David Drake & Karl Edward Wagner: Killer (Buch)

David Drake & Karl Edward Wagner
Killer
(Killer, 1985)
Übersetzung: von Heiner Eden
Titelbild: Arndt Drechsler
Festa, 2020, Hardcover, 348 Seiten, 34,99 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Im Römischen Reich hat die Arena immer Bedarf an Kämpfern - menschlichen wie tierischen. Für den Nachschub an Sklaven, die im weiten Rund um Leben und Ruhm kämpfen, sorgen die Legionen des Reichs, die Tiere besorgen mutige Tierfänger, die selbst an exotischsten Orten auf die Suche gehen und fündig werden.

Lycron gehörte als Gladiator einst zu den gefeierten Helden der Arena. Inzwischen hat er eine Familie und sucht den Nervenkitzel bei seinen Expeditionen nach Afrika und Vorderasien, von denen er Wildtiere mitbringt. Löwen, Tiger und Elefanten hat er bereits gefangen und dem Kolosseum zugeführt, doch was ihm der Händler Vonones zeigt, das hat auch der erfahrene Jäger noch nie gesehen.

Menschenähnlich ist das Wesen, von der Statur einer kleinen Frau und mit blauen Schuppen bedeckt. Dazu gesellt sich ein dreieckiger Kopf ohne Ohren, geschlitzte Augen und an den Armen Krallen, auf die jeder Tiger neidisch wäre. Dass die Affenechse, Saurophitecus getauft, gefährlich ist sieht man dieser an - wie gefährlich, das müssen seine Wächter und Häscher bald schmerzhaft erfahren.

Der Gottkaiser selbst hat die Ergreifung des flüchtigen Tieres befohlen - und N’Sumu, ein vorgeblich ägyptischer Magier, unterstützt den Tierfänger und dessen Freund den Händler bei der Verfolgung der Kreatur.

Dass sowohl die Bestie als auch der vorgeblich ägyptische Häscher nicht von der Erde stammen, ahnen die sie unterstützenden Fänger - dass ihr Wild, das sich inmitten Roms verbirgt, allerdings intelligent und trächtig ist, das macht die Angelegenheit - wirklich blutig.


Der verlagsseitige „Waschzettel“ teilt dem Interessenten werbewirksam mit, dass der Roman auch gut „Alien vs. Predator im alten Rom"“ heißen könnte. Und damit hat man nicht übertrieben.

Sieht man von einer kleinen, nicht sonderlich gelungenen Szene zu Beginn ab, in der der Häscher in einem Raumschiff damit beauftragt wird, das flüchtige Wesen auf der Erde zu jagen, erwartet den Rezipienten Action nonstop. Vor den Augen des Lesers nimmt dabei das alte Rom Gestalt an: das Kolosseum, die Bäder, der Gottkaiser, Sklaven und die Mietskasernen – und mittendrin die Häscher und deren Wild.

Dass sich die Jäger untereinander nicht grün sind, dass die Autoren das Römische Reich auf einige wenige Merkmale reduzieren - geschenkt. Zu sehr interessiert es uns, wie die Jagd vorangeht, wie die Affenechse jetzt wieder aus der Falle entkommen wird, welche Opfer zu beklagen sind.

Das ist großes Kopfkino, einfach, weil vor unseren Augen die aus Film und Fernsehen bekannten typischen Versatzstücke bildlich Gestalt annehmen und als bekannte Bühne dienen. Auf dieser wird dann in grellen Farben gekämpft, verletzt, ausgeweidet und getötet. Das ist oberflächlich, lässt Tiefe (insbesondere was die Charakter-Zeichnung anbelangt) vermissen - nur ist dies vorliegend gänzlich irrelevant. Alles ordnet sich der Hatz unter, die uns Leser an die Seiten bannt.

David Drake ist bei uns weniger bekannt. In seiner Heimat ist er als unterhaltsamer Verfasser vornehmlich im Bereich der Military SF geschätzt. Über Karl Edward Wagner muss man kaum viele Worte verlieren. Er galt bis zu seinem viel zu frühen Ableben als einer der vielversprechendsten Autoren der Dark Fantasy, der mit „Kane“ eine wunderbar stimmige Reihe vorgelegt hat.

Vorliegender Roman ist intensiv, tempo- und abwechslungsreich, zeigt uns zwei Autoren die einen gelungenen Mix aus Historienroman mit Fantasy- und SF-Elementen vorlegen, den Schwerpunkt dabei aber eindeutig auf die gelungene Action legen.