Petra Hartmann: Falkenblut (Buch)

Petra Hartmann
Falkenblut
Titelbild: Anne-Bärbel Winsmann
Hottenstein, 2020, Taschenbuch, 248 Seiten,11,00 EUR, ISBN 978-3-935928-99-1

Rezension von Christel Scheja

Petra Hartmann hat schon früh ihr Herz an magische Geschichten verloren. Ihre Romane und Erzählungen verlassen allerdings nur selten das irdische Umfeld, das hat sie schon mit ihren Romanen um die kleine Meerjungfrau Nestis bewiesen. „Falkenblut“ widmet sich nun mehr Motiven und Wesen aus der nordischen Mythologie und dreht sich um die Abenteuer einer jungen Walküre.

 

Auch wenn ihr Weg als Bauerntochter vorherbestimmt zu sein scheint, so träumt Valkrys doch schon als kleines Mädchen davon, eine Walküre zu werden und tut alles, um sich in den Augen des Göttervaters als würdig zu erweisen. Manches davon erscheint töricht, anderes wieder ist mehr als mutig.

Doch als sie es geschafft hat, wird sie gleich in die große Schlacht hineingezogen, die das Ende der Götter besiegelt. Sie kann gerade einmal den Asenspross Widar retten, der nun in die großen Fußabdrücke Odins treten müsste, aber ganz eigene Vorstellungen hat, wie er sein weiteres Dasein gestaltet.

Und so kommt es in der Folge natürlich zu jeder Menge Begegnungen mit allen möglichen Völkern und Wesen - aber längst nicht alle davon sind dem jungen Götterkönig und seiner Walküre wohlgesonnen.


Wer sich ein wenig mit den nordischen Mythen und Märchen beschäftigt hat, wird natürlich so Einiges wiedererkennen, angefangen von Ragnarök, das hier am Anfang steht, bis hin zu Reifriesen und Berserkern. Aber Petra Hartmann erzählt hier nicht irgendwelche Sagen-Stoffe nach, sondern entwickelt mit den mythischen Versatzstücken eine ganz eigene Geschichte und in sich stimmige Welt.

Das fängt schon mit den beiden ersten Teilen an, in denen Valkrys noch ein ganz normales und unbedeutendes Menschenmädchen ist, aber schon ziemlich große Träume hat. Die beiden Abenteuer dienen dazu, die eigenwillige aber verträumte Heldin besser kennenzulernen und sie ins Herz zu schließen, damit man in den weiteren Geschichten viel stärker mit ihr fiebert und an ihrem Schicksal Anteil nimmt, denn das hat es in sich.

Valkrys hat es nämlich später nicht gerade leicht zwischen den falschen Freunden und hinterhältigen Feinden, die es auf sie und ihren Schützling abgesehen haben. Widar, der neue Götterkönig, hat zudem seinen ganz eigenen Kopf und erzählt seine Pläne erst einmal niemandem.

Das Ganze wird mit einem frechen Augenzwinkern erzählt, welches die düstere Atmosphäre der von Ragnarök zerstörten Welt ein wenig aufhellt und den Leser ab und an zum Schmunzeln bringt. Dazu entwickeln auch die meisten Nebenfiguren genug Profil, um ebenso lebendig wie die Helden zu wirken.

Selbst die Götter sind keine übermenschlichen Gestalten ohne Fehl und Tadel, ihre Schwächen und Fehler sorgen gelegentlich auch für die eine oder andere nette Überraschung, die die Abenteuer in eine ganz andere Richtung bringen.

Dazu kommt der liebenswerte aber auch freche Umgang mit den gängigen Märchen- und Sagen-Klischees, was für zusätzliche Spannung sorgt, da Erwartungen immer wieder auf den Kopf gestellt werden.

All das macht „Falkenblut“ so zu einer unterhaltsamen Geschichte für Jung und Alt. Fantasy, die trotz der unvermeidbaren Schlachten und Kämpfe jugendgerecht erzählt wird, aber auch Erwachsenen noch Einiges an Überraschungen und zudem ein liebenswertes Spiel mit Klischees aus Märchen und Mythen bietet.