Invincible 5 (Comic)

Invincible 5
Text: Robert Kirkman
Zeichnungen: Ryan Ottley, Cliff Rathburn
Übersetzung: Frank Neubauer
Cross Cult, 2021, Paperback, 336 Seiten, 30,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

„Invincible“ ist auf den ersten Blick eine Superhelden-Serie wie sie im Buche steht - auf den zweiten Blick hin erkennt man aber auch, dass sie mit vielen Klischees und Traditionen brechen will, etwas, was typisch für die Künstler ist. Denn wie immer durchbricht das Team Grenzen, die im Mainstream nicht möglich wären.


Mark Grayson ist im Grunde seines Herzens immer noch ein normaler menschlicher Junge. Er hat zwar seine Rolle als Superheld akzeptiert, aber ihm sind auch die Menschen in seinem Umfeld wichtig, so wie seine Mutter, sein kleiner Bruder und nicht zuletzt Eve, die er immer noch für sich zu gewinnen versucht.

Außerdem ist er von einem großen Idealismus geprägt und horcht im rechten Moment auf. Er arbeitet zwar jetzt noch für eine Regierungsorganisation, beginnt aber auch deren Methoden zu hinterfragen, als er herausfindet, dass diese die Schurken nicht wegschließen, sondern teilweise auch für sich arbeiten lässt. Und das bringt ihn in Konflikt mit Cecil Stedman, seinem Chef. Das bleibt nicht das einzige Problem, mit dem er sich herumschlagen muss…


Liebe und familiäre Probleme begleiten den jungen Superhelden, der seinen Weg zu finden versucht und immer noch von einem starken Idealismus geprägt ist. Er will den Menschen helfen und die Bösen hinter Gitter sehen, deshalb ist das Verhalten seiner Chefs wie ein Schlag in sein Gesicht - die Konfrontation, die daraus folgt, bringt ihn mehr oder weniger dazu, ein Vigilant zu werden.

Und das in einer Zeit in der sein kleiner Halbbruder Oliver auch ein Held werden will und als Kid Omni Man an seiner Seite kämpfen möchte, dabei aber einige wichtige Regeln missachtet, die Mark auch erst einmal verdauen muss.

Zugleich kommt er nicht damit zurecht, dass sich seine Mutter einen neuen Freund geangelt hat, während er sich selbst wie ein Idiot fühlt, während er Atomic Eve umwirbt, die langsam aber sicher auftaut.

Wie immer weiß diese bunte Mischung aus ganz alltäglichen Problemen eines jungen Mannes, der seine Familie zusammenhalten will aber gleichzeitig auch die eigene große Liebe sucht, und Superhelden-Abenteuern zu gefallen.

Mark Grayson ist ein Held mit Fehlern und Schwächen. Er tappt gerne einmal in ein Fettnäpfchen oder realisiert Dinge zu spät, aber auf der anderen Seite versucht er auch Entwicklungen anzunehmen und das Beste daraus zu machen, gerade was seinen Bruder angeht, den er jetzt ganz und gar unter seine Fittiche genommen hat. Vielleicht ist das neue Kostüm nun auch eine äußerliche Veränderung, die sein Erwachsenwerden offen zeigen soll.

Heraus kommen Abenteuer, die natürlich einiges an Action bieten, aber diese auch immer wieder hinterfragen und andere Konsequenzen wählen als man dies gewohnt ist. Die Helden bleiben nicht unbefleckt, selbst wenn sie es moralisch versuchen. Und wie man sich denken kann, wird auch das Geschehen im All nicht vergessen, so dass man gespannt sein darf, wie die Serie sich in ihrem weiteren Verlauf entwickelt.

Gerade die Vielschichtigkeit der Figuren und Entwicklungen hebt die Serie deutlich von anderen des Genres ab. Invincible und seine Freunde sind weitaus eher vorstellbar und vor allem menschlicher, als die Helden der großen Verlage.

Damit bleibt „Invincible“ eine Superhelden-Serie mit facettenreichen Figuren, die auch schon einmal heiße Eisen anfasst und Gedanken glaubwürdig weiter spinnt. Die zentralen Charaktere bleiben sympathisch, gerade bei Marks Ringen um seine moralische Ehre und sein persönliches Glück fiebert man gerne mit.