Professor Zamorra 1152: Das Dorf der Verdammten, Adrian Doyle (Buch)
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- Veröffentlicht: Freitag, 12. Februar 2021 08:00
Professor Zamorra 1152
Das Dorf der Verdammten
Adrian Doyle
Bastei Entertainment, 2018, eBook, 1,49 EUR
Rezension von Elmar Huber
„Das Gerippe, das leicht im Wind hin und her pendelte, steckte in zerfledderter Kleidung, und nachdem Onyx sein erstes Entsetzen überwunden und sich ihm genähert hatte, erkannte er, dass an den Knochen des Gehenkten noch Fleischreste klebten, die die Raben und anderes Getier übriggelassen hatten.“
Der brutale Mord an der Familie Sollieu alarmiert die Section Spéciale. Laut Spurenlage hat der Vater zuerst seinen Sohn getötet, dann seine Ehefrau und am Ende sich selbst. Und offenbar war er in der Lage, mit seinem eigenen Blut die Wände mit sumerischen Hieroglyphen zu bedecken, nachdem er sich die Kehle aufgeschlitzt hatte. Die Recherche der Section deckt weitere solche Bluttaten auf, die sich über einen Zeitraum von bislang sechzig Jahren und über das ganze Land erstrecken. Alarmierend ist noch ein weiters Detail: Jeder der Mörder/Selbstmörder stammt aus dem Dörfchen Valcroix in den französischen Pyrenäen.
Inkognito begeben sich Nicole und Zamorra in eben jenes Dorf, in dessen Umkreis auch schon ungewöhnlich viele Rucksacktouristen verschwunden sind.
„Er führte sie in das Quartier, in dem sie die Nacht verbringen würden. Auf dem Weg dorthin überlegte Perrier, wer besser munden würde, sie oder er. Beide hatten etwas. Bei beiden lief ihm das Wasser im Mund zusammen.“
Schneller als ihnen lieb ist, können Zamorra und Nicole das Geheimnis von Valcroix aufdecken, doch damit sind sie den bösen Mächten, die hier wirken, schon rettungslos ausgeliefert.
Die nächtlichen Szenen in Valcroix werden von Adrian Doyle sehr stimmungsvoll und leicht surreal präsentiert, sodass sich ein unbestimmtes Gefühl der Bedrohung breit macht. Besonders Onyx, der nach Zamorra und Nicole in Valcroix eintrifft, hat dort einige verstörende Begegnungen.
Der Roman lebt auch von diesen atmosphärischen Schilderungen, denn die Personen sind im Grunde nur Zuschauer beziehungsweise Spielbälle des Geschehens. Am Ende läuft alles auf das Wirken von Merlins Stern hinaus, mit dem die Ereignisse auch ihren Anfang genommen haben. Bei Licht betrachtet schon ein sehr massiver Zufall.
Auch die Fälle von Amoklauf, die für Zamorra, Nicole und Onyx den Fall erst ins Rollen gebracht haben, sind zwar schön mysteriös, im Zusammenspiel mit der weiteren Handlung und deren Auflösung aber nicht mehr als ein McGuffin.
Alles in allem bleibt ein stimmungsvolles Abenteuer, das mit seiner Atmosphäre punkten und auch erzählerisch überzeugen kann. Adrian Doyle arbeitet nicht nur mit Rückblenden in die ferne Vergangenheit, sondern bricht auch die zeitliche Struktur der Gegenwartshandlung dezent auseinander.