Oskar Hoffmann: Der Goldtrust / Die Eroberung der Luft (Buch)

Details

Kategorie: Rezensionen

Veröffentlicht: Dienstag, 15. Oktober 2019 09:08

Zwei Roman der legendären Champion-Kollektion aus der Feder Oskar Hoffmanns legt Dieter von Reeken im dritten Band der Werkausgabe in einem Buch zusammengefasst auf.

Zunächst begegnet uns in „Der Goldtrust“ der Russe Wassilowitsch, der im italienischen Treviso nahe Venedig seine Zelte aufgeschlagen hat. Der zurückhaltende, vom Schicksal mit einem Buckel bedachte Chemiker hat in seiner Klause das Geheimnis des Goldmachens entdeckt. Das von dem Chemiker im Labor fabrizierte Edelmetall weist zwar einen leichten Grünton auf, die chemischen wie physischen Eigenschaften aber sind mit dem aus der Erde gehobenen Metall identisch.

Kaum wird die Entdeckung bekannt, findet Wassilowitsch Horden von Menschen vor seiner Tür. Neben Millionären, die um ihren Reichtum fürchten, fassen auch Gesandtschaften der Monarchen vor, ob er ihnen sein epochales Geheimnis verkaufen würde. Die italienische Regierung nimmt gar seine Forderung über einhundert Millionen Lire an, nur um dann von dessen Weigerung, sein Geheimnis preiszugeben, überrascht zu werden. Wassilowitsch wird gefangengesetzt und soll gezwungen werden, seine Forschungsergebnisse dem italienischen Staat zu offenbaren. Die Engländer befreien ihn aus dem Kerker und bringen ihn, wohl bewacht, nach London. Während sie noch versuchen, ihm das Geheimnis, das inzwischen als Falschmünzerei entlarvt wurde, zu entreißen, verbünden sich alle anderen Staaten gegen Britannien. Dass ihm seine Erfindung kein Glück bringen würde, das hat er geahnt, dass er aber verfolgt, verleumdet und gejagt wird, ja dass sein Leben in Gefahr gerät, das hätte er in seinen kühnsten Alpträumen nicht vermutet .

„Die Eroberung der Luft“ berichtet, wie der Titel markant darstellt, von der Änderung der Verkehrswege, der Handelsbeziehungen und schlussendlich der Kriege. Ein Franzose, mütterlicherseits Deutscher, erfindet den Akkumulator mit dessen Hilfe lenkbare Luftschiffe Wahrheit werden. Die Franzosen sichern sich die Patente ihres Landsmanns, schreiben den anderen Nationen vor, wie diese die neue Ära anzugehen haben. Der Pol wird ebenso erreicht wie eine Fährverbindung über den Kanal und die Alpen eingerichtet werden. Bald schon beginnen sich auch die Militärs für die Luftschiffe zu interessieren. Zunächst wird nur Aufklärung über die Luft betrieben, dann lagern die Schiffe Granaten ein, deren Abwurf desaströse Schäden anrichten. Während die USA eigene Wege gehen und ihre Erfindung letztlich im Deutschen Reich landet, versuchen die Franzosen erfolgreich einen Konflikt mit ihren östlichen Erzfeind zu provozieren - ein Weltkrieg bricht aus, der in der Luft geführt und entschieden wird…

Die Champion-Kollektion sollte, das berichten uns die Herausgeber der Kollektion Oskar Hoffmann in den Vorworten der Bücher, ganz bewusst als Widerpart zu der im Hartleben Verlag erscheinenden Jules-Verne-Edition an den Start gehen. Broschiert wie auch in Leinen gebunden sollte dem französischen Visionär Konkurrenz gemacht werden, sollten Bücher von diversen Autoren, vornehmlich aber Hoffmann, dem Leser eine abenteuerliche Vision der Welt von Morgen und Übermorgen präsentieren.

Oskar Hoffmanns Romane haben, davon legt von Reekens Kollektion beredt Zeugnis ab, auch heute noch das Potential den Leser zu faszinieren. Anders als viele Beispiele früherer Autoren lassen sich seine phantastischen Abenteuergeschichten auch heute noch spannend lesen, auch wenn man ein gewisses Deutschtümeltum als Zeitzeugnis akzeptieren muss.

Vorliegend weiß insbesondere die erste Geschichte zu überzeugen. Der Plot weist einen durchgängigen Handlungsbogen auf, die Geschichte ist in sich stimmig fortentwickelt und führt zu einem glaubwürdigen Ende.

Anders dagegen „Die Eroberung der Luft“, die uns in kurzen, locker mit einander verbundenen Essays und Novellen eine fiktive Zukunftsversion mit der bestimmenden Erfindung eines lenkbaren Luftschiffs offeriert.

Mit diesem Band schließt der Verlag seine Neuausgabe der Kollektion Hoffmann in zweiter Auflage ab und beendet damit gleichzeitig seine erzählerische Publikation. Zukünftig werden nur mehr Sekundärwerke zur utopisch-phantastischen Literatur erscheinen - eine Entwicklung, die zwar nachvollziehbar, aber mehr als zu bedauern ist. Dieter von Reeken ist es zu verdanken, dass das fast vergessene Werk von Kurt Laßwitz, Oskar Hoffmann, Robert Kraft und Paul A. Müller einer breiteren Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht wurde - dafür gebiert ihm Bewunderung und Dank!

• Zurück
• Weiter