Professor van Dusen 2: Professor van Dusen reitet das trojanische Pferd (Hörspiel)

Professor van Dusen 1
Professor van Dusen reitet das trojanische Pferd
Script: Michael Koser
Regie: Gerd Naumann
Sprecher: Bernd Vollbrecht, Nicolai Tegeler, Jürgen Thormann u.a.
Allscore, 2015, 1 CD, ca. 80 Minuten, ca. 7,95 EUR

Rezension von Elmar Huber

„Im Mai 1903 hatte sich herausgestellt, dass Professor van Dusen dringend Erholung brauchte. Seine anstrengenden wissenschaftlichen Forschungen und die zahlreichen Kriminalfälle, die er in seiner Freizeit zu lösen pflegte, hatten stark an seinen Kräften gezehrt. Darum waren wir von New York aus zu einer Reise um die Welt aufgebrochen, die drei Jahre dauern und uns in unglaubliche Abenteurer verwickeln sollte. Wie zum Beispiel die Sache mit dem trojanischen Pferd.“

Im Oktober 1904 erreichen Professor Augustus van Dusen und sein Chronist Hutchinson Hatch auf ihrer dreijährigen Weltreise den türkischen Ort Truvar, besser bekannt als das historische Troja. Ihr Bekannter, der Archäologe Hugo Hinkeldey, der dort eine Ausgrabung leitet, hatte ihnen einen sensationellen Fund angekündigt. Er habe stichhaltige Hinweise auf den Fundort des sagenhaften Trojanischen Pferdes erhalten, die angeblich von Heinrich Schliemann persönlich stammen.

Doch als der Professor und Hatch am Grabungsort ankommen, hat der Archäologe noch immer keine Spur des Pferdes gefunden. Hinkeldeys Auftraggeber, der Bankier, Millionär und Sammler antiker Gegenstände, Spiros Makropulos, ist über die negative Nachricht äußerst ungehalten. Kurz darauf wird Makropolus Leiche aufgefunden, alle Anzeichen deuten auf Selbstmord.

Professor van Dusen glaubt weder an die Existenz eines riesigen Holzpferdes, noch an den Selbstmord Makropolus‘. Schnell enttarnt er die angeblichen Beweise als Fälschungen, was den Mordverdacht noch erhärtet. Doch wer hätte ein Motiv, den Milliardär zu töten, und wer ist der geheimnisvollen Fremde mit Mantel, Hut und Brille, auf den van Dusen und Hatch während ihrer Ermittlungen immer wieder stoßen?

„Der Fall ist gelöst. [...] Ich meine den gesamten kriminologischen Komplex, mein lieber Hatch. Die Mordfälle Spiros Makropulos, Lucia Cavalli und den Betrug mit dem trojanischen Pferd. Alles hängt zusammen. Es gibt nur einen Fall und einen Täter.“


Mit „Professor van Dusen reitet das trojanische Pferd“ hat Michael Koser zum ersten Mal seit der klassischen Radio-Serie einen neuen „van Dusen“-Fall verfasst. Unsere Helden befinden sich mitten in der Weltreise, auf die sie Michael Koser einst schon recht früh in seinen originalen Radiohörspielen geschickt hatte. So ist diese Folge als vollwertiges Tie-in zur Originalserie zu sehen; ein Konzept, das noch dutzende, wenn nicht hunderte nicht erzählte Fälle zulässt, sowie die Möglichkeit, immer wieder einige alte Bekannte zu treffen, wie hier Professor Hinkeldey. Sehr liebevoll und gewissenhaft wird von den Machern der „neuen Fälle“ auch immer wieder erwähnt, wo der aktuelle Fall zeitlich etwa einzusortieren ist beziehungsweise wo die Helden schon einmal auf bestimmte Figuren getroffen sind.

So schön dieses ‚Drumherum‘ ist, muss man doch feststellen, dass sich der Fall reichlich verzettelt. Die Folge wirkt deutlich überkonstruiert und ist mit ihrem Aufgebot an Figuren und Nebenschauplätzen auch reichlich überladen, so dass es schwer fällt, dem roten Faden der Handlung auf Anhieb zu folgen. Etwas Mut zur Straffung hätte dem Fall gut getan.

Die Dialoge sind dagegen durch die Bank gewohnt spritzig und humorvoll, voll liebenswürdiger Ironie, die sogar in der Begleitmusik aufgegriffen wird. Die Figuren sind bis in die Nebenrollen liebevoll gezeichnet und, wie von Allscore gewohnt, glänzend besetzt. Neben den ‚Hauptdarstellern‘ Bernd Vollbrecht und Nicolai Tegeler hört man hinter dem Mikrofon wieder eine ganze Reihe erstklassiger Stimmen. Einmal mehr sind die Allscore-Label-Kollegen „Holmes und Watson“ Christian Rode und Peter Groeger dabei wie auch Jürgen Thormann (Synchronstimme von Michael Caine) als Professor Hinkeldey. Den Rest macht die angenehm unaufgeregte und im besten Sinne altmodische und humorvolle Inszenierung.

„Professor van Dusen reitet das trojanische Pferd“ bietet inhaltlich zu viel des Guten, ist aber doch gewohnt glänzend produziert.