Stefan Burban: Söldnertreue (Buch)

Stefan Burban
Söldnertreue
Titelbild: Allan J. Stark
Atlantis, 2015, Paperback, 320 Seiten, 13,90 EUR, ISBN 978-3-86402-165-7 (auch als Hardcover und eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Die Truppe des Söldners Kilian besteht (nach den Ereignissen in „Söldnerehre“) nur noch aus ihm selbst und dem Barden Silas. Sie haben keinen Auftrag und sind pleite, als der erfolgreiche Söldnerführer Ciran Talbert auftaucht, um eine Armee auszuheben. Es gelingt den beiden, sich zu qualifizieren und in das disziplinierte Heer eingegliedert zu werden.

Gegen wen sie kämpfen sollen, erfahren die Söldner erst, als ihnen befohlen wird, die Dörfer der befriedeten Moyri zu überfallen, die sich nach Logans Sieg über Coyle Pollok um eine Aussöhnung mit den Varis bemühen. Wer der Auftraggeber ist und welche Beweggründe ihn antreiben, weiß nicht einmal Talbert, doch Kilian findet es ausgesprochen merkwürdig, dass ausgerechnet ein Moyri der Verbindungsmann ist. Schon aufgrund seiner Freundschaft mit Logan will er herausfinden, was gespielt wird.

Unterdessen betreibt Logan vergebens Schadensbegrenzung, denn der Clan der Blauspeere und ihre Verbündeten wollen in den Krieg ziehen und haben bereits mehrere Varis-Dörfer dem Erdboden gleichgemacht, wobei die Horden durch das Gebiet der Schwarzbären, Logans Clan, gezogen sind und somit deren Territorium verletzt haben. Um die Blauspeere für ihre Untaten zur Rechenschaft zu ziehen und eine Eskalation zu verhindern, beruft Logan das Konzil ein und muss zu seinem Entsetzen feststellen, dass die Drohungen und Versprechungen von Dys Bollnar, Anführer der Blauspeere, längst auf fruchtbaren Boden gefallen sind.

Während die Clans streiten, dringen die Söldner immer weiter vor in das Land der Moyri. Als eine Gruppe ausgesandt wird, die Logan ermorden soll, schließt sich Kilian ihr an. Er weiß, dass er dadurch mit großer Wahrscheinlichkeit sein eigenes Leben verwirkt, doch nur so hat er eine vage Chance, zu seinem Freund zu gelangen, um mit ihm über die merkwürdigen Dinge zu reden, die er erlauscht hat.

Dabei ahnen beide nicht, wie prekär die Situation in Wirklichkeit ist, denn eine Bedrohung, die alle aus der Welt geschafft glaubten, soll wieder auf die Menschheit losgelassen werden, und selbst das ist nicht die ganze Wahrheit. Um diesen gerissenen und skrupellosen Feind zu besiegen, müssen große Opfer gebracht werden und Gegner einander vertrauen.


Wie schon der Vorgängerband ist auch „Söldnertreue“ relativ in sich abgeschlossen. Man kann den Roman ohne Vorkenntnisse lesen, da der in „Söldnerehre“ ausgetragene Konflikt nun einige Jahre zurückliegt und sich um die Hauptfiguren Kilian und Logan neue Kameraden scharen. Was man über die vorherigen Ereignisse wissen muss, wird in Nebensätzen erwähnt und reicht aus, um die Querverbindungen zu verstehen. Trotzdem hat man viel mehr Spaß an der Lektüre, wenn man Band 1 kennt.

Die beiden wichtigsten Protagonisten stehen auch hier zunächst wieder auf verschiedenen Seiten, bis sie zu ahnen beginnen, dass sie und ihre Leute gegeneinander ausgespielt werden sollen, um den Plänen des Strippenziehers nicht länger im Weg zu stehen. Allein der ihnen eigenen hohen Moral ist es zu verdanken, dass sie sich nach mehreren eklatanten Vorfällen bei allem Misstrauen dennoch gemeinsam an einen Tisch setzen, reden und nach einem Ausweg suchen.

Es geht um nicht weniger als das Verhindern eines Bürgerkriegs unter den Moyri, eines erneuten Niedermetzeln der Varis und der Rückkehr einer Person, die nach Macht giert und Freude am Chaos und Morden hat. Logan, Kilian, Talbert und ihren wenigen Unterstützern ist das schnell klar. Obwohl sie zahlenmäßig Dys Bollnar und seinen Anhängern unterlegen sind, wollen sie alles geben, um diese furchtbare Zukunft zu verhindern.

Wie man es von Stefan Burban mittlerweile gewohnt ist, wird reichlich gekämpft, das Blut fließt in Strömen, und Sympathieträger werden abgeschlachtet. Die Szenen dienen nicht dem Selbstzwecke, aber er beschönigt auch nicht die Kriegsgräuel; vielmehr erscheinen sie wie eine Mahnung an die heutigen Machthaber, es angesichts der zahlreichen Krisenherde nicht zu einem offenen Krieg kommen zu lassen.

Man möchte eigentlich bloß noch den Kopf über die naiven, leicht manipulierbaren Schulschwänzer schütteln, die für einen Klimaschutz hüpfen, den keiner mehr braucht, wenn die Erde zu einer Atomwüste gemacht wurde. Unter dem Slogan „Schwerter zu Pflugscharen“ wusste man im vergangenen Jahrhundert, wo die Prioritäten liegen: dass man eine Zukunft braucht, um aufforsten (damals gab es noch keine Natur zerstörenden und Tiere schreddernde grüne Windräder) und Plastiktüten durch Jute-Taschen ersetzen zu können.

Nun, die Helden machen eine Menge durch und geraten regelmäßig in ausweglose Situationen, aus denen sie sich durch kluge Taktik, vom Autor frühzeitig eingefädelte Begebenheiten und glückliche Zufälle hinauszumanövrieren vermögen. Dass sie selbst der schieren Übermacht des Feindes immer wieder trotzen können, weil sich dieser gern durch seine Arroganz zu Fehlern verleiten lässt, überzeugt nicht so ganz, doch irgendwie muss der Autor ja einen Teil seiner wichtigsten Figuren retten - für das nächste Buch, „Söldnerzwielicht“.

Auch wenn man es gar nicht so martialisch mag, möchte man die Romane von Stefan Burban, einmal angefangen, ungern aus der Hand legen, weil man erfahren will, wie die Protagonisten die Gefahren meistern und wer von ihnen am Leben bleibt. Darüber blendet man auch die kleinen Holper des Lektorats und inhaltliche Schwächen wie die Definition der Charaktere über ihre Waffen und die rettenden Fügungen in letzter Sekunde aus.