C. E. Bernard: Das Lied der Nacht (Buch)

C. E. Bernard
Das Lied der Nacht
Wayfarer-Saga 1
Übersetzung: Charlotte Lungstrass-Kapfer
Penhaligon, 2021, Paperback, 410 Seiten, 15,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Nach ihrer romantischen Dystopie wechselt C. E. Bernard alias Christine Lehnen nun das Genre und zwar zur reinen Fantasy. Sie startet mit „Das Lied der Nacht“ die doch eher recht düster gehaltene „Wayfarer“-Saga. Auch diese Geschichte ist aufgrund ihrer britischen Agentin auf Englisch verfasst und extra noch einmal für den deutschen Markt veröffentlicht worden.


Es ist düster und kalt im ständig verschneiten Königreich Schur. Die Menschen versuchen sich vor allem an zwei Regeln zu halten, um die Finsternis, die in den Schatten lauert nicht auf sich aufmerksam zu machen. Die eine ist, niemals ein Feuer in der Nacht zu entzünden; die zweite, möglichst still zu sein und schon gar nicht zu singen.

Doch das sind genau die Gebote, die der einsame Wanderer Weyd und die kampfstarke Bardin Caer schon bald brechen werden. Denn in der Nacht in der sie sich kennenlernen, geschieht ein Massenmord, den sie nicht ungesühnt lassen können.

Während sie mit anderen nach einem Weg suchen die Finsternis zu bannen, werden ihnen von anderen Menschen, die zu sehr in der Furcht und alten Traditionen gefangen sind, immer wieder und immer mehr Steine denn je in den Weg gelegt.


Wer ein Smartphone besitzt und sich die entsprechende App herunterlädt, kann zum Buch auch noch Zusatzinhalte herunterladen, die noch einmal am Ende der Geschichte aufgelistet werden. Das Bonus-Angebot soll die Geschichte etwas plastischer und lebendiger machen, auch, um sich das den Titel bestimmende Lied anzuhören.

Das Buch selbst folgt klassischen Pfaden, auch wenn die Autorin natürlich versucht, ein paar Variationen einzubauen. Es sind wieder einmal die Außenseiter der Gesellschaft, die Nicht-Sesshaften, die etwas gegen die Finsternis unternehmen. Weniger die Leute, die sich ängstlich in den Dörfern verstecken oder gar über einen ganzen Landstrich herrschen.

Während die Dunkelheit und die Schatten kaum fassbar und auch nur schwer vorstellbar sind, gibt es natürlich auch ein paar menschliche Gegenspieler, die den Helden viel mehr auf den Pelz rücken, allen voran ein machtgieriger und scheinbar auch psychopathischer Baron.

Die Handlung selbst plätschert trotz eingebauter Action meistens dahin. Die Figuren brauchen eine ganze Weile, um dem Geheimnis auf die Schliche zu kommen und endlich etwas zu finden, was sie gegen die Finsternis einsetzen können.

Am Interessantesten dabei ist wohl noch, dass die Künstlerin mit der Sprache spielt, die scheinbar fehlerhaften Zeilenumbrüche und seltsam verteilten Wörter sind pure Absicht, um eine besondere Stimmung einzubringen, seien es ein Innehalten und Luftholen oder gar Hektik, wenn sich alles überschlägt.

Der Roman soll poetisch geschrieben sein - verfehlt aber manchmal seine Wirkung, weil die Sprache dann doch wieder recht modern ist und die düsterromantischen Elemente dabei untergehen. Auch wird die Gefahr aus den Schatten, vielleicht auch bewusst, zu schwammig beschrieben, um wirklich gruselig zu wirken.

Die Figuren sind leider auch nicht so ausgearbeitet, wie sie hätten sein können; die Autorin verrät zwar Einiges und zwingt sie dazu, sich zu entwickeln, aber sie wahrt selbst zu den Hauptcharakteren eine deutliche Distanz.

„Das Lied der Nacht“ hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Es ist zwar klar, dass nicht wirklich alles schon im Auftakt der „Wayfarer“-Saga verraten werden kann, aber eine paar mehr Hinweise und eine festere Bindung zu den wichtigen Figuren wären schon nötig gewesen, um wirklich den Funken überspringen zu lassen. So entsteht ein netter aber kein bleibender Eindruck, denn die Handlung berührt auf Dauer nicht.