Breathtaker: Liebe, Tod, Sex, Macht (Comic)

Breathtaker: Liebe, Tod, Sex, Macht
Autor: Mark Wheatley
Zeichnungen: Marc Hempel
Übersetzung: Christian Langenhagen
Cross Cult, 2020, Hardcover, 250 Seiten, 30,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Anfang der 90er Jahre war die amerikanische Comic-Szene sehr rege. Immer mehr kleine Verlage versuchten, Geschichten abseits des Mainstreams zu erschaffen und auch erwachsenen Lesern interessante und kontroverse Themen zu bieten. Dazu gehört auch die hier vorliegende, in einem Sammelband zusammengefasste Serie „Breathtaker“, die sich nicht leicht einem Genre zuordnen lässt.

 

Chase Darrow will eigentlich nur eines. Ein Heim, eine Familie und einen Mann an ihrer Seite, dem sie vertrauen und den sie lieben kann. Aber seit sie denken kann, sieht ihr Leben anders aus. Ihre sexuelle Anziehungskraft ist so groß, dass die Männer alle auf sie anspringen. Sie selbst kann dann auch nicht anders, als auf dieses Verlangen einzugehen. Allerdings bringt sie ihren Partnern damit den Tod, trinkt sie doch förmlich deren Lebenskraft.

Traumatisiert zieht sie durchs Land und macht schließlich „The Man“ auf sich aufmerksam, den ersten Superhelden der Menschheit, der vor Kraft nur so zu bersten scheint und sich auch so benimmt.


Die Geschichte erzählt von der Verzweiflung der jungen Frau, die nicht versteht, was eigentlich mit ihr los ist. Sie irrt hilflos durch die Welt, versucht ihrem Drang, die Leidenschaft mit Männern zu teilen, zu zügeln und versagt doch immer wieder.

Für eine gewisse Zeit scheint sie mit „The Man“ tatsächlich einen ebenbürtigen Partner gefunden zu haben, aber auch den macht sie sich zum Feind.

Immerhin entwickelt sich die Geschichte weiter, die Geheimnisse, die die junge Frau umgeben, klären sich nach und nach auf und geben auch dem Leser am Ende ein vollständiges Bild. Wie man sich denken kann, hängen ihre und die Vergangenheit von „The Man“ eng zusammen. Dabei gibt es keine großen Überraschungen, aber der Hintergrund ist glaubwürdig und auch nachvollziehbar.

Die Figuren lernen auf ihrer Reise und in ihrem Zusammenspiel. Vor allem Chase lernt viel über sich und ihre Kräfte, so dass diese ihr am Ende auch nicht mehr so viel Angst machen und sich sogar ändern. Dabei richten sich die Inhalte von „Breathtaker“ deutlich an Erwachsene, auch wenn die Darstellung relativ dezent und sogar jugendfrei bleibt.

Bis dahin erlauben sich die Künstler eine lebendige Mischung aus Drama, Action und natürlich Horror einzubringen, zeigen das Superheldentum aus einem ganz anderen Licht und nehmen sogar das eine oder andere Klischee auf die Schippe. Die Zeichnungen sind dementsprechend klar und derb, erinnern mehr an Underground- als an Mainstream-Comics und arbeiten die Besonderheiten der Figuren gut heraus, die erdigen Farben sorgen für die passende Atmosphäre.

„Breathtaker: Liebe, Tod, Sex, Macht“ präsentiert eine außergewöhnliche Geschichte, angesiedelt irgendwo zwischen Horror, SF, Superhelden-Action und Drama, garniert mit einem Hauch von zynischem Humor und einer derben bis düsteren Sicht auf die Welt. Gerade erwachsene Leser werden ihre Freude an der dramatischen Suche einer jungen Frau nach Frieden in ihrem Leben haben, bei der so manches Klischee ad absurdum geführt oder schräg interpretiert wird.