Achim Hildebrand & Michael Schmidt (Hrsg.) Zwielicht 14 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 26. September 2020 17:50
Achim Hildebrand & Michael Schmidt (Hrsg.)
Zwielicht 14
Titelbild: Björn Ian Craig
2020, Taschenbuch, 292 Seiten, 12,00 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Man glaubt es ja schon mehr kaum, aber es gibt nach wie vor Periodika, die nicht nur in gedruckte Form sondern auch mit schöner Regelmäßigkeit erscheinen. Was im Bereich der SF „NOVA Science-Fiction“ ist, das ist im Subgenre der Weird Fiction das „Zwielicht“-Magazin. Einmal jährlich präsentieren uns die Herausgeber sorgfältig ausgewählte Geschichten angereichert mit einigen sekundär-wissenschaftlichen Artikeln.
Der Schwerpunkt liegt klar auf der erzählerischen Schiene, wobei das gebotene Niveau erfreulich konstant hoch bleibt, die Autoren - Newcomer wie alte Bekannte, ein ums andere Mal zu überraschen und zu gruseln wissen.
Vorliegend haben es meines Wissens erstmals gleich drei Übersetzungen in den Band geschafft: Neben dem traditionsgemäßen Beitrag aus der Feder von Altmeister Algernon Blackwood sind Storys von Jesse Franklin Bone und Harry Harrison Kroll aus der goldenen Pulp-Ära vertreten.
Zum Inhalt:
Ina Elbracht berichtet uns in „Escape Room“ von der Rache an einer jungen Influencerin, die in der Schule ihr Mobbing ein wenig zu weit getrieben hat.
In Julia Annina Jorges’ „Puppenspiele“ findet sich ein Unfallopfer überraschend in einer Schaufensterpuppe wieder. Nach der Wiedergeburt ist sie mit ihrer neuen Familie so gar nicht zufrieden.
Michael Siefener erzählt uns in „Die Fabrik“ von der Hingabe eines menschenscheuen Nachtwächters an eine kleine blaue Blume, die, als er die Mutterblume entdeckt, zu Ekstase führt .
Karin Reddemanns „Weh Mutterherz“ stellt uns einen nicht mehr ganz jungen Mann vor, der wieder bei Muttern einzieht. Seine junge Geliebte ist die alte Schachtel so gar nicht recht.
Christian Weis stellt uns in „Dante Infernalis“ einen Basser vor, der unbedingt eine neue Stelle braucht. Da kommt das Angebot einer sehr erfolgreichen Band gerade recht - doch das Vorspiel entwickelt sich etwas anders, als gedacht.
Thomas Kodnar preist in „Lover’s Limb“ das Lob des Wanderers. Ein Paar ist im Auslandsurlaub auf Erkundungstour: ein malerischer, fast verwunschen wirkender Wald, eine ferne Burg und ein einsamer Weg - ideal für Liebende… bis der leibhaftige Pan ein Lied auf seiner Flöte spielt.
Als ein Werwolf in einem Park in Zürich einen Menschen zerfleischt, ahnt die Öffentlichkeit noch nichts von einer Vereinigung, die sich selbst als Götter betrachtet. In Harald A. Weissens „Wolf… wer?“ bekommen wir in kurzen Reportagen die Hinweise auf den elitären Club - bis die Journalistin, die das Geschehen aufdecken will, verschwindet.
Holger Vos’ „Skull City“ zeigt uns eine Stadt, die erwacht - und ihre Bewohner malträtiert, zum Töten, grausamen Morden anhält, ja erpresst. Dass der Autor uns seine Geschichte rückwärts erzählt, macht den Ausgang nur unausweichlicher.
Vincent Voss’ „Die dicksten Kartoffeln“ zeigt uns die Auswüchse ungezügelten Düngens zur Profit-Maximierung - und wer nicht mitmacht, den…
Ein Jagdausflug in der Wildnis Kanadas endet für einen der Teilnehmer in Algernon Blackwoods „Skeleton Lake“ tragisch. Die Geschichte, die der Überlebende seinen Kameraden erzählt hört sich überzeugend an - bis…
Michael Tillmanns „Dark Tourism - Endstufe“ bringt uns das Schicksal einer jungen, einsamen Frau näher. Die US-Amerikanerin bucht eine Reise zu mystischen Schauplätzen in England - inklusive Übernachtung in einem Spukzimmer… letzteres mit Folgen.
In Sascha Dinses „Mel“ lernen wir eine junge rothaarige Kunststudentin kennen, die sich mit dem Okkulten beschäftigt. Ein gefeierter, etwas arroganter Musiker ist von dieser Dame so fasziniert, dass er ihren Versuch, ein Tor in die Hölle zu öffnen, unterstützt.
Harry Harrison Krolls „Altweibersommer“ spielt mit einem beliebten Grusel-Motiv - einer Spinnenplage, die einen Forscher in einem unterirdischen Gang heimsucht; eine Wiederentdeckung aus dem legendären „Weird Tales“.
Jesse Franklin Bones „Einfuhrverbot für Horgels“ berichtet uns von einer Expedition zur Venus. Die Raumfahrer stoßen dort auf süße Haustiere, die ihren Beschützerinstinkt wecken - sehr zum Unwillen der mitgereisten Katze.
Zwei Artikel um Kannibalismus sowie um einen klassischen Horror-Film sowie die Auflistung der Horror Novitäten 2019 und des Vincent Preises schließen die Ausgabe dann ab.