Ted Chiang: Die große Stille - Erzählungen 1990 bis 2020 Teil 1 + Geteilt durch Null - Erzählungen 1990 bis 2020 Teil 2 (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 24. November 2020 07:34
Ted Chiang
Die große Stille - Erzählungen 1990 bis 2020 Teil 1
(Exhalation)
Übersetzung: molosovsky, Jacob Schmidt und Karin Will
Golkonda, 2020, Hardcover, 390 Seiten, 24,00 EUR (auch als eBook erhältlich)
Ted Chiang
Geteilt durch Null - Erzählungen 1990 bis 2020 Teil 2
(Story of your Life and others)
Übersetzung: molosovsky, Jacob Schmidt und Karin Will
Golkonda, 2020, Hardcover, 360 Seiten, 24,00 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Seit einigen Jahren wird der 1967 geborene Chiang im angloamerikanischen Sprachraum mit so gut wie jedem Preis ausgezeichnet. Ein Hugo Award reiht sich an den Nebula Award und dies bei einem Oeuvre, das leider eher als übersichtlich zu bezeichnen ist.
Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, fand sich lange Zeit kein Verlag, der die wunderbar pointierten, intelligenten Geschichten dem deutschen Leser zugänglich machen wollte. Dies änderte sich erst, als der Golkonda Verlag zugriff und den damals ersten Sammelband mit einer Auswahl seiner Geschichten vorlegte. Der Paperback-Erstveröffentlichung folgte dann noch eine kleinformatige Hardcover-Ausgabe. Vorliegender Neuausgabe in zwei sehr gediegen ausgestatteten Bänden wurde um vier erstmals übersetzte Geschichten ergänzt.
Selbst Dennis Scheck adelte die Erstveröffentlichung in „druckfrisch“ mit fundierten Lob und sorgte so für erhöhte Medienaufmerksamkeit.
Schnell wurde deutlich, dass hier ein Autor seine Stimme erhebt, der erst nachdenkt und dann - und nur, wenn er auch etwas zu sagen hat - zur Tastatur greift.
Chiangs Geschichten sind immer wohlüberdacht, logisch, phantasievoll und, ja ich wage es auszusprechen: anspruchsvoll.
Nun ist der Leser gemeinhin und der Science -iction-Freund im Besonderen eigentlich ein Faulpelz. Man liebt es, sich in bekannte Gefilde zu begeben, einander ähnelnde Dauerserien zu goutieren und sich in eine wohlig vertraute literarische Umgebung einzufinden.
Dies alles findet man in den Erzählungen Chiangs nicht. Da gibt es keine Weltraumschlachten oder stereotype Erstkontakte, stattdessen begegnet man Persönlichkeiten, Ideen und interessanten Situationen.
Das sind Geschichten, die uns als Leser fordern, die man nicht einfach „weglesen“ kann, die sich manchmal auch erst zögerlich erschließen - dann aber umso wuchtiger wirken.
Intelligent, innovativ und faszinierend, das sind die Adjektive, die mir hier in den Sinn kommen. So sollte SF eigentlich sein - und dies trifft auf alle Preziosen Chiang’scher Fertigung zu.