Gejagt - Die Flucht der Angela Davis (Comic)

Gejagt - Die Flucht der Angela Davis
Text: Fabien Grolleau
Zeichnungen: Nicolas Pitz
Übersetzung: Jano Rohleder
Cross Cult, 2021, Hardcover, 150 Seiten, 25,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Seit Anfang der 70er Jahre ist die 1944 in Birmingham/Alabama geborene Angela Davis eine US-amerikanische Bürgerrechtlerin, Philosophin, Humanwissenschaftlerin und Schriftstellerin, die sich vor allem für die Rechte Gefangener eingesetzt hat. Die Künstler Fabien Grolleou und Nicolas Pitz erzählen nun in „Gejagt - Die Flucht der Angela Davis“ von den prägenden Jahren im Leben dieser Frau.

 

Das Leben in den 50er und 60er Jahren ist nicht einfach für die People of Color, das merkt schon die kleine Angela, die oft und gerne gegen die Ungerechtigkeiten rebelliert, die ihr und ihrem Umfeld angetan werden. Jeder Erfolg der Bürgerrechtsbewegung wird bejubelt und gefeiert, auch wenn die Menschen in Birmingham gerade durch den Ku-Klux-Klan Einiges erdulden müssen.

Angela studiert später in Europa, wo sie nicht so starke Anfeindungen erlebt und neue Impulse erhält, kehrt aber dann nach Amerika zurück, um ihr Studium an einer dortigen Uni zu beenden.

In der Folgezeit weckt sie durch ihre mutigen Reden und Aktionen schlafende Hunde und mit einem Mal wird sie als vermeintliche Mörderin und Aufrührerin vom FBI gejagt. Etwas, das sie für immer prägen wird.


Auch wenn sie eine wichtige Rolle in der Bürgerrechtsbewegung einnimmt und noch immer aktiv ist, so gehört Angela Davis doch nicht zu den Personen, die einer breiten Masse bekannt ist, vor allem nicht in Europa. Das mag einerseits an ihrem Geschlecht liegen, andererseits aber auch an den Themen mit denen sie sich beschäftigt.

Deshalb konzentrieren sich die Künstler in diesem Werk auch bewusst auf die Person und ihr Leben, stellen die prägenden Momente vor, die gleichzeitig auch ein Licht auf die amerikanische Gesellschaft fernab der großen Zentren wirft.

Es ist schon bedrückend zu sehen, wie die Rassentrennung und die Verachtung der alten weißen Männer in den Südstaaten zelebriert wurden. Durch Angelas Flucht kommen immer wieder weitere Ungerechtigkeiten an Licht, die erschreckend an Heute erinnern.

Angela Davis mag Glück gehabt, relativ ungeschoren aus dem Gefängnis gekommen zu sein, aber ihre Erfahrungen und auch das Schicksal eines Freundes geben ihr eine Aufgabe.

Die Geschichte fängt den Zeitgeist der 70er Jahre ein, wirft erschreckend aktuelle Schlaglichter auf die amerikanische Gesellschaft und regt durch diese Zeitnähe und Direktheit immer wieder zum Nachdenken an.

Allein schon die Erlebnisse der Bürgerrechtlerin auf ihrer Flucht sind es wert, genauer hinzusehen - ihre Werke, Schriften und Reden klingen dagegen nur am Rande an, um deutlich zu machen, was damals das Missfallen der Mächtigen erregte.

Die Geschichte klagt allerdings Niemanden an, sie zeigt nur recht akkurat, was Angela Davis selbst erlebt haben muss. Damit das Geschehen nicht allzu düster wird, setzten die Künstler auch positive Momente dagegen und bemühen sich auch, nicht und niemanden zu bewerten sondern nur Tatsachen zu enthüllen.

Die Figuren bleiben ein wenig distanziert, was man auch verstehen kann; sie stehen aber für viele Andere, die Ähnliches erlebt haben dürften und noch erleben müssen, weil sich im Grunde nicht so viel verändert hat wie erhofft und es weiter so mutiger Personen bedarf wie die Titelheldin.

So ist „Gejagt - Die Flucht der Angela Davis“ eine spannende, vielschichtige und auch tiefschürfende Biographie, die aktuell und zeitnah ist, eine unterhaltsame Geschichte bietet und zeitgleich auch zum Nachdenken und Weiterlesen anregt.