Namina Forna: Golden wie Blut - Die Göttinnen von Otera 1 (Buch))

Namina Forna
Golden wie Blut
Die Göttinnen von Otera 1
(The Gilded Ones, 2021)
Übersetzung: Bea Reiter
Titelbild: Robert Lazzaretti
Loewe, 2020, Hardcover, 510 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-7432-0408-9 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Namina Forna wurde in Serra Leone geboren, ihre Familie wanderte aber schon in den 90er Jahren in die USA aus. Ihrer Heimat verbunden bleibt die erfolgreiche Drehbuchautorin für Film und Fernsehen dennoch und besucht es regelmäßig. Mit „Golden wie Blut“ präsentiert sie ihr Roman-Debüt und den ersten Band der Trilogie „Die Göttinnen von Otera“.

 

Deka fiebert wie alle anderen Mädchen dem Tag entgegen, an dem die Priester sie prüfen werden, denn nur wenn sie „rein“ ist, kann sie eine Frau werden, heiraten und selbst eine Familie gründen. Aber sie ahnt schon, dass dem nicht so sein wird - hat das Leben es ihr doch aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe nicht leicht gemacht.

Es kommt wie es kommen muss: Als man feststellt, dass goldenes Blut in ihren Adern fließt, wird sie zunächst grausam gefoltert und mehrfach umgebracht. Erst eine Unbekannte erlöst sie aus ihrer Pein und bringt sie in eine Festung, in der sie zusammen mit anderen Mädchen goldenen Bluts zu einer Kriegerin ausgebildet werden soll. Auf Befehl des Kaisers sollen sie an vorderster Front gegen die Todesrufer kämpfen, die über die Grenzen einfallen und niemanden zu verschonen scheinen…


Die Autorin benutzt klassische Versatzstücke, die man schon aus vielen anderen Geschichten kennt, die aber immer noch funktionieren. Die junge Heldin ist schon von Anfang an eine Außenseiterin in einem System, in dem Frauen generell unterdrückt werden und strengste Regeln folgen müssen. Als sie dann auch noch das Blut der Dämonen besitzt muss sie Einiges durchmachen, bis sie ihre Bestimmung findet und dabei erkennt, dass sie zum Spielball in etwas weit Größerem geworden ist.

Auch wenn die Handlungselemente vertraut erscheinen, so schmückt die Autorin sie doch mit Wissen und Ambiente ihrer afrikanischen Heimat. Die Kultur wird zwar kaum ausgearbeitet, fühlt sich aber ganz und gar nicht westlich oder orientalisch an. Immer wieder brechen Züge durch, die eine ganz besonders exotische Stimmung entwickeln und eine intensive Atmosphäre schaffen.

Zudem geht die Autorin noch einen Schritt weiter: Schon der erste Band stellt die Weichen ganz neu und schließt einen ersten Handlungsbogen ab. Dadurch bleibt man neugierig und gespannt, denn auch wenn Einiges an Geheimnissen ans Licht gekommen ist - es ist lange noch nicht alles enthüllt worden.

Die Heldin ist sympathisch und wirkt trotz ihrer herausragenden Kräfte sehr menschlich. Angenehm ist, dass Geschlecht und Aussehen unter dem Kreis der Kämpferinnen keine wirkliche Rolle spielen und Freundschaft trotz aller Unterschiede im Mittelpunkt steht. Auch romantische Herzen werden etwas finden, was sie zufriedenstellt, auch wenn die Liebesgeschichte eher im Hintergrund bleibt.

Alles in allem erfindet die Autorin vielleicht das Rad nicht neu, bietet aber ein routiniert geschriebenes Abenteuer mit jeder Menge exotischem Ambiente und Spannung, die bis zum Ende bestehen bleibt.

„Golden wie Blut“, der erste Band von „Die Göttinnen von Otera“, mag zwar auf den ersten Blick wirken wie so viele anderen Geschichten um kämpferische Heldinnen, die sich zu einer Auserwählten entwickeln, ragt aber aus der Masse der Geschichten durch das eigenwillige Spiel der Autorin mit den klassischen Handlungselementen und die exotische Atmosphäre heraus, die man so eher selten liest.