Akram El-Bahay: Lias und der Herr der Wellen (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 02. März 2021 11:35
Akram El-Bahay
Lias und der Herr der Wellen
Titelbild: Max Meinzold
Ueberreuter, 2021, Hardcover, 348 Seiten, 16,95 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
„Wer Grenzen im Kopf errichtet, wird nie in der Lage sein, große Ideen zu entwickeln.“ (S. 133)
Lias will nicht weg aus der Stadt. Nicht, dass er besonders viele Freunde hätte, aber immerhin kennt er sich hier aus, weiß, wo und wie er rumkommt, ohne allzu sehr anzuecken.
Dumm, dass seine Eltern vor der ihm unbekannten Tante ein altes, auf den ersten Blick baufälliges Haus geschenkt bekommen haben. Die Tante, eine berühmte Schriftstellerin, ist verschwunden - wohin, warum, das wissen auch seine Eltern nicht.
Kaum im Haus angekommen, beginnen die merkwürdigen Vorfälle. Des Nachts hört Lias Geräusche, Türen öffnen sich von selbst, Fensterläden bewegen sich obwohl kein Wind weht; man könnte den Eindruck gewinnen, dass das Haus lebendig sei.
Als Lias mit dem Debüt-Roman seiner Tante einschläft, beginnt ein ganz merkwürdiger Traum - oder ist er vielleicht gar wach?
Über ein verschlossenes Zimmer, dessen Schlüssel ihm das Haus zukommen lässt, gelangt Lias mitten hinein in die Geschichte um Piraten, Fabelwesen und Geheimnissen. Dass seine Tante, die hier bekannt ist wie ein bunter Hund, verschwunden ist, besorgt die Figuren der Geschichte - zumal sie einen Hilferuf der Autorin erhalten haben.
So macht sich Lias zusammen mit seinem Zwilling aus der Geschichte und mit ein wenig Hilfe der Piraten auf die Suche nach seiner Tante - und stößt dabei nicht nur auf Abenteuer satt, sondern auch auf fiese Gegner zuhauf .
Akram El-Bahay hat bei Lübbe drei Trilogien vorgelegt, die allesamt etwas Besonderes waren. Anders als viele seiner Kollegen, entführte er seine Leser nicht in mittelalterliche Welten sondern versetzte diese in den Nahen Osten. Arabien stand bei der Schöpfung seiner Handlungsstätten Pate und sorgte für viel Flair in den spannenden Werken.
Daneben legt der Autor schon seit Jahren bei Ueberreuter Jugendromane vor, die zunächst in der Realität angesiedelt den Rezipienten dann in phantastische Bücherwelten entführen.
Sie richten sich, wie vorliegender Roman, an ein jüngeres Lese-Publikum, das spannende Abenteuer eines gleichaltrigen Erzählers sucht. Vorliegend erwartet so den Leser ein Roman um Piraten und Wüsten, geheimnisvolle Tore zwischen Welten und der Suche nach einer verschwundenen Weltenschöpferin den Leser.
Dabei kann man mühelos in die Haut des Erzählers schlüpfen. Man nimmt ihm die anfängliche Ablehnung des Umzugs in die neue, ungewohnte Umgebung ebenso ab wie die Unsicherheit, als er das erste Mal in die Buchwelten eintaucht. Umso mehr ist sein Mut zu bewundern, mit dem er sich dann auf die Suche nach der ihm unbekannten Tante macht.
Die gefährlichen Situationen, die Begegnungen mit finsteren Wesen, Gegnern und Monstern bringen ihn oft an den Rand der Verzweiflung, lassen ihn aber auch gleichzeitig innerlich reifen.
So ist dies ein Roman, der wunderbar auf die Zielgruppe zugeschnitten ist. Er atmet Abenteuer mit Piraten und fiesen Gegnern, präsentiert einen sympathischen, realistisch gezeichneten Helden und zieht den Leser mit seinen spannend aufbereiteten Gefahren ins Buch.
Stilistisch den jugendlichen Lesern angepasst wartet so ein munterer, packender Schmöker im positiven Sinne auf den Bücherwurm, in und mit dem dieser den Alltag für ein paar Stunden vergessen kann.