phantastisch! Ausgabe 79 (Magazin)

phantastisch! Ausgabe 79
Titelbild: Jan Hoffmann
Atlantis, 2020, Zeitschrift, 88 Seiten, 5,95 EUR (auch als PDF-Ausgabe erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Nach der etwas dünneren 78. Ausgabe kommt die 79. umso dicker daher und ist randvoll gepackt mit neuen Interviews, Artikeln und Rezensionen, die wie immer aus der Masse herausragen, weil sie sich mit Autoren und Werken beschäftigen, die den meisten Lesern eher nicht so geläufig sind.


Interviews werden diesmal mit Richard J. Anobile, Ken Liu, Martha Wells, Boris Koch und Frauke Berger geführt, die über ihre Werke aber auch ihre Erfahrungen plaudern. Matthias Hofmann beschäftigt sich mit einem weiteren Klassiker der SF-Literatur, nämlich „Der fünfte Kopf des Zerberus“, Frank Böhmert fragt sich: „Wer braucht schon Menschen wie Götter?“. Horst Illmer stellt die Werke rund um „Doktor Dolittle“ vor und Bernd Jooß würdigt Sirenen und andere Märchengestalten.

Aber auch andere Medien werden nicht vergessen, beschäftigt sich Olaf Brill doch mit den Foto-Romanen zu Filmen und Serien, die ihre große Zeit vor den Videorekordern hatten, Bernd Frenz geht auf den Comic-Klassiker „Hombre“ ein und Christan Endres stellt Superhelden vor, die aus dem Raster fallen.

Die beiden Kurzgeschichten des Heftes stammen von Ken Liu und Caroline Hofstätter und spielen mit sehr menschlichen Themen. Dazu kommen die üblichen Rubriken.


Die Ausgabe bietet wieder eine bunte Mischung, wobei die Kurzgeschichten eher schnell vergessen sind, auch wenn sie Atmosphäre haben und eine gewisse Pointe besitzen, wobei die von Ken Liu besser nachvollziehbar ist. Dieser Autor geht in seinem Interview dann auch nicht nur auf die eigenen Werke ein sondern beschreibt auch noch, was ihn dazu bewogen hat, chinesische Science Fiction in den Westen zu bringen.

Richard J. Anobile ist einer der Künstler, die früher Foto-Romane erstellt haben, der bekannteste ist wohl der zu „The Rocky Horror Picture Show”, dessen Übersetzung vielen Deutschen geholfen hat, den niemals synchronisierten Film besser zu verstehen. Auch die Kultur der Foto-Romane zu Filmen und Serien ist interessant beleuchtet - gerade die Älteren werden sich noch gut daran erinnern, selbst solche Bücher in der Hand gehalten zu haben - die Jüngeren werden so vielleicht besser verstehen, wie es gewesen sein muss, Filme in Erinnerung zu behalten, ohne die heutigen Medien. „Doktor Dolittle“ dürfte den Meisten nur durch die Filme vertraut sein, die Wenigsten wissen überhaupt etwas über die Buchreihe, die zur letzten Jahrhundertwende erschien.

Wie immer ist die Mischung sehr gelungen und geht auf so einige phantastische Themen ein, auch wenn die Fantasy weiterhin ein Stiefkind bleibt. Aber die einzelnen Autoren schreiben und rezensieren mit Leidenschaft, auch die Interviews bieten keine Antworten von der Stange.

Wie immer ist auch die 79. Ausgabe der „phantastisch!“ einen Blick wert, gerade wenn man Phantastische Literatur kennenlernen will, die ein wenig aus dem Rahmen fällt und vielleicht auch neue Horizonte öffnet.