Peter Schwindt: Das Buch des Wisperns - Die Gilead-Saga 1 (Buch)

Peter Schwindt
Das Buch des Wisperns
Die Gilead-Saga 1
Sauerländer, 2021, Hardcover, 384 Seiten, 17,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Peter Schwindt stellt uns zunächst drei Figuren vor, die eigentlich so gar nichts verbindet. Als da sind: Hakim, ein sechzehnjähriger Beduine aus Damaskus. Seitdem ein Ifrit seine Familie mit einem Fluch bedacht hat, dass der jeweils erstgeborene Sohn an seinem siebzehnten Geburtstag sterben wird, sucht seine Sippe, den Fluch zu brechen. Hakim hat ein sehr persönliches Interesse daran - feiert er als Erstgeborener doch am achten Tag des Dhul Qu´idah 253 seinen Geburtstag. 

Die Spur führt ihn zunächst mit einer Karawane, dann alleine in die Wüste Arabiens. Hier, verborgen vor den Augen der Menschen soll sie aufzufinden sein - die sagenumwobene verschollene Stadt Iram, Stadt der Säulen. In ihrem Mauern soll es wohl verborgen liegen - das Kitab al-Azif, das Buch des Wisperns…

Tief im Norden, im Reich der Wikinger treffen wir auf eine junge Frau, die kurz davor steht, zur Schildmaid auserkoren zu werden. Berit Olafsson erbt von ihrer Mutter ein Schwert. Traumsplitter hat keine metallene Scheide sondern ist aus Kristall, der bei dem Bösen anfängt zu leuchten.

In Britannien ruft ein verlassenes, ein verfluchtes Dorf einen Jungen. Finn stürzt in den Brunnen, der von den Bewohnern der umliegenden Dörfern bereits mehrmals bis zum Rand mit Steinen aufgefüllt wurde - allein, der Schacht ist immer wieder offen. Verborgen unten in der Dunkelheit stößt der Junge auf eine obsidianfarbene Kugel.


Zunächst stellt uns der Autor seine Figuren, die eigentlich nichts verbindet, in kurzen Kapiteln vor. Auffällig hierbei, dass er sich erfolgreich bemüht, ihre jeweilige Welt in sich überzeugend und detailreich zu beschreiben. Hier hat er, insbesondere was die arabische aber auch die nordische Kultur anbelangt, sehr sorgfältig recherchiert und präsentiert uns jeweils ein dezidiert ausgearbeitetes Setting.

Auffällig ist dabei allerdings auch, dass es ihm nicht wirklich gelingt, mich um seine Figuren sorgen zu lassen. Bei all dem, was er diesen zumutet, in welche Gefahren sie auch geraten lässt - richtig um sie gebangt habe ich nicht. Zu wenig erfährt man von deren Gefühlswelt, zu sehr konzentriert sich der Autor hier auf die Geschehnisse, die ihnen jeweils widerfahren.

Stilistisch schreibt Peter Schwindt routiniert und gefällig, nutzt einen recht bildhaften Stil, der wie geschaffen dafür ist, uns große Kulissen - etwa die verschollene Wüstenstadt - vorzustellen.

Die recht kurz geratenen Kapitel und der permanente Perspektivwechsel unterbrechen allerdings den Lesefluss immer wieder. Hier hätte ein Verbinden der Kurzkapitel, eine Reduzierung der Wechsel dem Text gut getan.

So ist dieser Auftakt einer Trilogie ein Buch, das bei mir ambivalente Gefühle weckt. Neben den unbestritten sehr gelungenen Darstellungen der jeweiligen Welten seiner Protagonisten nehmen sich die Charakter-Zeichnungen eher lau aus. Die Figuren sind nicht recht griffig, bleiben letztlich blass und unglaubwürdig. Hier hoffe ich, dass der Autor im zweiten Teil nachlegt.