Angelique Corse: Blutroter Schmerz und finstere Lust (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 19. Mai 2021 12:03
Angelique Corse
Blutroter Schmerz und finstere Lust
Blue Panther Books, 2020, Taschenbuch, 200 Seiten, 12,90 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Irene Salzmann
Angelique Corse schreibt nach eigenen Aussagen unter verschiedenen Pseudonymen. Bei Blue Panther Books ist sie mit mehreren Titeln vertreten, die nicht nur rein erotisch sind, sondern auch mit phantastischen und Krimi-Elementen aufwarten. „Blutroter Schmerz und finstere Lust“ spielt im zeitgenössischen Prostituierten-Milieu, wartet aber auch mit Elementen aus Horror und Fantasy auf und bringt Themen wie Vampirismus, Wiedergeburt und Seelenwanderung mit ein.
Bereits als junges Mädchen erkennt Jane, dass sie durch härtere Praktiken deutlich mehr Vergnügen empfindet als beim Blümchen-Sex. Dummerweise erwischen die konservativen Eltern sie in flagranti mit ihrem Freund; der Hausfrieden ist zerstört, und Jane ergreift die Flucht, begleitet von ihrer besten Freundin Viktoria. Beide finden ein neues Zuhause im ‚Violett Blue Light‘, dem Club von Puff-Mutter Sarah, die ihren Mädchen wirklich eine Mutter ist.
Jedoch haben Intrigen Sarah in die Schuldenfalle des brutalen Zuhälters Mister Brazil getrieben, der das Etablissement in seinen Besitz bringen will und schon vorab die Mädchen testet - genauer: quält und ihnen bleibende Schäden zufügt. Aufgrund seiner Beziehungen wagt niemand, Sarah Beistand zu leisten.
Doch dann taucht der attraktive Lion auf, mit dem Viktoria eine verstörende Begegnung hat, bevor sich der junge Mann für Jane in einem Maß zu interessieren beginnt, das weit über das hinausgeht, was man von einem Freier erwartet. Es gelingt ihm, Mister Brazil zu überraschen, doch um diesen skrupellosen Mann unschädlich zu machen, muss Lion sein Geheimnis offenbaren und auf das Vertrauen derer hoffen, die er beschützen möchte.
Die Autorin beginnt mit einem Appetizer und springt zwischen zurückliegenden und gegenwärtigen Geschehnissen hin und her, um nicht zu früh alle Geheimnisse zu offenbaren, die erfahrene (Horror-) Leser früh erahnen dürften. Infolgedessen fragt man sich, wann Lion die Karten auf den Tisch legt oder Jane endlich die Zusammenhänge begreift, was natürlich erst gegen Ende des Bandes geschieht.
Es wird mit Genre-Klischees gearbeitet, die für Phantastik-Freunde wenige Überraschungen bieten und in erster Linie das Publikum erotischer Bücher ansprechen sollen, die sich zu den gängigen Beschreibungen einen Extra-Pep wünschen (vergleichbar den Paranormal Romances, die ab den 90er Jahren viele Leserinnen fanden, bei denen das Mischungsverhältnis meist mehr zur Fantasy tendierte, während hier der Sex an erster Stelle steht). Darüberhinaus wird das Prostituierten- und ‚Monster‘-Milieu romantisiert durch positiv besetzte Ausnahme-Charaktere, was auch in der Phantastik gang und gäbe ist (edle Kurtisanen, Diebe, Söldner, Dämonen etc.).
Einige Szenen wirken wie Seiten-Schinderei, denn zum Beispiel der homosexuelle Elias, der zu Lions Begleiter wird, ist ebenso überflüssig wie Viktoria, da sie beide nichts zum Handlungsverlauf beitragen, was die Hauptfiguren nicht auch anderweitig hätten herausfinden können, sodass sie bloß als schlichte Heldenbegleiter erscheinen, welche das Gute in Lion und Jane unterstreichen, oder als Handlanger bei den Spielen.
Die Geschichte dieses Paares wird Stück für Stück enthüllt, regelmäßig gewürzt durch erotische Einlagen aus dem SM-Bereich. Was bei Mister Brazil, dem Gegner, reiner Grausamkeit entspringt, sind bei Lion wohldosierte Dominanz-/Unterwerfungsspiele, die den Beteiligten höchsten Genuss verschaffen sollen. Ein Kontrast ist beabsichtigt, sodass sich auch eine Leserschaft, die solche Praktiken nicht selbst ausprobiert sondern nur neugierig darüber lesen möchte, mit dem Buch anfreunden kann.
Schließlich wird noch etwas mehr als Sex geboten, nämlich eine spannende Handlung, die unterschiedliche Zeitalter und Liebende verbindet, welche sich wiederfinden. Wer einen richtigen Plot mit Sex als Sahnehäubchen schätzt, sollte dem Titel eine Chance geben.