Victoria Laurie: Gepenster küsst man nicht – M. J. Holliday: Geisterjägerin 2 (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 13. Oktober 2010 15:23
Victoria Laurie
Gespenster küsst man nicht
M. J. Holliday: Geisterjägerin 2
(Demons Are a Ghoul’s Best Friend, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Christine Blum
Titelgestaltung von HildenDesign/Ramona Popa unter Verwendung mehrerer Motive von Shutterstock
Lyx, 2010, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 312 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8279-0
Von Irene Salzmann
M. J. Holliday wird von ihrer Freundin Karen O’Neal gebeten, sich einer Geistererscheinung in einem renommierten Internat am Lake Placid anzunehmen. Karens Nichte wurde von Hatchet Jack mit einem Beil über das Schulgelände gejagt, und sie ist nicht die einzige, die sich seither vor einer Rückkehr an die Schule fürchtet. Der Rektor Owen Habbernathy erweist sich als wenig kooperativ und leugnet das Phänomen, doch Karen lässt ihre Beziehungen spielen, so dass er die Nachforschungen zulassen muss, will er nicht sein Bauvorhaben gefährden.
Zusammen mit ihren Partnern Gilley Gillespie und Dr. Steven Sable beginnt M. J., das Internat zu untersuchen und einige Leute, die mehr wissen könnten, zu befragen. Dabei stoßen sie nicht nur auf den Geist von Hatchet Jack, der sehr viel mächtiger ist als all jene, die M. J. bereits erfolgreich hatte ins Jenseits befördern können, sondern auch auf die Geister von vier ermordeten Jungen. Komischerweise kann oder will sich keiner an drei von ihnen erinnern. M. J. und Gilley bekommen überdies Probleme mit der Polizei, als sie die Leiche eines der Kinder entdecken. Es kostet beide erhebliche Mühe, Detective Bob Muckleroy davon zu überzeugen, dass Spukphänomene nicht ins Reich der Phantasie gehören und er ihnen helfen muss, die Verbrechen aufzuklären, die vor rund dreißig Jahren begangen wurden und noch einen weiteren Mord nach sich ziehen ...
Hatte man schon Spaß an „Rendezvous um Mitternacht“, dem ersten Band der Serie „M. J. Holliday: Geisterjägerin“, wird man sicher auch freudig nach „Gespenster küsst man nicht“ greifen. Beide Romane sind in sich abgeschlossen, aber es empfiehlt sich, sie in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da sich die Beziehungen der Charaktere weiter entwickeln und vorausgesetzt wird, dass man mit den Hintergründen der Hauptfiguren vertraut ist.
Victoria Laurie konzentriert sich auf die spannende Handlung, einen Mix aus Horror, Urban Fantasy, Krimi und einem Hauch Romance. Tatsächlich fällt der Anteil der romantischen Momente deutlich geringer aus als im ersten Band, was der Geschichte jedoch sehr gut tut, denn sie wird nicht durch überbordende Beziehungsprobleme und Bettszenen verwässert, so dass sie auch den ‚normalen‘ Freund der Phantastik anspricht und nicht nur die Fans der Romantic Mystery. Zwar umkreisten sich M. J. und Steven, aber sie sind noch kein Paar, so dass man sich wohl auch in den kommenden Büchern über ihr Hin und Her amüsieren kann.
Die Romanze der beiden ergänzt eine Handlung, die sehr komplex und packend ist. Die Autorin machte sich die Mühe, einen raffinierten Plot zu entwerfen, in dem Geister und Menschen gleichermaßen Verbrechen begehen und die Aufklärung auf zwei Ebenen stattfindet. Diesmal müssen M. J. und ihre Kollegen sehr viel mehr recherchieren, da sie weniger Hilfe von den Geistern erhalten als im vorherigen Band. Auch das gefällt, da die Geschehnisse nun weniger konstruiert wirken und deus ex machina nicht mehr sonderlich strapaziert wird. Auch die humorigen Einlagen wie Stevens Sprachprobleme und die Kommentare von Papagei Doc wurden etwas reduziert, da der Tod von Kindern kein Thema ist, das sich mit Witzen vereinbaren lässt. Es fällt außerdem auf, wie ausführlich die Autorin das grobe Vorgehen der Polizei gegen Opfer und Unbeteiligte, bevor geklärt werden kann, was eigentlich passiert ist, schildert. Die Betroffenen nehmen es hin, dass sie mit der Waffe aus dem Auto getrieben werden, Handschellen angelegt bekommen und sogar mit dem Fuß auf dem Boden festgenagelt werden. So viel zum gelobten Amerika, dem Land der großen Freiheit ...
Alles in allem ist auch „Gespenster küsst man nicht“ ein spannender und reizvoller Roman trotz des albernen und unpassenden Titels, der zum Cover, nicht aber zum Inhalt passen mag. Schätzt man phantastische Bücher mit Krimi-Elementen und sympathischen Protagonisten, sollte man sich diese Serie nicht entgehen lassen.