Gert - Unter Piraten, Harald Jacobsen (Buch)

Gert - Unter Piraten
Harald Jacobsen
Titelbild: Hansrudi Wäscher
Verlag Peter Hopf, 2020, Hardcover, 234 Seiten, 39,90 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Der Junge Gert und sein etwas dickliche Freund Peter sind so richtige Lausbuben. In Lübeck beheimatet, träumen sie davon Abenteuer zu erleben, die Weltmeere zu befahren und Schätze zu finden.

Eines Tages wird Gert von einem Kapitän beauftragt, einen Brief zu überbringen. Der Auftrag, für den er immerhin einen ganzen Schilling erhält, dient aber in Wahrheit nur dazu, den Jungen für einen Raubzug zu rekrutieren. Mit Rum und Erpressung gefügig gemacht, soll er in einen Speicher einsteigen und die dort versteckte Schatzkarte vom lange hingerichteten Störtebeker besorgen. Dass der Junge seinen eigenen Kopf hat, erfahren die Diebe nur zu bald, alarmiert er doch seinen Vater, den Eigentümer der Karte und die Obrigkeit.

Als Schiffsjungen dürfen Peter und er dann die schnell ausgerüstete Schatzfahrt gen Süden begleiten.

Dass die Diebe mit an Bord sind führt dazu, dass sie eine Meuterei und eine Havarie überstehen müssen, bevor sie auf der Schatzinsel stranden - mit von der Partie sind hier dummerweise auch zwei der Diebe…

 

Kommt ihnen die Handlung doch verdächtig bekannt vor? Ja, Robert Louis Stevensons „Die Schatzinsel“ stand eindeutig Pate beim Entwurf der Handlung, die Hansrudi Wäscher in 24 Kolibris für Lehning auflegte.

Dabei nahm der Zeichner allerdings nur die Grundmotive von der klassischen Abenteuergeschichte, packte diese in eine andere Zeit, reicherte sie mit Humor (dafür ist in erster Linie Gerts Freund Peter zuständig) und eigenen Ideen an.

Den Leser erwartet, was er von einer Piraten-Geschichte erhofft. Es gibt Stürme zu überstehen, Haie abzuwehren, das Segelschiff am Wind zu halten und letztlich dessen Untergang zu überleben. Dass die Wenigen, die sich retten können, ausgerechnet auf der Schatzinsel havarieren, dass sie dort Eingeborenen begegnen, fügt dem Plot weitere Dramatik und unerwartete Wendungen hinzu.

Wie wir dies von den Roman-Adaptionen Hansrudi Wäschers gewohnt sind, erfinden der Zeichner wie sein späterer Partner, der die Bilder in eine Romanhandlung umsetzt, das Rad nicht neu. Soll heißen, die Figuren sind oft oberflächlich gezeichnet, die Handlung läuft erwartungsgemäß und vorhersehbar ab. Dem gegenüber steht aber der besondere Flair, den der Plot nach wie vor auszustrahlen in der Lage ist.

So werden Leser und Freunde der Comics gerne und mit Verve ins Abenteuer eintauchen, Neuleser eine spannende Piratenhandlung vorfinden und beide das Buch letztlich befriedigt zuklappen.