Cassandra Clare: Chain of Gold - Die letzten Stunden 1 (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 17. Oktober 2020 10:44
Cassandra Clare
Chain of Gold
Die letzten Stunden 1
(Chain of Gold)
Übersetzung: Franca Fritz & Heinrich Koop
Titelbild: Cassandra Jean
Goldmann, 2020, Hardcover, 700 Seiten, 20,00 EUR, ISBN 978-3-442-31454-6 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Eine neue Trilogie um die Schattenjäger macht sich auf, die internationalen Bestseller-Listen zu stürmen. Vorliegend geht Cassandra Clare, dieses Mal ohne Unterstützung durch einen Co-Autor, erneut in der Zeit zurück ins ausgehende 20. Jahrhundert. Und, natürlich bin ich geneigt zu sagen, verlagert sie ihre Handlung vom Hudson River an die Themse, sprich das viktorianische London dient ihr als Schauplatz.
Im Zentrum des Geschehens finden wir Cordelia Carstairs, die zusammen mit ihrer Mutter und ihrem älteren Bruder nach London zieht, um in die Gesellschaft eingeführt zu werden - soll heißen, einen Bräutigam zu ergattern. Dass sie bereits seit Jahren in einen Schattenjäger (James Harrondale) verliebt ist, dass sie eigentlich nur die Unschuld ihres in Idris gefangengesetzten Vaters beweisen will und Dämonen zu bekämpfen trachtet, ahnt ihre Mutter nicht, will es vielleicht auch gar nicht wissen.
Kurz nachdem sie in London angekommen sind, fangen die dämonischen Angriffe erst so richtig an. War es bis dato eher ruhig, so suchen die Dämonen nun bei Tageslicht (!) die britische Hauptstadt heim.
James Herondale, Matthew Fairchild (der Parabatai von James) und die Brüder Christopher und Thomas Lightwood (die sich zu den „Tollkühnen Gesellen“ zusammengefunden haben), nehmen die neue Herausforderung an. Im Verlauf der gefährlichen Kämpfe werden - wie immer - jede Menge Rätsel, Geheimnisse und Überlieferungen offenbart, die einmal mehr die Welt der Schattenjäger umkrempeln werden.
Natürlich besticht die Autorin mit ihrer Kulisse des auf den ersten Blick so malerischen Londons. Die Bälle, das Savoir-vivre bilden die Kulisse für große Gefühle, die, wie zuletzt eigentlich immer, einen wesentlichen Teil des Romans einnehmen. Nach der zum Teil recht ausführlichen Einführung ihrer Gestalten, altbekannter wie neuer Charaktere, widmet Clare sich den emotionalen Verwicklungen, Antipathien und den Kämpfen, wobei letztere klar den zweiten Platz einnehmen.
Die Autorin liefert ihren Fans das, was sie seit einigen Jahren in den Büchern suchen: die große Liebe inmitten einer gefährlichen Umwelt. Dies macht sie auch durchaus geschickt. Es gibt die Antagonisten, die der Romanze im Weg stehen, Gefahren zuhauf sowohl für Leib als auch für die Liebe und letztlich das mehr oder minder erwartete Ergebnis.
Die Verfasserin meint es dieses Mal fast zu gut mit uns, ihren Lesern. Sie wirft uns gleich zu Beginn des Romans jede Menge bekannte und bislang unbekannte Figuren an den Kopf, baut Beziehungsgeflechte und Rätsel auf, dass es fast zu viel ist. Die generelle Handlungsarmut, die hieraus resultiert, prägt den Roman. Eine moderate Kürzung der fast 700 Seiten hätte dem Plot richtig gut getan.
Dazu kommt, dass man so manches Mal die Figuren am liebsten erwürgen würde ob ihrer Begriffsstutzigkeit. Redet doch endlich einmal miteinander, möchte man ihnen zurufen; doch immer wieder kommt etwas dazwischen.
Insgesamt also ein eher durchwachsener Roman; Fans der Serie, die insbesondere den romantischen Aspekt, die Verwicklungen und emotionalen Achterbahn-Fahrten goutieren werden den Text lieben, die frühen Fans ein wenig der damaligen Action nachtrauern.