Udo Carll: BikerLiebe (Buch)

Udo Carll
BikerLiebe
Blue Panther Books, 2020, Taschenbuch, 240 Seiten, 12,90 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Nach der erotischen Quickie-Sammlung „Heiße erotische Träume“ hat sich Udo Carll mit „BikerLiebe“ erstmals an einen Roman gewagt, der in mehreren Kapiteln und mit wechselnden Perspektiven schildert, wie der Zufall zwei einander fremde Menschen zusammenbringt, die im jeweils anderen ihre große Liebe finden und mehrere gefährliche Situationen überstehen müssen, um - vielleicht - gemeinsam glücklich zu werden. Ob ihnen das gelingt, sollte jeder, der sich für die Geschichte von Candy und Clark interessiert, selbst lesen.


Einst liebte Candy Ricky, und es dauerte viele Jahre, bis sie erkannte, dass er ein Verbrecher ist. Als er sie durch jüngere Gespielinnen ersetzt und sie in die Prostitution zwingen will, flieht sie sowohl mit brisanten Beweisen für seine Vergehen als auch mit einer Tasche voll schmutzigem Geld, das Ricky seinem Drogenhändler schuldet. Da dieser nun die Schlinge um Rickys Hals zuzuziehen beginnt, schickt er eine Rocker-Gang, die Eagles, los, die Candy zu ihm bringen soll.

Derweil hat Candy in dem abgelegenen Imbiss, in dem sie von ihrem Onkel untergebracht wurde, eine flüchtige Begegnung, die ihr nicht mehr aus dem Kopf geht: Der Motorradfahrer befindet sich auf dem Weg zu einem Rock-Festival und ist von der adretten Bedienung genauso angetan wie sie von ihm. Insgeheim hoffen beide, den anderen auf dem Konzert wiederzusehen. Das hält Clark jedoch nicht davon ab, sich auf amouröse Abenteuer mit der Rocker-Braut Angel und der Mechanikerin Celine einzulassen.

Tatsächlich treffen sich Clark und Candy auf dem Festival - und das genau zur richtigen Zeit, denn die Eagles haben die Gesuchte ebenfalls gefunden und planen, sie zu entführen und später umzubringen. Das Paar kann ihnen entkommen, doch der Vorsprung schmilzt schnell, weil Celines Helm, den Clark gestohlen hat, gechipt ist. Sie vertraut diese Information Angel an, weil sie den Flüchtigen helfen möchte, nicht ahnend, dass die Freundin sie belügt, um ihren Ex, den Boss der Eagles, zurückzugewinnen.


Es gelingt dem Autor, eine spannende Handlung im Stil eines Road-Movies aufzubauen, denn die Suche nach Candy und Clark sowie deren Kampf gegen ihre Verfolger liefert eine Rahmenhandlung, die gegenüber den darin eingebetteten erotischen Szenen nicht zu kurz kommt. Man wundert sich zwar, dass die beiden trotz großer Gefahr immer noch Zeit finden, die sexuellen Momente ausgiebig zu genießen - und dadurch wertvolle Zeit verlieren -, doch kennt man das bereits von den Paranormal Romances, in denen die Hauptfiguren auch immer ihren Spaß in einer Besenkammer haben, während draußen Vampire, Werwölfe, Zombies, Ghouls und so weiter auf ihre Vesper harren. Zu sehr hinterfragen sollte man das Verhalten der Protagonisten in vordringlich erotisch ausgerichteten Büchern besser nicht.

Nicht ganz so gelungen wie der Aufbau des Spannungsbogens ist die Charakterisierung der Figuren. Ganz nach Klischee sind die Guten gut und die Bösen böse. Infolgedessen hat man Mitleid mit den Sympathieträgern und gönnt ihren Widersachern die wohlverdiente Strafe, wobei deus ex machina mithilft. Das ist notwendig, denn Clark ist nicht Clark Kent alias Superman, zu Angel würde der Name Teufelchen besser passen, Candy ist, nomen est omen, einfach süß und Celine naiv und nützlich. Weshalb die provinziellen Charaktere englische (Spitz-) Namen tragen, bleibt ein Geheimnis des Autors. Vermutlich klingen Carl, Angela, Carmen und Cecilia nicht schick genug - oder es sind Hommagen, denn die deutsche Rock-Queen Doro Pesch (ehemals Warlock) wird als Star des Festivals, das wie ein Mini-Wacken wirkt, mehrmals erwähnt.

Man darf annehmen, dass sich Udo Carll mit Clark identifiziert, der für ihn besondere Gelegenheiten in Gedichten festhält. Der Autor schreibt/schrieb vor seinen Publikationen bei Blue Panther Books unter anderem erotische Lyrik. Seine Beschreibungen und die Wortwahl sind nicht allzu deftig, sodass sich ein Publikum, das es lieber romantisch als hart mag, von „BikerLiebe“ angesprochen fühlen dürfte.

Obschon es einige Leichen gibt, steht eine zärtliche Romanze im Mittelpunkt der Handlung. Udo Carll gelingt der Spagat zwischen Erotik und Krimi und bringt dadurch seinen Titel auf einen der vorderen Ränge des Verlagprogramms, da er mehr als nur eine Aneinanderreihung von Sex-Szenen bieten kann. Sprachlich geschmackvoll nimmt er Leser mit, die sich eine echte Handlung, sympathische Figuren und das liebevolle Miteinander wünschen als wichtiges Plus zur Erotik.