Invincible 2 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 10. April 2020 11:07
Invincible 2
Autor: Robert Kirkman
Zeichnungen: Ryan Ottley
Übersetzung: Frank Neubauer
Cross Cult, 2020, Paperback, 320 Seiten, 30,00 EUR, ISBN 978-3-95981-383-9
Rezension von Christel Scheja
„Invincible“ ist die etwas andere Superhelden-Serie von Robert Kirkman, den die meisten Leser vermutlich durch „The Walking Dead“ kennen. Aber auch in der Saga um den Jugendlichen, der ein schweres Erbe antritt, kümmert er sich mehr um das Zwischenmenschliche als das Heldenhafte. Das ist auch dem zweiten Band der Reihe anzusehen, der die Geschichte fortschreibt.
In weniger als einem Jahr hat sich das Leben von Mark Grayson auf dem Kopf gestellt. Nicht nur, dass nun endlich die Kräfte erwacht sind, die in ihm schlummerten, weil sein Vater ein Außerirdischer ist, er ist auch als Invincible ins Licht der Öffentlichkeit getreten und versucht nun Teil der Welt zu werden, in der Omni-Man schon einer der ganz Großen ist.
Seine erste Bewährungsprobe kommt, als ein Irrer Mitschüler in lebende Bomben verwandelt, aber das ist nichts gegen das, was ihn noch erwartet. Zunächst aber lebt er sich erst einmal ein, versucht das Superhelden-Leben mit dem normalen Leben zu vereinen und lernt andere Jugendliche kennen, die ähnliche Gaben wie er besitzen; es macht ihn glücklich, bis zu dem Tag, an dem sein Vater alles verrät.
Der Vorfall schlägt tiefe Narben in Marks Seele und seine Familie. Während er den Schock zu verdauen versucht und nur wenige hat, die ihm jetzt noch vertrauen, kämpft er mehr denn je darum, der Held zu bleiben der er ist, was ihm weder außerirdische Zivilisationen noch Superschurken aller Art einfach machen. Auch das Vertrauen anderer Helden in ihn ist nicht mehr da, denken doch viele, der Apfel fiele nicht weit vom Stamm. Und als wäre das nicht genug, macht auch die Liebe Mark zu schaffen.
Leicht hat es der junge Titelheld nun wirklich nicht, denn zum Ende des ersten Bandes hin, brach all das zusammen was er kannte und liebte. Sein Vater verwandelte sich von einem strahlenden Vorbild zu einem Monster und Feind, der ihn mit Schlägen und Spott überschüttete. Kein Wunder, dass der junge Mann in einer Identitätskrise steckt, vor allem jetzt, wo auch noch so viele wissen, dass er der Sohn von Omni-Man ist. Nur seine Maske schützt davor, dass seine Privatidentität enthüllt worden ist.
Für seine Belange als Teenager und Schüler bleibt da nur wenig Zeit, wenn überhaupt. Erst als ihm Superschurken und außerirdische Bedrohungen etwas mehr Luft lassen, kann er wirklich wieder daran arbeiten, seine zwischenmenschlichen Beziehungen neu aufzubauen und zugleich auch seiner Mutter zu helfen, die das Ganze noch mehr mitnimmt als ihn.
Das Bild ist damit ein ganz anderes als in den üblichen Superhelden-Geschichten. Mark mag zwar besondere Kräfte haben und Einiges können, aber seine Psyche und seine Seele sind immer noch sehr verwundbar; er denkt und fühlt menschlich, wäre ohne Freunde, die ihm den Rücken stärken, aufgeschmissen.
Natürlich erlebt er auch jede Menge Action, aber er gehört auch eher zu den Helden die erst zu reden versuchen und sich eigentlich nicht unbedingt schlagen müssen. Leider hört man ihm nur selten zu - und so gibt es viel zu tun, was man auch aus anderen Helden-Geschichten schon kennt.
Auch die Superhelden in seinem Umfeld sind angenehm menschlich, jeder hat seine eigene kleine Vorgeschichte, seine Leidenschaften aber auch Schwächen. Ein reiner Archetyp ist keiner und das sorgt für weitere interessante Facetten.
Es mögen auch diesmal wieder viele Superhelden-Klischees benutzt werden, aber wie man es von Kirkman gewohnt ist, nimmt er sie gerne auf die Schippe und zeigt, dass man sie auch ganz anders interpretieren kann, ohne dass der Spaß verloren geht.
Der Zeichenstil erinnert mehr denn je an die silberne und goldene Zeit der Superhelden-Comics, auch wenn die Szenarien modern sind.
Damit bleibt „Invincible“ eine interessante Abwechslung zu den Superhelden-Comics der großen Verlage, denn das schillernde und manchmal naiv wirkende Abenteuer hat auch seine nachdenklichen und tiefgründigen Momente, nimmt bekannte Handlungsmuster genauer unter die Lupe und erzählt facettenreich und vielschichtig von seinen sich entwickelnden Figuren.