Sandman präsentiert 3: Im REich der TräUMe (Comic)

Bill Willingham & Neil Gaiman
Sandman präsentiert 3
Im REich der TräUMe
(The Sandman presents: Merv Pumpkinhead – Agent of D.R.E.A.M., The Dreaming 55, The Sandman presents: Everything you wanted to know about dreams but were afraid to ask 1, 2003)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelillustration von Dave McKean
Zeichnungen von Mark Buckingham, Duncan Fegredo, Niko Henrichon, Adam Hughes, Phil Jimenez, Paul Pope und vielen anderen
Farben von Lee Loughridge und Daniel Vozzo
Panini, 2010, 100 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-86607-919-9

Christel Scheja

Durch seine enge Zusammenarbeit mit Neil Gaiman gehört Bill Willingham zu den Autoren, die wohl am besten mit der Traumwelt des „Sandman“ vertraut sind. Deshalb nimmt sich der Autor der „Fables“ auch immer wieder der Nebenfiguren der Reihe an, die nur einen kurzen Auftritt haben oder aber erfindet neue im Dienste des Traumherren. „Im REich der TräUMe“ vereint drei dieser Geschichten in einer Graphic Novel.

In der ersten verfolgen wir die Abenteuer von Merv Pumpkinhead, seines Zeichens Geheimagent im Dienste seiner Majestät, König Morpheus. Viele feindliche Agenten und Schurken, mögen den Mann mit dem Kürbiskopf für einen tumben Bauern halten, aber sie unterschätzen ihn bei Weiten, denn er weiß nicht nur seine magischen Gimmicks sondern auch seinen Verstand einzusetzen. Und natürlich fliegen ihm die Herzen der Frauen zu, ohne dass er erst seine Qualitäten beweisen muss. Das zeigt sich auch in dem spannenden Spionageabenteuer, in dem er eine Verschwörung im Keim erstickt, ehe sie ihre Pläne ausführen kann und damit nicht nur eine Welt rettet.

Danny Nod ist eigentlich nur Hilfsbibliothekar und hat die Aufgabe, ausgeliehene Bücher wieder einzusammeln und einzuordnen. Allerdings erweist sich, dass er dazu auch schon einmal das Gebäude verlassen muss, um die Werke zurückzuholen, die säumige Kunden noch immer bei sich liegen haben – was nur selten wirklich einfach ist. Dabei muss er nämlich auch Raum und Zeit durchschreiten.

„Was sie schon immer über Träume wissen wollten, aber nicht zu fragen wagten“ ist eine Sammlung von zwei bis sechsseitigen Szenen, die solche Dinge wie „Wodurch werden Albträume verursacht?“, „Warum sind so viele Träume sexueller Natur?“ oder „Weshalb sollte man Schlafwandler nicht wecken?“ auf ganz eigene und manchmal auch recht makabere Weise beantwortet.

Zwar drückt Bill Willingham dem Reich der Träume diesmal seinen ganz eigenen Stempel auf, aber man merkt auch, dass er immer wieder mit Neil Gaiman Rücksprache gehalten hat, denn die Grundstimmung ist ganz im Sinne der „Sandman“-Reihe. Allerdings erreichen die Geschichten nicht die mystische und philosophische Tiefe der Originalserie, sie sind eher verspielte und freche Kommentare auf den Kosmos in dem alles möglich ist, weil die Träume Realität und Fiktion ineinander fließen lassen können.

So parodiert die erste Geschichte um Merv Pumpkinhead das Genre des Agentenfilms und bietet eine freche Mischung aus Motiven der frühen „James Bond“-Filme und der Fernsehserie „Solo für O.N.K.E.L.“ Genüsslich werden dabei Klischees auf den Kopf gestellt und veralbert, wobei es manchmal ein wenig zu schrill zugeht. Ganz anders sind die Abenteuer von Danny Nod, die einen leicht melancholischen Unterton haben, da nicht alle Begegnungen des jungen Hilfsbibliothekars humorvoller oder lustiger Natur sind. Makaber und frech wird es wieder in den kleinen Szenarien der letzten Geschichte, die Fragen, die auch schon die Wissenschaft zu beantworten versucht hat, auf ganz eigene Weise auslegt. Das hat durchaus seinen Reiz, bleibt aber letztendlich zu oberflächlich, um wirklich Eindruck und Erinnerung zu hinterlassen.

Alles in allem ist „Im REich der TräUMe“ zwar eine nette Ergänzung zur „Sandman“-Reihe, man muss sie als Fan von Neil Gaiman aber nicht unbedingt kennen, da weder Dream noch seine Geschwister einen Auftritt haben und die ganzen Geschichten eher den Geist und Ideenreichtum von Bill Willingham ausstrahlen. Wer ein Fan der „Fables“ ist, kann somit auch einen Blick riskieren, da er sich in vertrauten Gefilden der Erzählkunst wiederfindet.