Lucy Hounson: Die Legenden von Mond und Sonne - Naris 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 11. Mai 2020 22:12
Lucy Hounson
Die Legenden von Mond und Sonne
Naris 1
(Starborn. The Worldmaker Trilogy: Book One, 2015)
Titelbild: Lou Abercrombie
Übersetzung: Barbara Röhl
Piper, 2015, Paperback, 528 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-492-70348-2 (auch als eBook erschienen)
Rezension von Christel Scheja
Die britische Buchhändlerin Lucy Hounson lebt heute im Südwesten von England, in Devon. Sie besitzt einen Bachelor of Arts und hat Creative Writing studiert, so dass sie dazu inspiriert wurde, eigene Romane zu schreiben. „Die Legenden von Mond und Sonne“ ist ihr Debüt und Auftakt zu einer Trilogie.
Kyndra, die Tochter des Wirtsehepaares, ist ein Dorfmädchen wie alle anderen, wenngleich sie auch von ihren Interessen her aus dem Rahmen fällt und so gut wie nie Kleider trägt. Aber wie alle anderen nimmt sie auch an der Einführungszeremonie teil, die sie zu einer vollwertigen Erwachsenen machen soll. Aber als sie das tut, zerbricht das Artefakt, das sie dafür berühren muss in tausend Stücke.
Zunächst suchen die Menschen Erklärungen, wenden sich dann aber gegen Kyndra, als Stürme ihre Heimat verwüsten. Das Mädchen wird im letzten Augenblick von Fremden gerettet, die sich schon bald als Menschen entpuppen, die weit mehr wissen als alle anderen. Sie nehmen sie mit in die geheimnisvolle Festung Naris, die längst als Legende gilt.
Der Roman beginnt beschaulich. Die Leser lernen Kyndra zunächst in ihrer vertrauten Welt kennen, ihre Familie und ein paar Gleichaltrige sorgen für die nötige Interaktion. Interessant ist, dass man ihr zunächst nicht die Schuld an der Zerstörung des Artefakts gibt, aber das Mädchen bleibt dennoch aufgeschreckt und voller Schuldgefühle. Die vermehren sich, als dann auch noch die Unwetter heftiger werden und schließlich nur noch die beiden Fremden, mit denen sie sich im Wirtshaus schon unterhalten hat, zu einer festen Konstante werden.
Sie retten Kyndra, als deren Welt zusammenbricht und locken sie auf eine spannende Reise, die den Horizont des Mädchens erweitert, die aber auch andeuten, dass mehr in ihr zu stecken scheint. In diesem Teil des Buches finden sich die stärksten Szenen: die Beschreibungen machen die Welt lebendig und auch die Heldin ist auf einem guten Weg.
Das Blatt wendet sich allerdings, als die Reisenden Naris erreichen. Anstatt auch hier Kyndra die Zeit zu geben, sich einzuleben, verfällt die Geschichte in ein klassisches Intrigen-Spiel, in dem sie plötzlich nur noch ein Spielball ist und andere das Ruder übernehmen. Dadurch kommen die Enthüllungen der wirklich wichtigen und richtungsweisenden Geschehnisse viel zu kurz, sie werden eher nebenbei abgehandelt - während der Machtkampf zwar für Spannung sorgen soll, es aber nicht schafft, weil das Hickhack seine Schwächen hat. Immerhin fängt sich die Handlung zum Ende hin wieder etwas und schafft es dann endlich auch die Weichen für die Fortsetzung zu stellen, denn das eigentliche Abenteuer beginnt erst.
Der Roman ist gefällig geschrieben, hat im Mittelteil - gerade in Naris - ein paar Längen. Die Helden-Figuren sind gut ausgearbeitet, die Gegenspieler weniger, was dem ganzen Konflikt etwas an Kraft nimmt. Alles in allem bleibt ein zweispältiger Eindruck: Einerseits punktet das Buch durch interessantes Ambiente und gute Ideen am Anfang, andererseits fällt es zum Ende hin deutlich ab.
„Die Legenden von Mond und Sonne“ ist ein Debüt mit Schwächen, das zum Ende hin so weit die Kurve kriegt, dass man durchaus neugierig auf den zweiten Band wird. Immerhin sind die wichtigsten Figuren sympathisch gestaltet und einige Ideen es durchaus wert, weiter zu verfolgen, was die Autorin daraus macht.