Marie Brennan: Feuer und Schatten - Der Onyxpalast 2 (Buch)

Marie Brennan
Feuer und Schatten
Der Onyxpalast 2
(Onyx-Court: In Ashes Lie, 2009)
Übersetzung: Andrea Blendl
Titelbild: Martin Frei
Cross Cult, 2019, Taschenbuch, 600 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-95981-401-0 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Marie Brennan liebt die britische Geschichte und deren Eigenarten, das hat sie schon in ihrer ersten Saga bewiesen, in der sie sich an die viktorianische Ära der Weltreisenden und wissenschaftlichen Entdecker der Krone anlehnte. Nun macht sie etwas ortsnaher weiter, denn bei ihr sind britische Vergangenheit und die Welt der Feen eng miteinander verbunden. Auch im zweiten Band von „Der Onyxpalast“ bleibt das so: „Feuer und Schatten“ macht einen Sprung in eine bewegte Zeit, die Einiges von der alten Ordnung auf den Kopf stellt.

 

Seit mehr als einem Menschenalter regiert Lune über die Fae des Onyxpalastes und beschützt ihr kleines aber feines Reich, zu dem auch die Menschen von London gehören, vor den Gefahren, die ihnen aus der magischen aber auch irdischen Welt drohen.

Schon seit einigen Jahren bedrohen ausgerechnet aus dem Norden, von Schottland her, neue Denkweisen das Land. Die Ideen und die Macht der Puritaner breitet sich immer mehr aus, und in dieser ist kein Platz mehr für Monarchen und Fae.

Während König Charles die Warnzeichen übersieht und sich viel lieber als absolutistischer Herrscher sehen will, versuchen Lune und ihr „Prinz vom Stein“, das Bindeglied zwischen Menschen und Fae, das Schlimmste zu verhindern, ahnen sie doch, dass in die ganzen Entwicklungen auch Verrat unter den Fae mitspielt. Aber sind sie wirklich in der Lage, das Verhängnis und den Drachen, das durch Oliver Cromwell und einen machtgierigen Feenlord entfesselt wird, aufzuhalten?


Der zweite Band der Saga springt ins 17. Jahrhundert. Von den irdischen Protagonisten des ersten Band lebt niemand mehr, nur die unsterblichen Feen sind mehr oder weniger noch alle da und spinnen im Onyxpalast ihre Ränke. Lune hat ein festes Netz um ihren Hofstaat gewebt, aber auch viele Änderungen eingeführt, die sich in dieser Zeit als immens wichtig erweisen.

Denn die Puritaner unter Cromwell verfolgen nicht nur diejenigen, die nicht so denken wie sie und die einflussreichen Personen des Adels, sie scheinen auch alles daran zu setzen, die Welten der Feen und Sterblichen voneinander zu trennen. Auch als sie schon längst besiegt sind, wirkt ihr Einfluss nach und gipfelt in der großen Feuersbrunst von 1666, die deutlich macht, wie sehr die Geschickte der Unsterblichen mit denen der einfachen Menschen miteinander verbunden sind.

Bis es aber so weit ist, darf der Leser miterleben, was die Helden diese Zeit versuchen, um das Wirken der Puritaner einzudämmen und wie sie gleichzeitig herausfinden wollen, wer im Feenreich Schwierigkeiten bereitet. Und Lune steht vor der großen Bewährungsprobe ihrer Herrschaft und weiß sehr wohl, dass diese Zeiten über Wohl und Wehe ihrer Macht und ihres Hofes entscheiden werden.

Das Ganze hat etwas von den Ränken aus Shakespeares Stücken, vermischt mit vielen Elementen aus der realen Geschichte; es bleibt nahe an den Figuren und bietet eine abwechslungsreiche Handlung, denn auch wenn nur selten gekämpft wird, so setzen doch genau diese actionreichen Konfrontationen dann Akzente.

Die Atmosphäre ist in sich stimmig, denn die Feen werden so dargestellt wie man sie aus den alten Sagen und Mythen oder den Stücken des großen Barden kennt, als Spiegelbild der menschlichen Adelshöfe - nur bevölkert von Wesen, die eben nicht mit dem leidenschaftlichen Feuer der Menschen ausgestattet sind, sondern durch ihre Langlebigkeit viel nüchterner und kälter handeln als die Sterblichen. Mehrfach wird vor Augen geführt, dass die Feen eben keine Menschen sind und ihre Moral eine ganz andere ist als man es gewohnt sein mag.

„Feuer und Schatten“ ist nach „Die Schattenkönigin“ eine gelungene Fortführung von „Der Onyxpalast“. Wieder greift Maire Brennan eine bewegte Epoche der britischen Geschichte auf und zeigt, welche Auswirkungen das auch auf die unsterblichen Wesen haben kann, die mitten unter den Menschen leben und gleichzeitig ihre eigenen Ränke spinnen. Wer jedenfalls intrigenreiche Fantasy mit Hintergrund mag, der wird auch an dieser Geschichte großen Spaß haben können.