C. L. Polk: Stormsong - In Winterstürmen (Buch)

C. L. Polk
Stormsong - In Winterstürmen
(Stormsong, 2020)
Übersetzung: Michelle Gyo
Hobbit Presse, 2020, Paperback, 400 Seiten, 16,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Die kanadische Autorin C. L. Polk lebt in Alberta und verfasste schon mehrere Kurzgeschichten sowie die Webserie „Shadow Unit“, bis sie sich auch an Romane heranwagte. Für ihren Erstling „Witchmark“ gewann sie einige Preise, nun wird die Geschichte mit „Stormsong - In Winterstürmen“ fortgesetzt.


Grace und ihr Bruder Miles haben die große Schande aufdecken können, die ihre Heimat befleckte und zumindest fürs Erste einen Krieg verhindern können. Allerdings bewegt sich Wohl und Wehe ihrer Heimat Aeland immer noch auf Messers Schneide, es könnte sich jederzeit alles wieder ins Negative wenden.

Vor allem jetzt, wo ein Mordkomplott das Land erschüttert und heftige Winterstürme es heimsuchen, die es so zuvor noch nie gegeben hat. Was und wer steckt dahinter - und hängt beides nicht enger zusammen, als vermutet? Denn weil der Aether fehlt, die verbrecherischen Magier nicht aufhören auch aus dem Gefängnis heraus zu agieren und der Unmut der Bevölkerung wächst, könnte das Land schon bald von einem Bürgerkrieg erfasst werden.


In den letzten Jahren nehmen die Geschichten zu, deren Setting nicht mehr mittelalterlich ist, sondern zunehmend in einer Kulisse angesiedelt werden, die an das 19. Jahrhundert erinnern. Dabei werden die Epochen munter gemischt: Die adlige Gesellschaft der Regency-Zeit trifft auf die Errungenschaften der Industriellen Revolution in ihrer Steampunk-Variante.

Da die Autorin Magie auch nur sehr sparsam einsetzt, könnten das Komplott und die Ermittlung durchaus auch vor historischer Kulisse spielen, denn wenig deutet darauf hin, dass die arkane Macht eine größere Rolle spielt.

Man merkt dem Buch an, dass es ein Mittelband ist, denn man wird mitten in das letzte Geschehen geworfen, das noch nicht ganz aufgearbeitet ist, und das Beziehungsgefüge ist auch schon etabliert. Gleichzeitig werden natürlich die Fäden weitergesponnen und ein paar Weichen gestellt, um die Leser neugierig auf das weitere Geschehen zu machen. Dabei geht die Autorin sehr methodisch vor, erfahrene Leser durchschauen so Manches.

Die Figuren bleiben ein wenig fremd, selbst die Heldin hat nicht so viele interessante Ecken und Kanten, wie man denkt. Überhaupt muss man schon ein Faible für gewisse Intrigenspiele haben, um das Verhalten der Figuren nachvollziehen zu können.

Die Spannung bleibt daher moderat, es sind nur wenige Momente der Überraschung dabei und auch die weitere Handlung scheint klar zu sein, da sich nun die entsprechenden Fronten formieren. Und auch die titelgebenden Sturmgesänge sind eher eine Metapher als eine wirklich große magische Bedrohung.

Alles in allem ist „Stormsong - In Winterstürmen“ interessant für alle Leserinnen und Leser, die zum einen ein Setting im Stile des 19. Jahrhunderts mögen, auf der anderen Seite die Intrigenspiele der adligen Gesellschaft zur Regency-Zeit. Magie und Fantasy werden eher zurückhaltend eingesetzt und auch die Spannung bleibt moderat, da viele Entwicklungen vorhersehbar scheinen.