Brent Weeks: Lichtbringer (Buch)

Brent Weeks
Lichtbringer
(The Burning White, Part 2)
Licht-Reihe 7
Übersetzung: Michaela Link
Titelbild: Larry Rostant
Blanvalet, 2020, Paperback, 854 Seiten, 16,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Der Welt der sieben Satrapien steht ihr Untergang bevor. Das Reich, das auf der Ausnutzung der wenigen Begabten, die Licht in Luxin zu wandeln imstande sind, fußte, wird von der Flotte des Farbprinzen, einem selbsternannten Gott, Gottesbanne und den ausgebrannten Wandlern, die sich um ihn geschart haben, angegriffen.

Der Herrschende Lord Prisma, Gavon Guile, ist derweil weitab der Chromeria beschäftigt. Er führt seine persönliche Vendetta mit dem Gott zu einem auch für ihn selbst überraschenden Ende.

Seine Frau Karris, die als eiserne Weiße bereit ist ihr Leben für die ihr anvertrauten Mündel zu geben, wird derweil als vermeintliche Verräterin gefangengesetzt.

Kip und sein Großvater, Andross Gavine, ahnen noch nicht, wer sich von ihnen Beiden als der verheißene Lichtbringer, Retter und Beschützer der Strapien und der Welt erweisen wird. Letztendlich dürfte dies aber auch, angesichts der drohenden Niederlage dank der immens übermächtigen Flotte der Angreifer, egal sein. Erschwerend kommt hinzu, dass auch das gebrochene Auge, der Assassinen-Orden, der schon so vielen Schwarzgardisten das Leben gekostet hat, sich als Verräter auf die Seite des Farbprinzen geschlagen hat. Teia, die den Orden vernichten sollte, ist gescheitert; doch dann bekommt sie noch eine Chance entscheidend einzugreifen - doch der Preis dafür wäre immens.

Trotzdem machen sie alle sich im letzten Gefecht auf, dem Farbprinzen und seiner Armee ihren Triumph, allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz, zu verleiden.


Brent Weeks hat sich in den letzten Jahren in die erste Liga der modernen Fantasy geschrieben. Seine „Schatten“-Trilogie (dt. bei Blanvalet) bereitete den Weg, die „Licht-Saga“ - dessen fünfter Roman (für die Übersetzung wiederum aufgrund des enormen Umfangs gesplittet) vor uns liegt -, hat seinen Weltruhm begründet.

Nur knapp zwei Monate nach dem ersten Teil des umfangreichsten Bandes des Zykluss veröffentlicht der Verlag den - krönenden? - Abschluss der Reihe.

Im vorigen Band nahm sich der Autor seiner unterschiedlichen Handlungsträger an, löste erste Geheimnisse und brachte sie für das große Finale in Stellung.

Bis auf Gavon treffen sich alle auf den Inseln der Chromeria, bringt der Verfasser sie in Position um ein letztes, natürlich dramatisches Mal entscheidend in die Handlung einzugreifen. Dabei gibt es ein Wiedersehen mit bekannten Figuren ebenso wie endgültige Abschiede. Zufälle greifen ebenso wie langjährige Planungen in die Kämpfe ein, die so manche bisherige Entwicklung ad absurdum führen, die für Überraschung aber auch so manches Mal für Kopfschütteln bei mir sorgten.

Womit wir bei dem großen Kritikpunkt sind. Brent Weeks hat über die Jahre eine verblüffend eigenständige Fantasy-Welt mit einer so noch nie gelesenen Magie geschaffen. Wir haben die Figuren kennengelernt, mit ihnen geliebt, gelitten, triumphiert und verloren - wobei sie alle von ihrer Bedeutung und Motivation her, immer wieder überraschten. So manches Mal haben wir ob ihrer Entscheidungen entsetzt den Kopf geschüttelt, hilflos mitansehen müssen, wie sie Fehler über Fehler begingen - ganz wie echte Menschen eben. Das war ein Pfund, mit dem Weeks hier gewuchert hat. Glaubwürdige, fehlerbehaftete Charaktere.

Nun, auch im letzten Teil der Saga bleiben sich die Figuren und der Autor treu. Aber Weeks präsentiert uns ein paar Wendungen, einige bittere Erkenntnisse zu viel. Immer kommt es zu noch einem Schlenker, nimmt der Plot eine weitere, mehr oder minder notwendige Abzweigung, verhaspelt Weeks sich in seiner eigenen Begeisterung für die Figuren.

Man kann auch zu viel erklären, zu viel zeigen, dem Leser alles vorkauen und wird die Geduld des Letzteren dabei strapazieren. Statt sich stringent auf die Angriff zu konzentrieren, wird noch dies und das angesprochen, behandelt und erledigt, gerät der Plot per se ins Stocken.

Erst ganz zum Schluss hin bekommt Weeks dann wieder die Kurve, führt seine Handlungsstränge zu einem letztlich befriedigenden Finale zusammen.

Letztlich ist der abschließende Band deutlich zu lang geraten, auch wenn er gerade im dramatischen Finale noch einmal all das satt anbietet, was die Reihe so besonders gemacht hat - nämlich Charaktere, um die wir uns sorgen, die wir ins Herz geschlossen haben und eine packende, dramatische Handlung.