Jack Ketchum: Ladies' Night (Buch)

Jack Ketchum
Ladies’ Night
(Ladies’ Night, 1997)
Übersetzung: Susanne Picard
Titelbild: Arndt Drechsler
Festa, 2020, Hardcover, 314 Seiten, 19,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

New York hat ja schon viel erlebt, gesehen und erduldet. Die Menschen, die hier leben, sind von einem ganz besonderen Schlag: tolerant, manche auch verbohrt, aber so leicht bringt sie nichts aus der Ruhe.

Als ein Tanklaster umkippt und eine süßliche Flüssigkeit, die nach Kirsche riecht, ausströmt, denkt man sich noch nicht sonderlich viel dabei. Doch der Unfall zeitigt Folgen - solche der drastischen Art.

Alle Frauen, egal ob Kind, Erwachsene oder Uroma, verlieren jegliche Hemmung, werden aggressiv und gehen auf Männer los. Das sogenannte starke Geschlecht wird gejagt, verfolgt, angegriffen und brutal ermordet. Frauen wenden sich gegen ihre Männer, ihre Söhne ja gegen ihre Babys, Kinder gegen die Väter und Opas - die Situation ist nicht lange beherrschbar. New York wird von der Nationalgarde abgeschottet - und im Stadtbereich beginnt die gnadenlose Schlacht Frau gegen Mann.


Jack Ketchum berichtet uns im Vorwort über die Entstehungsgeschichte des Romans. Als zweites Werk verfasst, hat der Text eine wahre Odyssee hinter sich: Er wurde immer wieder abgelehnt, umgeschrieben, gekürzt und neu verfasst. Schließlich schrieb er den Roman komplett neu. In der nun bei Festa veröffentlichen Fassung fand er dann endlich 1997 einen US-Verleger, der das Buch herausbrachte.

Was uns Ketchum hier anbietet, ist harte Kost.

Zunächst ganz im Üblichen ruhend, berichtet er uns von einer jungen Familie. Der Ehemann trauert seiner Jugend und Freiheit nach, geht Abend für Abend in die Stammkneipe und reißt Frauen auf. Seine Angetraute darf sich zu Hause um dass Heim und den gemeinsamen Sohn kümmern. Bis, dann eines Nachts die Frauen auf die Jagd gehen.

Hier schwelgt der Autor dann in seinen Darstellungen. Da werden Augäpfel herausgerissen, Köpfe abgehackt, Genitalien gequetscht dass sich Fans des Extrem-Horrors bestens aufgehoben fühlen. Einmal losgelassen, rächt sich das „schwache“ Geschlecht für Ausbeutung, Diffamierung, Vernachlässigung und Bevormundung - und das auf ebenso blutige wie nachvollziehbare Art.

Einzig, dass der Autor seine Furien als tumbe Wesen zeichnet statt sie als intelligente Rächerinnen auf die Männer loszulassen, mindert die Überzeugungskraft ein klein wenig.

Freunde des brachialen Horrors kommen hier bestens auf ihre Kosten; stellen Sie sich doch einmal vor, dass die Frau in ihrem Bett plötzlich für erlittenes Unrecht Rache nimmt - beängstigend, oder?