Die Legende der scharlachroten Wolken 2: Wie Blätter im Wind (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 22. September 2010 09:50
Die Legende der scharlachroten Wolken 2
Wie Blätter im Wind
(La Legende Des Nuées Écarlates: Comme Feuilles Au Vent)
Text & Artwork: Saverio Tenuta
Übersetzung: Tanja Krämling
Lettering: Delia Wüllner- Schulz
Splitter, 2010, Hardcover,48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-140-5
Von Frank Drehmel
Der einäugige und einarmige Ronin Raido Caym ist nicht nur von seinen Verletzungen genesen, er hat auch seine beiden Schwerter seinem einstigen Mitschüler und jetzigen Erzfeind, Nobu Fudo, welcher im Dienste der Shogunai Ryin Fujiwara steht, abringen können. Doch nach wie vor fehlt Raido ein großer Teil seiner Erinnerungen und inneren Frieden findet er nur in der Nähe des Mädchens Meiki.
Während Meiki dem Ronin in ihrem Dorf, das der Widerstandsbewegung gegen die skrupellose Shogunai zuzurechnen ist, mit Hilfe ihrer Marionetten und der Kunst des Bunraku das Gedächtnis wiedergeben will, lässt Fudo im Palast der Herrscherin den alten Lehrer und väterlichen Freund des Mädchens, den Schreiber Yozeru Masa, foltern, um so den Aufenthaltsort der beiden Gesuchten zu erfahren. Die Tortur zeitig bei dem alten Mann Erfolg, sodass es nicht lange dauert, bis der Kriegsherr in den kleine Ort drei Ninjas schickt, die Raido auf Geheiß der Shogunai lebend gefangennehmen sollen, während das Schicksal des Mädchens bedeutungslos ist. Zwar scheitern die drei Attentäter nicht zuletzt wegen der überragenden Kampfkünste des Ronin, aber einem von ihnen gelingt es, die gute Seele des Dorfes, die alte kräuterkundige Jera Isegawa, schwer zu verwunden. Daraufhin beschließen Raido, Meiki, Ogi – der Freund Meikis – sowie eine Handvoll Dörfler, in den Palast Ryins einzudringen, um den alten Yozeru zu befreien und die Shogunai zur Verantwortung zu ziehen. Doch die Eindringlinge werden von Fudo und seinen mit Schusswaffen ausgerüsteten Wolfsjägern erwartet; lediglich das Mädchen und ihr Freund können der Falle entkommen. Während man Raido in Ketten vor die Frau – Ryin – bringt, die er einst liebte, finden die beiden Kinder den tödlich verletzten Yozeru in einem Verschlag, in dem nebenan wilde Izuna-Wölfe untergebracht sind. Meiki gelingt es, die gefährlichen Kreaturen zu besänftigen, und kurz darauf reiten sie und Ogi auf dem Rücken der Wölfe gen Palast, um Raido zu befreien. Doch wieder warten die Wolfsjäger der Shogunai, so dass es erneut zu einem Blutbad kommt.
Der erzählerische Schwerpunkt im zweiten Album liegt zum einen auf den Hintergründen der Protagonisten, welche dem Leser mittels zahlreicher Rückblenden erschlossen werden und die an einigen Stellen miteinander verknüpft sind, wobei der Fokus der Figurenzeichnungen auf Raido und Ryin liegt. Folglich bleiben Meiki oder auch Fudo vergleichsweise blass, was in Bezug auf das Mädchen allerdings nicht sonderlich stört. Zum anderen steht die Inszenierung der Action im Vordergrund, sodass der mystische und leicht philosophische Unterton des ersten Bandes etwas verloren gehen.
Das Artworkt ist in seinem Detailreichtum, seiner Dynamik, der geradezu ikonografischen Inszenierung der Schwertkämpfe sowie der zurückhaltenden, pastellenen Koloration, in der sich zwar noch immer deutlich asiatische Farbsymbolik wiederfindet, die aber gerade in den Rückblenden ein etwas nuanciertere, ganz leicht buntere Farbpalette aufweist, ein echtes Genre-Highlight.
Fazit: Das brillante Artwork sowie die spannende, mystische und actionreiche Story machen auch das zweite Album der „Legende der scharlachroten Wolken“ zu einem echten Comic-Höhepunkt.