Golden Kamuy 1 (Comic)

Satoru Noda
Golden Kamuy 1
Übersetzung: Burkhard Höfler
Cross Cult, 2019, Paperback, 192 Seiten, 10,00 EUR, ISBN 978-3-96433-256-1

Rezension von Christel Scheja

Historische Mangas sind in Japan meistens mit einem leichten übernatürlichen Element versehen, das ist bei dem hier vorliegenden Titel „Golden Kamuy“ nicht anders. Es macht in doppelt interessant, spielt die Geschichte doch in einer für uns Westler völlig unbekannten Region.


Der Russisch-Japanische Krieg hat ein Ende gefunden und viele Soldaten sind zu ihren Familien zurückgekehrt, andere wieder versuchen sich nun als Glücksritter durchzuschlagen, so wie Saichi Sugimoto, der mit einem Kumpel in den eisigen Flüssen Hokkaidos nach Gold sucht. Der „Unsterbliche“, der so viele Schlachten überlebt hat, merkt aber auch, dass ihn das auf Dauer nicht weiter bringt.

Erst als er von einem kostbaren Goldschatz der Ainu erfährt, der vor vielen Jahren gestohlen wurde, erwachen wieder seine Lebensgeister und er macht sich zusammen mit der Ainu-Jägerin Asirpa auf Schatzsuche. Doch die beiden sind nicht die Einzigen, die es auf den vor vielen Jahren versteckten Schatz abgesehen haben. Auch andere versuchen die Hinweise zu finden und damit den Weg dorthin.


Die Geschichte greift ein interessantes Kapitel in der japanischen Geschichte auf. Der junge und neu geformte Staat mag zwar rasend schnell in der Gegenwart angekommen sein und hat auch schon ähnliche Allüren wie die westlichen Staaten derzeit entwickelt, aber hinter den Kulissen ist vieles noch wie früher und einige Leute werden auch sich selbst überlassen, wenn man sie nicht mehr braucht. Saichi Sugimoto mag zwar mal als Held gefeiert worden sein, aber inzwischen ist er desillusioniert und frustriert.

Seine Motive nach dem Schatz zu suchen sind natürlich selbstsüchtig, würde das Gold ihn letztendlich doch aller Existenzsorgen entledigen, doch schon in diesem ersten Band findet ein erstes Umdenken statt, ausgelöst durch die naturverbundene Asirpa. Und man kann davon ausgehen, dass aus der Zweckgemeinschaft, die die beiden bilden, bald mehr wird.

Schauplatz ist die nördlichste Insel des Archipels, die Heimat einer unterdrückten Volksgruppe, die hier endlich einmal ein wenig positivere Beachtung findet. Zugleich spielen auch noch leichte übernatürliche Elemente mit hinein, denn auch die Geister der Natur scheinen irgendwie noch ein Wörtchen mitreden zu wollen und nicht nur andere Schatzjäger, denen es nur um den Profit geht.

Alles in allem beginnt „Golden Kamuy“ 1 sehr interessant; gerade für westliche Augen wird ein ungewohntes Setting präsentiert, das man nicht kennt und in eine interessante Geschichte eingebunden ist, die noch viel Zündstoff bieten könnte. Man darf jedenfalls auf die Fortsetzung gespannt sein.