Jonas Torsten Krüger: Das Orakel von Barcelona (Buch)

Jonas Torsten Krüger
Das Orakel von Barcelona
Titelillustration von Getty Images
Ueberreuter, 2010, Hardcover, 256 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-8000-5561-6

Carsten Kuhr

Man schreibt den 25 Juli im Jahr des Herrn 1492. Ein gewisser Christobál Colón sucht die Abtei Monserrat auf, um vom dortigen Orakel zu erfahren, ob er wirklich den Seeweg nach Indien finden wird. Die verneinende Antwort veranlasst ihn, das Orakel zu stehlen und das Weite zu suchen.

Jahrhunderte später treffen wir auf einen entfernten Nachfahren des Diebes, der unter dem Namen Christopher Kolumbus in die Geschichtsbücher einging. Die junge Mila lebt mit ihrer Familie in der malerischen Altstadt von Barcelona. In ihren Sommerferien nutzt sie die freie Zeit um zu baden, ihrem Vater, einem angesehenen Schmied, im Verkaufsraum zur Hand zu gehen und sich um ihren an Alzheimer erkrankten Großvater zu kümmern. Als dieser ihr, in einem seiner wachen Momente, anvertraut, dass ihre Familie als Nachfahren Kolumbus’ als Wächter eines mythischen Gegenstands auserkoren sind, gibt sie zunächst nicht viel auf das Geschwätz des senilen Opas. Erst als ein skrupelloser Privatdetektiv bei ihnen einbricht und sie verfolgt, ahnt sie, dass das Schicksal und ihre Abstammung ihr eine Aufgabe zugedacht haben. Eine Puzzlejagd quer durch das malerische Barcelona beginnt, in der Mila und ihr Fechtpartner Tomás auf den Spuren Gaudis das verschollene Orakel suchen....

Jonas Torsten Krügers Roman um die Nachfahren des berühmten Entdeckers gerät zu einer Liebeserklärung an die malerische wpanische Küstenstadt Barcelona. Mit viel Gespür für die malerischen Winkel, die Schönheiten und berühmten Söhne der Stadt, berichtet er uns eine spannende Geschichte. Vordergründig geht es natürlich um die Suche nach dem verschollenen Orakel, darum, dem skrupellosen Detektiv zu entkommen und das Orakel an seinen alten Heimatort zurückzubringen. Verpackt hat Krüger in diese Geschichte aber auch ein einfühlsames Bild einer katalanischen Familie, die ihren alzheimergeplagten Großvater zuhause pflegt, und ein junges Paar, das sich zunächst nicht eben grün ist, das im Verlauf der Ereignisse aber zueinander findet. Das hat etwas Rührendes an sich, das vermittelt, ganz anders als in unserer teutonischen Gesellschaft oftmals üblich, Familiensinn und Verantwortungsbewusstsein, Nähe und Wärme. Das übernatürliche Element spielt lediglich im Hintergrund eine Rolle, der Autor konzentriert sich ganz auf seine beiden Säulen, auf denen der Text ruht – die einfühlsam und interessant gezeichneten Charaktere und die malerische Kulisse, in der er seine temporeiche Handlung eingebettet hat.

Als solches legt er nicht nur eine Hommage an Barcelona, sondern auch ein spannendes Werk um ein altes Geheimnis vor, das das Interesse der Leser an die Seiten fesselt.