Gruselkabinett 163: Der letzte Wille der Stanislawa d‘Asp, Hanns Heinz Ewers (Hörspiel)

Gruselkabinett 163
Der letzte Wille der Stanislawa d‘Asp
Hanns Heinz Ewers & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Peter Weiß, Daniela Hoffmann, Patrick Bach u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2020, 1 CD, ca. 77 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-8190-6

Rezension von Christel Scheja

Hanns Heinz Ewers (1871-1943) gehört zu den bedeutenderen Autoren der deutschen Phantastik, der seine Leserschaft vor allem durch Geschichten faszinierte, die einen gewissen perversen und auch blutrünstigen Unterton haben, obwohl sie ganz am Anfang noch ohne phantastische Elemente auszukommen scheinen. Das ist auch bei „Der letzte Wille der Stanislawa d‘Asp“ so, das für die „Gruselkabinett“-Reihe umgesetzt wurde.

 

Im Jahr 1903 ist sie ein schillernder Stern in der Welt der heruntergekommenen und schmierigen Varietés. Sie weiß genau was sie will und was nicht - die Härte ihres Lebens hat ihr alle Gefühle genommen und sie zynisch gemacht. Daher empfindet Stanislawa d‘Asp, die Annäherungsversuche des Grafen Vincenz d‘Ault-Onival als widerlich. Doch als sie schwer an Schwindsucht erkrankt, ist er ihr Rettungsanker.

Auch wenn sie weiterhin versucht, grausam und unnahbar zu sein, ja sogar eine Affäre mit dem besten Freund des Grafen beginnt, so entwickelt sich doch schon bald eine besondere Beziehung zwischen ihnen - die weit über den Tod hinaus reicht.


Auch wenn die Geschichte keine offensichtlichen phantastischen Elemente enthält und die wenigen eher dezent daher kommen, so erzeugt sie doch Grauen. Das liegt zum einen an der kaltherzigen Hauptfigur, die sich schon bald selbst in einer Falle gefangen sieht, aus der sie sich nicht mehr befreien kann. Das wirklich Unheimliche ist die stille Besessenheit des Grafen, der sanftmütig und still alles mitmacht, was sie ihm antut, aber auch nicht locker lässt.

Alle anderen Figuren sind Nebensache in der toxischen Beziehung der beiden. Eine geradezu perverse Besessenheit steht zwischen dem jungen Adligen und der Künstlerin, die die Dynamik des Ganzen ausmacht.

Genau das bringen auch die Sprecher herüber. Daniela Hoffmann schafft es wunderbar die innerlich zerrissene Sängerin, die sich mit allen Wassern gewaschen glaubte, darzustellen, so dass man keine Zweifel an ihren Rache-Gelüsten hat. Patrick Bach ist der unaufdringliche aber besessene Graf, der erschreckend mehr Macht hat, als man ihm zutraut, selbst oder gerade der mit allen Wassern gewaschene Freund.

Wie immer fügen sich Sound-Effekte und Musik wunderbar ein und geben der Atmosphäre mehr Kraft. Das Hörspiel schlägt in den Bann und endet genau im richtigen Moment, lässt den Hörer mit dem passenden Gefühl zurück.

Manchmal muss es kein ersichtlich übersinnliches Wirken sein, das eine Geschichte zu einem Schauer-Roman macht. „Der letzte Wille der Stanislawa d‘Asp“ beweist, dass auch eine Geschichte, die eher ein Sittengemälde ist, einen unangenehmen Schauder und gar Grauen erzeugen kann, wenn man die Abgründe menschlicher Gedanken und Gefühle geschickt ausspielt. Das hat der Autor getan, und die Hörspiel-Adaption für die „Gruselkabinett“-Reihe steht dem in nichts nach.