen und einzuführen, dann aber auch um entscheidende Weichen zu stellen, die auf den Anschlag hinarbeiten. Und wie so oft kommt auch jemand ins Spiel, der mit der Welt der Agenten nichts am Hut hat und doch gerne herumschnüffelt.

Er kommt in den Besitz seltsamer Dateien, die ihm Rätsel aufgeben, eine Zufallsbekanntschaft weckt in ihm schließlich das Verlangen, mehr zu tun, und dem allen nachzugehen.

Das Ganze liest sich ein wenig phantastisch, was man aber auch merkt. Die Geschichte wirkt stellenweise wie eine Hommage an „Jerry Cotton“ und Co., denn wie bei allen Thrillern mit Trash-Faktor unterstützt Kollege Zufall die Helden ungemein.

Auf gleich mehreren Erzählebenen, die sich aber auch nicht alle kreuzen, entfaltet sich die Geschichte und macht einfache Menschen, die eigentlich andere Jobs haben, zu Helden, wenn auch zu denen, die nie an die Öffentlichkeit treten - was vielleicht auch gut ist.

Dabei werden alle Register gezogen, die man aus den Action-Thrillern kennt: Es gibt Verfolgungsjagden, fiese Killer und letztendlich auch die Freunde, die im rechten Moment zur Stelle sind und die Helden unterstützten.

Das Geschehen ist nicht immer ganz logisch und manchmal etwas an den Haaren herbeigezogen, liest sich aber dennoch gut und wartet am Ende sogar mit einer angenehmen Überraschung auf, die dem Ganzen noch einmal ein wenig Biss gibt. Die Figuren entsprechen teilweise zwar den gängigen Archetypen, aber diejenigen auf die es ankommt sind so sympathisch, dass man mit ihnen mitfiebert.

„Unbekannte Helden“ ist ein unterhaltsamer und frecher Thriller, der es manchmal ein wenig übertreibt, aber allen Lesern gefallen könnte, die solche Geschichten mit einem gewissen Trash-Faktor und dem daraus resultierenden Augenzwinkern mögen. Das Buch geht sicher nicht in die Tiefe und bedient einiges an Klischees, bietet aber ein paar kurzweilige Lesestunden - was will man mehr?